Claus Ruhe Madsen

Das sagte Claus Ruhe Madsen als er erstmals mit brand eins über seine Idee sprach, Rostock zur Corona-Modellstadt zu machen. Der 48-Jährige gerät im Jahr 2018 eher zufällig in die Politik. Bei einer Weihnachtsfeier der CDU wird er gefragt, ob er es nicht einmal als Oberbürgermeister-Kandidat versuchen wolle. Madsen ist zu dieser Zeit Möbelhändler und ehrenamtlicher Präsident der örtlichen Industrie- und Handelskammer. Zunächst denkt er sich nichts weiter dabei. Als ihn kurz danach auch die SPD fragt, merkt er: „Okay, die meinen es wirklich ernst.“ Er entschließt sich, es zu versuchen – und einiges anders zu machen als üblich.




• Dass er anders tickt, zeigt sich schon während seines Wahlkampfs: Claus Ruhe Madsen produziert einen eigenen Podcast und ein Browser-Game („Madsen räumt auf“), statt den üblichen Kugelschreibern und Feuerzeugen verschenkt er Zeit. „Solange sich die Menschen mit kleinen Ärgernissen befassen müssen, brauchen wir ihnen nicht mit großen Ideen zu kommen“, sagt Madsen. Er besucht Vereine und Unternehmen, arbeitet in Kitas mit, um zu erfahren, was die Bürgerinnen und Bürger beschäftigt. Madsen möchte Rostock innovativer und lebenswerter machen. Sein Motto: Weniger schnacken, einfach machen. Das kommt gut an.

Im Sommer 2019 gewinnt er, ohne Parteibuch, aber unterstützt von CDU und FDP, die keine eigenen Kandidaten gefunden hatten, die Wahl zum Oberbürgermeister der Hansestadt Rostock. Seit September 2019 ist der gebürtige Kopenhagener offiziell im Amt. Er ist der erste ausländische Oberbürgermeister einer deutschen Großstadt.

Zuvor hat Madsen eine Möbelhauskette mit fünf Filialen aufgebaut, eine Wohnmobilvermietung gegründet und Softeis verkauft. Viele Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger scheitern in der Politik. Madsen hat sich nicht nur durchgesetzt, sondern ist weit über Rostock bekannt geworden. Vor allem wegen seiner zum Teil unkonventionellen Anti-Corona-Maßnahmen.

Die Methode Madsen

Corona-Management: Mut zu harten Entscheidungen

Am 10. März 2020 gibt es den ersten Infektionsfall in Rostock: Ein Urlauber hat sich in Österreich mit dem Coronavirus infiziert. Am nächsten Morgen sitzt Claus Ruhe Madsen mit Feuerwehrleuten, Polizisten, Mitarbeitern des Gesundheitsamtes, Ärzten und Senatoren im Krisenstab. In wenigen Stunden soll das Konzert des Popsängers Johannes Oerding in der ausverkauften Stadthalle stattfinden. Es gibt zu diesem Zeitpunkt weder eine Landes- noch eine Bundesverordnung, die Großveranstaltungen verbietet. Ihm wird geraten, das Konzert stattfinden zu lassen. „Ich hörte: Es wird sehr teuer, wenn wir es absagen“, sagt Madsen. Kurz darauf ruft er in der Stadthalle an, in der gerade die Proben stattfinden, und sagt es ab. „Es musste sein. Das hätte ein Superspreader-Event werden können.“ Wenige Stunden später unterzeichnet er eine Allgemeinverfügung, die alle Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Menschen in Rostock verbietet – als eine der ersten Städte in Deutschland.

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