Stadt, Land, Bus

Vor Ort ist Kommunikation ein Selbstläufer? Von wegen. Vier Beispiele für Herausforderungen und besonderen Einsatz.



Fotos: © Wilko Jäger (Dorfansicht) und privat (Porträt)


• In Chemnitz und Cottbus wohnen Neonazis, die Nordsee ist kalt, München teuer, Berlin ist arm, aber sexy, Köln schwul, Duisburg ist gar nichts und – Entschuldigung – wer oder was ist Meckenbeuren?

Für Landschaften oder Städte zu werben ist ein harter Job, denn bei vielen ist die Meinung über Orte schon zementiert. Und es ist auch nicht leicht, die Bürger in der Kommune selbst zu informieren oder gar miteinander ins Gespräch zu bringen.

Noch härter wird es, wenn man weiß, dass Stadt-Kommunikatoren die Ärmsten der Armen sind. Der Getränkehersteller Red Bull gibt pro Jahr rund 1,6 Milliarden Euro für das Marketing seiner Energydrinks aus. Deutschlands beliebteste Stadtmarke, die Hansestadt Hamburg, gerade mal 15 Millionen Euro, wenn man alles zusammenzählt, was irgendwie mit Marketing zu tun hat. Freiburg verfügt über kaum mehr als eine Million Euro für Öffentlichkeitsarbeit, und das Dorf Meyenburg in Niedersachsen hat gar nichts außer einem kreativen Bürgermeister mit einem knallroten VW-Bulli.

Ortschaft in der Gemeinde Schwanewede, Landkreis Osterholz, Niedersachsen — 1400 Einwohner — 19,25 Quadratkilometer Fläche — kommunale Kommunikation: keine Stelle (macht der Bürgermeister selbst)

Das Problem mit Meyenburg ist, dass es so hübsch ist: Kopfsteinpflaster, Reetdächer, Wassermühle – und alles 30 Autominuten nördlich von Bremen. 1400 Einwohner hat das Dorf heute, und nur sechs davon sind noch Landwirte. Hier wohnen jetzt Professoren, Chefärztinnen, Banker und Angestellte aus der Großstadt, die sich das leisten können. Die Neuen verstanden lange nicht so richtig, wie die Kommunikation auf dem Land abläuft. Früher war das Kirchspiel der zentrale Informations-Ort, um mitzukriegen, was los ist, dann wurden es der Dorfladen, das Café oder die frei- willige Feuerwehr. Wer da nicht hinging, kriegte nichts mit.

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