„Das ging ab wie ’ne Rakete“

Wohl dem, der in diesen Zeiten einen funktionierenden Onlineshop hat! Und warum eröffnet dann Gusti Leder ein Ladengeschäft nach dem anderen?




Glaubt an die Innenstadt: Christian Pietsch, Gründer und Geschäftsführer von Gusti Leder in einer Berliner Filiale (oben)

• Die Gründe für Christian Pietschs gute Laune erschließen sich auf den ersten Blick nicht so recht. „Ich hab’ die Mietverträge für unsere nächsten sechs Ladenlokale auf dem Tisch liegen“, sagt der Rostocker Unternehmer fröhlich, „bis Ende 2021 wollen wir in Deutschland 15 neue Läden eröffnen.“

Armer Herr Pietsch. 15 neue Läden für Taschen und Rucksäcke aus Leder? Ist der Gründer und Geschäftsführer des Lederwarenhändlers Gusti Leder noch ganz bei Trost? Warum tritt ein erfolgreicher Onlinehändler die Reise ins Gestern an? Trotz aller Lockdown-Abgesänge auf den Einzelhandel in den deutschen Fußgängerzonen, der die Leder- und Schuhwarenbranche am härtesten trifft (68 Prozent der Händler sehen sich in ihrer Existenz bedroht)? Doch dann öffnet Pietsch auf seinem Laptop die Datei mit dem Zahlenwerk seiner Firma in den vergangenen Jahren.

Der Volkswirtschaftsstudent Christian Pietsch war in den späten Nullerjahren in den Semesterferien einige Male nach Indien gereist. Er war dort auf der Suche nach einem handfesten Projekt – als Gegengift zu den praxisfernen Theorien an der Universität. Und wenn sich damit auch noch Geld verdienen ließe – warum nicht? Besonders die Produktion von Taschen, gefertigt nach althergebrachter Art, meist aus Ziegenleder, erweckte sein Interesse. Er schloss Lieferverträge ab, zunächst mit Familienbetrieben, in denen die Produzenten traditionell auf dem Boden sitzend nähen, bald auch mit Lederfabrikanten. Günstige wie schlichte Taschen und Rucksäcke – „das ging gleich gut ab“, sagt Pietsch, „wir sind mit viel Glück in einen Trend reingerutscht.“ Das Unternehmen erhielt – in Anlehnung an eine Kindheitserinnerung des Firmengründers an eine Ziege namens Gusti – den Namen Gusti Leder. Das war 2009 und Pietsch noch Student.

Anfangs verkaufte Pietsch seine Waren ausschließlich über Ebay. Schon im Jahr 2010 kamen mehr als 200 000 Euro Umsatz zusammen. Zu den Produkten gab es stets mehr als die üblichen drei Fotos, und die Paketkosten sollten möglichst unter fünf Euro bleiben. „Wir haben die Taschen geknickt und gequetscht, damit die Sendungen irgendwie durch den Schlitz für den Maxibrief passten.“

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