Körperwelten
Die alte Trennung von Körper und Geist ist schon lange überholt. Heute muss das Verhältnis neu gedacht werden.
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Körperbewusstsein
Spüren Sie sich gerade? Und wenn ja: wo genau? Vor einigen Jahren, als das Handfeste noch das Normale war, das Leben und Arbeiten in digitalen Netzwerken noch Science-Fiction, machte man sich über solche Fragen lustig. Wer sich nicht spürte, nicht wusste, wo sein Körper ist, der sollte sich, so der Rat, doch ganz einfach mal ins Ohr kneifen. Dann wäre alles wieder klar.
Das kann man auch heute tun, da die Pandemie und die physische Begegnungsarmut viele dazu verleitet, eine neue Körperlichkeit zu fordern. Doch was das sein soll – vom geselligen Beisammensein im Kollegen-, Freundes- und Familienkreis einmal abgesehen – bleibt unklar.
Ein neues Körperbewusstsein, neu dank Digitalisierung?
Kneif mich mal.
Für die meisten Menschen ist Körperbewusstsein irgendwas mit guter Figur und tollem Aussehen, und schön ist, was anderen gefällt.
Doch Körperbewusstsein, das unter die Haut geht, unter die Oberfläche des größten menschlichen Organs, irritiert.
Vor gut 25 Jahren entwickelte der deutsche Anatom Gunther von Hagens aus dieser Irritation ein spektakuläres Geschäftsmodell. Seine Ausstellung „Körperwelten“ zeigte präparierte Leichen, und das ging, im Wortsinn, unter die Haut.