China

Das Land wird autokratisch regiert, und das derzeitige Wachstum muss nicht ewig währen, aber ungeachtet aller Vorbehalte erlebt China seit seiner wirtschaftlichen Öffnung einen beispiellosen Aufstieg. Ein Erklärungsversuch des langjährigen China-Korrespondenten Henrik Bork.





Land der Widersprüche und des rasanten Wandels – vom kommunistischen Gründer der Volksrepublik, Mao Zedong (rechts), zum Vorreiter moderner Mobilität; von der großen Mauer zum Sinnbild für Hyperkonsum (S. 83); von traditioneller Kampfkunst zur Fabrikhalle der Welt (S. 84); von rückständiger Zahnbehandlung zur paramilitärischen Bekämpfung der Corona-Pandemie (in einem Krankenhaus in Wuhan, S. 87)

• Die Coronakrise ist ein neuer Sputnik-Moment. So hieß der erste Satellit, den die Sowjetunion am 4. Oktober 1957 überraschend ins All geschossen hatte. Damals erkannte die westliche Welt, dass Moskau ein ernst zu nehmender Rivale mit weltweiten Ambitionen war.

Ein ähnliches Erwachen findet momentan im Hinblick auf China statt. 2020 war die chinesische die einzige größere Volkswirtschaft der Erde, die trotz der Pandemie wachsen konnte, um 2,3 Prozent.

„Wie China in den USA und im Rest der Welt gesehen wird, wird nach dieser Krise nie mehr so sein wie vorher“, schreibt der Ökonom Branko Milanovic im Magazin »Foreign Affairs«.

Ist der chinesische Staatskapitalismus – Milanovic nennt ihn einen „politischen Kapitalismus“ – dem liberalen Kapitalismus westlicher Prägung überlegen? Gewinnt China den Wettkampf der Systeme?

Nach knapp drei Jahrzehnten in China habe ich immer noch keine Antwort auf diese Fragen. Wohl aber ein paar Beobachtungen, was die chinesische Wirtschafts- und Industriepolitik von der in Europa und den USA unterscheidet.

Der wirtschaftliche Fortschritt Chinas seit der Machtübernahme der Kommunisten im Jahr 1949 ist gewaltig. Besonders seit Deng Xiaoping das Land aus internationaler Isolierung befreit und den unternehmerischen Geist vieler Chinesen entfesselt hat, ging es ununterbrochen bergauf. „Seit China sich 1978 zu öffnen und seine Wirtschaft zu reformieren begann, wuchs das Brutto-Inlandsprodukt im Durchschnitt zehn Prozent pro Jahr, und mehr als 800 Millionen Menschen sind aus der Armut gehoben worden“, so die Analyse der Weltbank.

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