Korrespondentenbericht #Japan

Lästige Tugend

In kaum einem Land werden so viele Überstunden gemacht wie in Japan. Die Regierung will das ändern.





• Mayumi Yamashita würde ihr Land am liebsten verlassen. „Hier arbeitet man zu viel“, sagt die 37-Jährige aus Tokio. Im Vertrag der Designerin ist eine 40-Stunden-Woche vereinbart, zudem hat sie 20 Tage Urlaub pro Jahr. Aber die Praxis sehe anders aus: „Ich mache jede Woche Überstunden. Und meinen Urlaub nehme ich auch nicht voll, weil das keiner tut.“

Das hohe Arbeitspensum in Japan ist berüchtigt. Seit vielen Jahren wird es im Land diskutiert, zumal viele darin einen wesentlichen Grund für die niedrige Geburtenrate sehen. Doch geändert hat sich nie etwas. Umso überraschender kam der Vorstoß der Politik im Sommer dieses Jahres: Ein Komitee der regierenden Liberaldemokratischen Partei (LDP) gab die Empfehlung aus, dass die Bevölkerung nur noch an vier Tagen pro Woche arbeiten soll. Ein fast schon revolutionärer Vorgang.

Entstanden ist diese Idee in der japanischen Niederlassung von Microsoft. Dort hatte man im Sommer 2019 beschlossen, einen Monat lang die Vier-Tage-Woche zum Standard zu machen. Bei vollem Gehalt sollten die Angestellten mehr Zeit haben, ihren Hobbys nachzugehen, sich weiterzubilden, sich in der Gesellschaft zu engagieren oder Zeit mit Partner und Familie zu verbringen.

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