Mission possible: ein faires Steuersystem

Die Zeit ist reif für radikale Reformen, sagen zwei Ökonomen aus Berkeley. Hier ihr Konzept.





• Das Problem ist bekannt: Reiche Menschen zahlen weniger Steuern als arme. Multinationale Konzerne nutzen Schlupflöcher, um ihre Steuerschuld zu drücken. Politiker tun wenig, um das zu ändern. Einige werden von den Wohlhabenden durch Spenden und Lobbyarbeit beeinflusst. Andere meinen, dass der Fiskus den Elan der wirtschaftlich Erfolgreichen nicht bremsen sollte. Und viele haben resigniert: In Zeiten der Globalisierung lasse sich das Kapital nicht kontrollieren.

Stimmt nicht, sagen die beiden Ökonomen Emmanuel Saez und Gabriel Zucman von der University of California in Berkeley. Sie rechnen in ihrem Buch „Der Triumph der Ungerechtigkeit“ vor, wie man die Missstände in den USA und anderen Nationen beheben könnte. Die Globalisierung müsste ihrer Meinung nach nicht in einen Steuerunterbietungs-Wettbewerb ausarten. Der Status quo sieht laut Saez und Zucman so aus: Das reichste Prozent der US-Bevölkerung verdient ein Fünftel des Nationaleinkommens – doppelt so viel wie noch 1980. Milliardäre zahlen einen Spitzensteuersatz von 23 Prozent, weniger als halb so viel wie 1970. Unternehmensgewinne werden mit 21 Prozent besteuert; 1960 lag der Satz bei 52 Prozent. Jahrelang konnten amerikanische Multis von Apple bis Google zudem rund 60 Prozent ihrer ausländischen Gewinne in Niedrigsteuerländern verbuchen, vorzugsweise in Irland und auf den Bahamas. Im Jahr 2016 schrieben US-Firmen gut 20 Prozent ihrer ausländischen Gewinne in Höhe von 100 Milliarden Dollar „staatenlosen“ Gesellschaften zu, die nirgendwo registriert oder steuerpflichtig sind.

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