Problemlösungen und Lösungsprobleme
Verbrennt die Organigramme! Reißt die Bürowände ein! Macht einfach! Ein Gespräch über die Folgen solcher Appelle mit der Unternehmensberaterin Judith Muster.

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe 03/2020.
brand eins: Frau Muster, einer der beiden Vorstandssprecher von SAP, Christian Klein, sagte neulich in einem Interview, was seine Firma jetzt brauche, seien Kundenorientierung, Innovation und Agilität. Der Interviewer hat nicht nachgefragt, was Klein damit meint – wieso sind diese Begriffe so selbstverständlich geworden?
Judith Muster: Wahrscheinlich könnte es sich kein Dax-Vorstand leisten, das Gegenteil zu fordern: keine Kundenorientierung, keine Innovation, keine Agilität. Begründungspflichtig ist nicht das Bekenntnis zu Agilität, sondern die Ablehnung. Man kann sich trefflich darüber streiten, ob das mehr ist als eine Managementmode. Interessanter ist die Frage nach den realen Organisations-Schmerzen, die hinter dem Ruf nach Agilität stehen.
Welche könnten das sein?
Bei einem westeuropäischen Technikkonzern, den wir untersucht haben, wollte man auf eine Radikal-Restrukturierung hinaus. Das Ausrufen von Agilität diente als Hebel: Anders hätte man die vorhandenen Strukturen nicht auflösen können. Ein Ziel war, die heimlichen Herrscher in den Bereichen und Abteilungen mit ihren über viele Jahre verfestigten Privilegien zu entmachten.
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