Cradle to Cradle
Die Kirschbaum-Ökonomie
„Cradle to Cradle“ verspricht einen ewigen Kreislauf ohne Abfälle, in dem alles aufs Neue verwertet wird. Wie realistisch ist das? Ein Realitäts-Check.

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe 10/2018.
• Ein Kirschbaum wirkt verschwenderisch. Über und über ist er im Frühjahr bedeckt von Blüten, erfreut Menschen mit seiner Schönheit, versorgt Vögel und Insekten mit Früchten. Auch Boden, Kleinstlebewesen und Pflanzen profitieren, wenn er seine Blätter zur Erde fallen lässt. Und doch verschwendet er nichts. Ein Kirschbaum beschenkt alle mit seinem unermüdlichen Schaffen. Der Baum ist eingebunden in einen immerwährenden Kreislauf. Und deshalb ein Sinnbild, das einem begegnet, wenn man sich auf die Suche nach der Bedeutung des Begriffs „Cradle to Cradle“ macht.
Es ist ein Slogan, der Konsumenten seit einigen Jahren immer mal wieder begegnet, wenn sie eine Hose von C&A, ein T-Shirt von Trigema, ein Shampoo von Aveda, ein Reinigungsmittel von Ecover oder einen Stift von Stabilo kaufen. Doch warum tragen bislang nur wenige Produkte diese Bezeichnung? Immerhin ist der Begriff seit Jahren bekannt und verspricht viel Gutes.
Cradle to Cradle bedeutet übersetzt „von der Wiege zur Wiege“ und ist das Gegenbild zu „Cradle to Grave“ – von der „Wiege bis zur Bahre“. Mit dieser Phrase ist der Weg eines Produktes zur Deponie gemeint. Sie steht für Überproduktion und Wegwerfmentalität, kurz: für die Zerstörung des Planeten. Die Idee von Cradle to Cradle, auch C2C genannt, ist, mit all dem Schluss zu machen: Nach dem Vorbild eines Kirschbaums sollen Menschen in Zyklen produzieren und alte Waren in ein neue verwandeln.
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