Michael Mayer, Oettingen Bei Bewerbungsgesprächen für entsprechende Positionen in unserem Hause ist es bei mir Pflicht, nach dem Scheitern zu fragen. Einem Menschen, der von sich behauptet, noch nie gescheitert zu sein, begegne ich mit äußerstem Misstrauen. Scheitern ist für mich ein ganz wesentlicher Baustein in der Persönlichkeitsentwicklung und der menschlichen Reife. Ich kann mir schwerlich vorstellen, dass es Menschen gibt, denen noch nie etwas misslungen ist. Die Gefahr lauert dann in einer offensichtlich nicht vorhandenen realistischen Selbstwahrnehmung oder der Fähigkeit zur Selbstkritik. Das ist gefährlich! Bei Scheitern oder Fehlern interessieren mich zunächst die Beweggründe für Entscheidungen; es gibt ja kaum einen Menschen, der absichtlich Fehler macht, es sei denn, es handelt sich um Sabotage. Über die Beweggründe erfährt man, wie es zu einer Fehlentscheidung kam, und kann dann anschließend gezielt daran arbeiten. Oftmals ist es schlichter Informationsmangel, den es zu beseitigen gilt. Oder eben mangelnde Erfahrung, und die kann man nicht kaufen.