Christoph Türcke im Interview
Das Geld reicht nie
Der Philosoph Christoph Türcke erklärt, was das Zahlungsmittel mit Magie und Menschenopfern zu tun hat.

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe 11/2015.
brand eins: Für Ökonomen ist Geld zunächst ein Tauschmittel. Haben sie recht?
Christoph Türcke: Die seit Aristoteles herrschende ökonomische Lehre lautet: Geld ist ein Instrument, sonst nichts. Ein Irrtum. Das Wort Geld kommt vom angelsächsischen Gilt, also Schuld. Damit waren nicht private Schulden gemeint, sondern die Schuld, die archaische Kollektive gegenüber Göttern zu haben glaubten. So paradox es klingt: Schuld diente zunächst der seelischen Erleichterung. Die Schlachtung eigener Stammesgenossen, die vor Naturschrecken schützen sollte, ließ sich viel leichter ertragen, wenn man sich höhere Mächte vorstellte, die das von einem verlangten und dem Stammeskollektiv gewissermaßen sagten: Das schuldest du mir. Die Entstehung von Schuld war auch die Entstehung von Sinn. Mit der Zahlung kam Sinn in die Welt, so unsinnig die ersten Zahlungen auch waren.
Wir freuen uns, dass Ihnen dieser Artikel gefällt.
Er ist Teil unserer Ausgabe Ökonomischer Unsinn
