Fliegenpilze. Und ein Mädchen mit roter Plastiktüte allein im Wald. Rotkäppchen? Rotkäppchen!
Doch die Rollen scheinen merkwürdig vertauscht, und die Ebenen geraten ins Rutschen. Die Fliegenpilze stehen eigentlich für Gefahr - wenn sie denn echt wären. Aber möglicherweise sind sie ebenso aus Plastik wie das Kleid des Mädchens.
Ute Behrend spielt mit den guten alten Märchen, ihrer Einteilung der Welt in Gut und Böse, und stellt sie in einen überraschenden Zusammenhang mit unserer komplexen Alltagswirklichkeit. Sie erzählt Geschichten von Mädchen und jungen Frauen, Alltagsgegenständen und Zimmerpflanzen, Wäldern und Seen. Aus einem Fundus von Bildern, die gefunden und nie gestellt wirken, stellt sie Paare zusammen, die nur auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben.
So setzt die Fotografin in unserem Kopf ein assoziatives Hin- und Herpendeln in Gang, das nicht eher ruht, bis wir unsere individuelle Geschichte konstruiert haben. Die Bildpaare entführen uns in eine andere, irreale Welt, die in sich aber schlüssig ist - wie im Märchen.
Ute Behrend schafft eindrucksvolle Bilder von der Kindheit und vom Erwachsenwerden, ohne in Klischees zu verfallen. Dabei beherrscht sie die seltene Kunst, Kindern auf Augenhöhe zu begegnen und nicht von oben herab. Ihr Blick ist authentisch, unmittelbar und poetisch.