„Da muss ein Chef auch mal Schläge aushalten.“
Immer mehr Unternehmen suchen ihren Daseinszweck. Macht das im Alltag einen Unterschied? Wolfgang Jenewein, Professor an der Universität St. Gallen, über Schönfärberei, weinende Manager und Sinn als große Chance.

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe Unternehmensberater 2020.
brand eins: Wie übersetzen Sie Purpose?
Wolfgang Jenewein: Gar nicht. Ich erlebe in meinen Workshops und Diskussionen, dass jeder in diesem Begriff etwas anderes sieht. Für den einen ist es Sinn, für den anderen geht es um die Daseinsberechtigung seines Unternehmens, ein Dritter sieht darin Motivation. Und damit lasse ich es bewenden. Hilfreich ist, was den Menschen nutzt.
Geht es bei Sinn um den tieferen Nutzen eines Produktes – nach dem Motto: Die Menschen kaufen keine Bohrmaschine, sie kaufen das Loch – oder um einen höheren Sinn, wie den Schutz der Umwelt?
So verstehen es viele. Für mich ist das aber meist Schönfärberei. Ich sehe wenige Unternehmen, denen es tatsächlich darum geht, die Welt zu heilen oder zu ernähren. Wir sollten erst einmal damit anfangen, dass Menschen wieder mehr Sinn in ihrer Arbeit sehen, und sagen: Hey, das Loch ist sinnvoll, meine Arbeit gibt den Menschen etwas – statt nur die zehn Cent Umsatz zu sehen, die sie generiert haben. Zu sagen: Ich gebe etwas …
