Die letzte Rettung
Machen Wirtschaftsprüfer Fehler, müssen sie für den Schaden haften. Dafür brauchen sie eine Versicherung. Doch die Risiken sind so groß, dass nur wenige Anbieter sie übernehmen wollen. Sehr viel wird deshalb in einem einzigen Haus geregelt.
/ Es ist ein Bau, wie er unscheinbarer kaum sein kann. Das Eckhaus in der Dotzheimer Straße in Wiesbaden ist grau und wenig beleuchtet, in vielen Büros sind die Vorhänge zugezogen. Von der Straße aus ist kein Name, kein Logo zu erkennen. Nur wer näher tritt, entdeckt im Erdgeschoss der Nummer 23 ein Kürzel, kaum sichtbar: VSW. Nichts deutet darauf hin, dass viele deutsche Wirtschaftsskandale am Ende hier geregelt werden.
Das Understatement gehört zum Geschäft: Deutschlands Wirtschaftsprüfer sind auf Diskretion und ihre Reputation bedacht. Bei Problemen oder gar Insolvenzen von Firmen, deren Bilanzen sie jahrelang geprüft haben, reden sie Fehler, Klagen und Vergleiche mit Geschädigten klein. Selbstverständlich seien sie auch versichert, erklären sie gern. Aber wie genau, und wie weit dieser Schutz im Falle eines Schadens von Hunderten Millionen, ja Milliarden Euro tatsächlich reichen würde, erfährt man in der Regel nicht. Es geht bei dem Thema um viel Geld, den Ruf, im Zweifel um die Existenz. Mandanten könnten nervös werden, das gilt es unbedingt zu vermeiden.