Was wächst schneller – Probleme oder Lösungskompetenz?

„Optimismus kann man lernen.“

Wired-Gründer Kevin Kelly zählt seit den 80er-Jahren zur digitalen Avantgarde. Auch in das Thema künstliche Intelligenz hat sich der 71-jährige Kalifornier begeistert gestürzt. Im Gespräch erzählt er von der alten Panik vor neuen Technologien, dem Malen nach Algorithmen und dem Countdown seines Lebens.





brand eins: Herr Kelly, haben Sie heute schon mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) gemalt?

Kevin Kelly: Nein, heute noch nicht (lacht). Hier in Kalifornien ist es auch erst neun Uhr morgens. Aber gestern Abend war ich wieder dran!

Bei Ihrem Vortrag auf der diesjährigen SXSW-Konferenz (siehe Seite 6) haben Sie erzählt, dass Sie seit fast einem Jahr jeden Tag Bilder unter Beteiligung von generativer, also schöpferischer KI erstellen. Wie nennen Sie diesen Vorgang?

Ich sage meistens: I am arting. Die Ergebnisse sehen oft aus wie Gemälde, aber der Vorgang, die Position, die ich einnehme, ähnelt eher der Fotografie. Ich bewege mich durch einen virtuellen Raum und jage nach den Bildern – so, wie ich als Fotograf nach Motiven suche. In der Malerei arbeitet man länger an einem Werk.

Mit welchem Tool haben Sie gestern gearbeitet?

Ich habe mit der Funktion „Generative Füllung“ in Photoshop herumgespielt. Damit lassen sich Fotos erweitern. Die KI ergänzt, wie das Bild links, rechts oder oben weitergehen könnte. Oder man entfernt etwas aus dem Bild, einen Menschen oder ein Auto zum Beispiel, und die KI schlägt vor, was sich hinter dem entfernten Objekt befunden hat, wie das Bild also ohne das Auto aussieht. Ich habe Fotos, die ich vor vielen Jahren in Asien gemacht habe, mit der Funktion bearbeitet und war beeindruckt. Bei dieser Form von generativer KI erstellen wir nicht etwas komplett Neues, sondern modulieren, was wir bereits erschaffen haben.

In der Regel funktionieren Bild-KIs wie Midjourney, Dall-E oder Stable Diffusion mit Prompts, also Textanweisungen. Was haben Sie im Lauf Ihrer Arting-Experimente darüber gelernt?

Ich folge Menschen auf Instagram und in anderen Netzwerken, die ebenfalls regelmäßig KI-Bilder erstellen, da gibt es riesige Unterschiede. Manche sind viel besser als andere und können wirklich sensationelle Kunstwerke schaffen. Sie werden oft gefragt „Was war das Prompt?“, aber ich weiß inzwischen, dass es nicht die eine magische Kombination von Wörtern gibt, die du eintippen musst, um etwas Brillantes zu kreieren.

Sondern?

Man muss selbst anfangen, wie eine KI zu denken. Das bedeutet, wortwörtlich zu denken und sich zu fragen, was die KI hören möchte. Und man muss einfach viel ausprobieren. Ich glaube, ich bin mit der Zeit ein ganz geschickter KI-Flüsterer geworden. Ich habe ein gutes Gespür dafür entwickelt, welche Kommandos das Ergebnis bringen, das ich mir wünsche. Aber auch ich komme an meine Grenzen.

In welchen Momenten?

Neulich hatte ich ein konkretes Bild im Kopf, aber die KI brachte einfach nicht das gewünschte Ergebnis. Theoretisch können diese Algorithmen zwar jedes vorstellbare Motiv produzieren – aber es muss nicht nur denkbar, sondern eben auch „sagbar“ sein.

Ein menschlicher Künstler malt ohne Umweg, was in seinem Kopf ist. Doch Prompts sind derzeit noch sprachbasiert – was wir nicht in Worte fassen können, können wir bei der KI auch nicht in Auftrag geben. Die KI-Schnittstellen werden sich aber bald in diese Richtung verändern. Die erwähnte „Generative Füllung“ in Photoshop kommt bei einigen Funktionen schon ohne Ansage aus.

Kein Thema hat 2023 die Tech-Branche so dominiert wie generative, also schöpferische KI. Sind denn Modelle wie ChatGPT wirklich so viel besser als die KI-Systeme davor?

Nur teilweise. Vieles konnten die Plattformen schon eine Weile, aber erst jetzt sind ihre Fähigkeiten jedem zugänglich. Sie zu nutzen ist auch ohne Programmierkenntnisse möglich und mit Einschränkungen kostenfrei. Das hat ähnliche Effekte wie die Entwicklung des Browsers und des World Wide Web: Das Internet gab es auch schon vorher, aber erst die grafische Schnittstelle brachte den Durchbruch. Und wenn nicht mehr nur 20 Forschende eine Anwendung nutzen, sondern 20 Millionen Menschen, wird viel mehr und viel schneller Neues ausprobiert und entdeckt. Trotzdem glaube ich, dass wir bei KI auf eine Art Plateau zusteuern und dort erst mal verharren werden.

Warum?

Systeme wie ChatGPT basieren auf Large Language Models (LLMs) und sogenannten Transformermodellen. In diesem Feld gab es schon eine ganze Weile keine echte Innovation mehr. Wir haben sie in den vergangenen Jahren nur immer größer gemacht, mit mehr Daten trainiert, ihnen mehr Rechnerleistung und einen größeren Wortschatz gegeben. Doch letztlich bauen diese Modelle nur eine einzige Form von Intelligenz des menschlichen Gehirns nach – die sprachbasierte. Unser Gehirn verfügt jedoch über unzählige andere Arten der Intelligenz und des Denkens.

Trotzdem hat der aktuelle KI-Boom Panik ausgelöst. Von vielen Unternehmerinnen und Forschern wurde ein Entwicklungsmoratorium gefordert. Was halten Sie davon, die Arbeit an generativer KI für ein halbes Jahr einzufrieren?

So eine Pause wird es nicht geben. Sie ist weltfremd und letztlich nicht sinnvoll. Generell ist Regulierung gut und wichtig, aber es ist noch zu früh, wirkliche Gefahren zu erkennen.

Sich Risiken auszumalen ist einfach, aber die meisten angenommenen Gefahren werden vermutlich nie eintreten. All die Forderungen nach einem Moratorium sind Publicity-Stunts. Sie passen aber gut zu dem gegenwärtigen Geunke über eine bösartige KI, die sich aufschwingt, uns zu töten.


Sich Risiken auszumalen ist einfach, aber die meisten angenommenen Gefahren werden vermutlich nie eintreten.

Ich habe eine leise Ahnung, dass Sie diese Angst nicht teilen …

Wer Angst vor einer die Menschheit unterjochenden KI hat, überschätzt nicht nur KI-Systeme, sondern auch die Bedeutung von Intelligenz. Um die Welt zu ändern, braucht es mehr als nur Intelligenz: Raffinesse, Kooperation, Einfühlungsvermögen oder Ausdauer. Es sind nicht unbedingt die intelligentesten Menschen, die etwas auf die Beine stellen.

Nur weil ein paar mittelalte Männer gern nachdenken, ist Nachdenken nicht automatisch das Wichtigste der Welt. Zugespitzt gesagt: Wenn Sie Einstein und einen Tiger in einen Käfig sperren – wer gewinnt?

Die Furcht vor einer Killer-KI mag unberechtigt sein. Aber ist die Sorge, neue KI-Systeme könnten Menschen arbeitslos machen, ebenso grundlos?

Ich glaube, dass nur sehr wenige Menschen in einer sehr kurzen Phase ihren Job durch KI verlieren werden. Anfang des Jahres habe ich einen Aufruf gestartet: Wer durch eine KI ersetzt wurde, möge sich bei mir melden.

Wie viele Rückmeldungen haben Sie bisher erhalten?

Keine einzige. Es erreichen mich nur Mutmaßungen um zwei Ecken. Also dass vielleicht die Stelle der Cousine eines Freundes in Gefahr sei. Doch der Arbeitsmarkt ist komplexer, als wir denken. Nehmen Sie bildgebende Verfahren wie Röntgen oder MRT: KIs können diese Bilder mittlerweile hervorragend auswerten, aber werden deshalb alle Radiologinnen und Radiologen arbeitslos? Nein. Die Berufsgruppe ist gefragt wie nie. Probleme bekommen vermutlich eher Menschen, die bisher medizinische Diagnosen oder Ähnliches transkribiert haben. Das geht mittlerweile automatisiert sehr gut.

Eine gemeinnützige US-Organisation, die gegen Essstörungen kämpft, hat kürzlich ihre Hotline-Angestellten entlassen und sie durch einen Chatbot ersetzt. Vier Tage vor der Ankündigung hatten sich diese Angestellten jedoch gewerkschaftlich organisiert …

Man kann also darüber streiten, wer daran schuld ist, dass diesen Menschen gekündigt wurde: die KI oder die Angst des Managements vor Gewerkschaften? Ich will nicht ausschließen, dass KIs Jobs kosten. Sicher jedoch weniger als befürchtet.

Anmerkung: Zwei Tage nach dem Interview stellte die National Eating Disorders Association (NEDA) den Einsatz des KI-Chatbots wieder ein. Er hatte Menschen mit Essstörungen Tipps zur Gewichtsabnahme und andere fragwürdige Ratschläge gegeben. Die NEDA vermeldete später, es habe sich bei der Kündigung der Hotline-Angestellten und der Chatbot-Einführung um „zwei separate Entscheidungen“ gehandelt, „deren Vermischung jedoch zu Verwirrung geführt“ habe.

Was würden Sie jungen Menschen raten, die gerade ihren Schulabschluss machen? Wie bereiten sie sich am besten auf ein von KI-Systemen geprägtes Berufsleben vor?

Die Schulen sollten lehren, wie jeder von uns am besten lernt: Wie nehme ich Informationen optimal auf? Visuell, geschrieben oder wenn ich sie höre? In welchem Rhythmus muss ich Dinge wiederholen, damit ich sie mir dauerhaft merke? Leider legen die meisten Schulen wenig Wert darauf, individuelle Lernkompetenz zu vermitteln. Man muss das selbst ein Leben lang trainieren.

Wie bildet man Menschen für Berufe aus, die es noch nicht gibt?

Als wir 1993 das Printmagazin Wired gegründet hatten, gingen wir damit sobald wie möglich online. Es gehörte zu den ersten Online-Medien überhaupt und hatte als erstes klickbare Bannerwerbung. Das Problem: Der Beruf des Web-Designers existierte damals noch nicht – wir erfanden das alles erst. Also engagierten wir Leute, die direkt von der Uni kamen. Seitdem gilt für mich das Motto: Hire for attitude, train for skills. Menschen können sich Fähigkeiten aneignen, wenn ihre Einstellung stimmt. Umgekehrt ist das nicht so einfach.

Ich würde jungen Menschen also empfehlen, neugierig, enthusiastisch und fleißig zu sein – die konkreten Fertigkeiten muss man sich ohnehin immer wieder neu aneignen.

Welche Rolle wird generative KI im Bereich Kunst oder Musik spielen?

KI wird als kreativer Partner dienen. In vielen Bereichen kann KI schon 90 Prozent der Arbeit übernehmen, für die ein Künstler seine Zeit aufwendet. Also kann sie oder er sich mehr auf die übrigen zehn Prozent konzentrieren und dadurch noch besser werden. Ich verwende gern den Vergleich von KI als Assistentin oder Praktikant. Jemand, der die Routineaufgaben, die Vorarbeit übernimmt, eine erste Recherche erledigt und einen Entwurf vorlegt.

Derzeit wird viel darüber diskutiert, womit KI-Systeme trainiert werden dürfen. Die Bildagentur Getty Images hat die Betreiber der KI-Software Stable-Diffusion verklagt, weil sie urheberrechtlich geschützte Fotos verwendet haben sollen. Die Sängerin Grimes hingegen hat ihre Stimme explizit freigegeben, damit KIs mit ihr neue Songs erstellen können. Was halten Sie für die klügere Strategie?

Über kurz oder lang wird es unendlich viele Arten von Trainingsdaten für KIs geben. Manche bekommen alles eingetrichtert, andere eine stark kuratierte Auswahl.

Das Thema durch die Urheberrechts-Brille zu betrachten ist der falsche Ansatz. Urheberrecht ist sinnvoll, wenn jemand etwas kopiert. Aber bei KI geht es um Inspiration und Referenzen. Welche Trainingsdaten in welchem Modell stecken, ist eine wichtige Information. Vor die Wahl gestellt, ob ihre Arbeiten in den Daten-Pool einer KI einfließen sollen oder nicht, werden sich die meisten Kunstschaffenden wohl dafür entscheiden.

Würden Sie die Unsicherheit im Umgang mit künstlicher Intelligenz mit der Unsicherheit in den Neunzigern vergleichen, als niemand wusste, welche Folgen das Internet haben würde?

Ich habe früh bei „The WELL“ mitgemacht, einer der ersten Online-Communitys, die 1985 entstand (siehe Kasten). Damals dachten wir und viele andere, das Internet würde nur als Forschungsmedium genutzt, für Online-Wahlen, Telemedizin und andere noble Zwecke. Spiele und Unterhaltung standen ganz unten auf der Liste.

Es kam jedoch genau andersrum: Online-Wahlen gibt es so gut wie nicht, Spiele und Unterhaltung hingegen haben das Internet vorangebracht. Selbst eBay oder Social Media hat anfangs niemand vorausgesehen, obwohl uns diese Entwicklungen heute naheliegend erscheinen.

Wie sich solche bahnbrechenden Technologien entwickeln, ist sehr komplex. Das macht es nahezu unmöglich, etwas vorherzusagen. Erst wenn viele Menschen sie ausprobieren und damit herumspielen, entstehen die wirklich interessanten Dinge.

Sie bewegen sich seit rund 40 Jahren in der Digitalbranche. Wie hat sich die Tech-Industrie in der Zeit verändert?

Eine der größten Veränderungen ist die Einstellung der Menschen zu neuen Technologien. Früher überwog Begeisterung, heute ist die erste Reaktion: Wie wird mir die neue Technologie schaden? Wie kann ich mich schützen, damit ich nicht am Ende der Trottel bin?

Es mag sein, dass fast jede neue Entwicklung Gewinner und Verlierer hervorbringt, aber mir fehlt der konstruktive Blick. Es ist relativ einfach aufzuzählen, was zum Beispiel bei KI alles schiefgehen könnte. Sich Innovationen vorzustellen, die einen positiven Effekt haben, ist schwieriger und erfordert mehr Nachdenken.


Wer in die Zukunft schaut, kann bei einem langfristigen Blick nur optimistisch sein. Ich will nicht bestreiten, dass es Probleme gibt. Aber unsere Fähigkeiten, sie zu lösen, wachsen immer schneller.

Sie sind jetzt 71 Jahre. Wie haben Sie sich Ihren Optimismus und Ihre Neugier bewahrt?

Ich bin optimistischer als je zuvor – weil ich es will. Optimismus ist kein Wesenszug, son- dern eine Fähigkeit, die man lernen kann.

Wie erlernt man sie?

Indem man langfristig denkt – sowohl mit Blick auf die Vergangenheit als auf die Zukunft. Je weiter der Zeithorizont des Denkens, desto einfacher ist es, optimistisch zu sein.

Ich lese viele Geschichtsbücher und hatte das Glück, dass ich in den 70er-Jahren eine Art Zeitmaschine geschenkt bekam: Damals, mit Mitte 20, reiste ich durch Afghanistan und den Himalaya. Die Dörfer dort hatten sich seit 500 Jahren nicht verändert. So konnte ich sozusagen einen Blick ins Mittelalter werfen. Das hat mir die Vorteile verdeutlicht, die der technische Fortschritt der westlichen Welt gebracht hat, sei es bei der Lebenserwartung, der Gesundheit, der Sicherheit oder der Vielfalt unserer Lebensentwürfe.

Auch wer in die Zukunft schaut, kann bei einem langfristigen Blick nur optimistisch sein. Ich will nicht bestreiten, dass es Probleme gibt. Aber unsere Fähigkeiten, sie zu lösen, wachsen immer schneller.

In Ihrem neuen Buch „Excellent Advice For Living“ geben Sie Ratschläge fürs Leben, von „Enthusiasmus ist 25 IQ-Punkte wert“ bis „Vertraue niemals Allzweckkleber“. Wann haben Sie angefangen, sie zu sammeln, und woher stammen sie?

An meinem 68. Geburtstag schenkte ich meinen Kindern eine Liste mit „68 ungefragten Ratschlägen“, die ich selbst gern früher bekommen hätte. Nach und nach wurden daraus 450 kleine und große Gedanken und Tipps, die ich jetzt veröffentlicht habe.

Etwa die Hälfte machen Weisheiten aus der Bibel, Sprichwörtern, von Stoikern oder aus dem Zen-Buddhismus aus. Die andere Hälfte entspringt eher der praktischen Alltagserfahrung. Ich habe versucht, alles mit meinen eigenen Worten auszudrücken. Aber selbst erfunden habe ich die wenigsten.

Haben Sie einen Favoriten?

Versuche nicht, die oder der Beste zu sein. Sei die oder der Einzige.

Was ist schlecht daran, die oder der Beste zu sein?

Es ist sehr schwer, die Nummer eins zu werden, egal ob als Golfspielerin oder als Koch. Und selbst wenn du es schaffst, wirst du es nie für immer bleiben. Also ist es klüger, in die andere Richtung zu gehen, indem du etwas tust, das schwer zu imitieren ist oder das nur du kannst. Etwas, das dir selbst leicht fällt, anderen aber schwer. Für mich ist die ewige Suche nach dem, was jemand besonders macht, der Sinn des Lebens.

Sie haben mal erzählt, dass Ihnen ein Countdown auf Ihrem Computer-Desktop anzeigt, wie viele Tage Sie noch zu leben haben. Gibt es den noch?

Ja und er zeigt mir heute … Moment … 5280 Tage an. Die App kann natürlich nicht hellsehen, sie berechnet nur die Differenz meines aktuellen Alters zur durchschnitt- lichen Lebenserwartung für jemanden meines Alters.

Interessant ist, dass die Zahl seit ungefähr fünf Jahren nahezu konstant ist, zum einen dank des medizinischen Fortschritts, zum anderen, weil sich mit zunehmendem Alter rein statistisch die Chancen erhöhen, dass noch einige Jahre dazukommen. Ich habe das installiert, weil es mir hilft, mich zu fokussieren. Ist das, was ich gerade tue, das, was ich wirklich will? Womit ich mein Leben verbringen möchte?

Womit verbringen Sie es im Moment?

Ich versuche, meinem Optimismus zu frönen, und arbeite gerade an positiven Szenarien für eine Welt in 100 Jahren. Eine erstrebenswerte Zukunft mit allgegenwärtiger KI, Gentechnik und konstantem Monitoring, in der ich selbst gern leben möchte. Denn ich glaube, damit wir eine solche menschenfreundliche Welt erschaffen können, müssen wir sie uns erst einmal vorstellen.

Das ist wirklich schwer. Aber gerade deswegen versuche ich es – damit wir positive Visionen haben, die uns als Ziel dienen können. //

Foto: Christopher Michel

71, ist ein renommierter Zukunftsforscher, Autor und Kenner der Tech-Branche. In den 70er-Jahren reiste er als Fotograf durch Asien – Fotos aus dieser Zeit hat er in dem Sammelband „Vanishing Asia“ veröffentlicht. In den 80er-Jahren wurde er Herausgeber und Chefredakteur des Gegenkultur-Magazins Whole Earth Review und konzipierte vier Ausgaben des legendären Whole Earth Catalog.

1985 zählt er zum Gründungsvorstand von The WELL, einer der ersten Online-Communities weltweit. 1993 war er einer der Gründer des Tech-Magazins Wired, für das er unter dem Titel „Senior Maverick“ noch heute arbeitet.

1999 schrieb er am Konzept des Films „Minority Report“ mit und unterstützte Regisseur Steven Spielberg, eine Vision der Technologien des Jahres 2054 zu entwickeln. Zur Jahrtausendwende startete er den Newsletter „Cool Tools“. Bis heute stellt Kelly auf der Website mit einem Team nützliche Dinge wie Apps, Webseiten oder sonstige Werkzeuge vor.

Kevin Kelly ist Co-Vorsitzender bei The Long Now Foundation, einer Stiftung, die sich für langfristiges Denken einsetzt. Sein Buch „Out of Control“ war (zusammen mit zwei weiteren Büchern) Pflichtlektüre für alle Schauspielerinnen und Schauspieler des Films „Matrix“, bevor sie das eigentliche Drehbuch lesen durften.

kk.org


Kevin Kellys exzellente Ratschläge fürs Leben stehen zum Teil auch auf seiner Website: kk.org/thetechnium