Wussten Sie, dass ...?

... ein Südpfälzer dem Dollarzeichen sein Aussehen gegeben hat?


1 - Die Zeichnungen aus seiner Feder sind weltweit bekannt ­ sein Name ist nur sehr wenigen ein Begriff: Thomas Nast. Er kommt 1840 in einer Landauer Militärbaracke zur Welt, seine Mutter wandert 1846 mit ihm nach New York aus, um der Armut in der Heimat zu entfliehen.

Mit 18 beginnt Nast für das Magazin Harper's Weekly politische Karikaturen zu zeichnen und entwickelt im Laufe seiner Karriere ein bemerkenswertes Gespür für aussagekräftige Symbole: Er gibt Uncle Sam, den personifizierten Vereinigten Staaten von Amerika, sein Aussehen. Er stellt als Erster die Republikaner und Demokraten als Elefant und Esel dar ­ erst danach übernehmen die Parteien die Symbole. Nast zeichnet auch verantwortlich für das, was heute auf der ganzen Welt als Zeichen gilt: die Darstellung des Dollar-Symbols, das zweifach durchgestrichene S.

Sogar unser Bild vom Weihnachtsmann hat Thomas Nast geprägt: In seinen Zeichnungen taucht immer wieder der alte Mann auf, der von seinem Schlitten herab Geschenke verteilt. Nasts Inspiration ist der Belzenickel, die Pfälzer Version des heiligen Nikolaus.

1931, Nast ist längst tot, greift Coca-Cola für eine Werbekampagne auf die Zeichnungen zurück ­ durch die Reklame verbreitet sich das Bild vom Weihnachtsmann als rot-weiß gekleideter alter Mann mit Rauschebart und roten Wangen auf der ganzen Welt.

... Landau den größten Reptilienzoo Deutschlands beherbergt?

2 - Früh übt sich, was ein Zoo-leiter werden will: "Ich habe mich schon als Kind für Leguane, Kaimane und andere Reptilien interessiert", sagt Uwe Wünstel, "aber mein Vater wollte die Tiere nicht so gerne zu Hause haben. Später habe ich meine 50-Quadratmeter-Wohnung in Hatzenbühl mit 60 Reptilien geteilt. Bis meine Frau fand, wir müssten eine andere Lösung finden." Die Idee des Reptilienzoos war geboren.

2003 übernimmt der gelernte Maurer Wünstel das Gelände eines ehemaligen Software-Unternehmens in Landau, investiert 3,5 Millionen Euro in den Um- und Neubau der Ausstellungshallen sowie in ein Verwaltungsgebäude und eröffnet am 1. Juli 2004 sein Reptilium: mit 800 Tieren 125 verschiedener Arten Deutschlands größter Terrarien- und Wüstenzoo.

75000 Besucher jährlich machen den Tierpark von Anfang zu einem Erfolg. 95 Prozent des Publikums sind Familien mit Kindern, die meisten reisen aus einem Umkreis von bis zu 250 Kilometern an. Menschen, die Wünstels große Leidenschaft für Schlangen und Echsen teilen, nehmen auch weitere Wege auf sich: Der Reptilienzoo hatte schon Liebhaber aus ganz Europa, den USA und Asien zu Gast.

Mittlerweile leben rund 1000 Tiere auf 2800 Quadratmetern, im kommenden Jahr soll ein 1000 Quadratmeter großes Außengelände für heimische Arten wie Ringelnattern, Perleidechsen oder Kreuzottern hinzukommen. Über diese Reptilien wüssten die meisten Menschen viel zu wenig Bescheid, findet der 27 Jahre junge Zooleiter Wünstel.

Das merkt er immer dann, wenn sein Handy klingelt und die Polizei dran ist. Vor drei Wochen war es mal wieder so weit: Die Beamten hatten nachts ein komplettes Haus evakuiert, weil ein Bewohner ein gefährliches Tier im Treppenhaus entdeckt hatte. Wünstel fuhr hin ­ es war eine Ringelnatter.

... in Germersheim die weltweit größte Hochschule für Übersetzer und Dolmetscher beheimatet ist?

3 - Formal ist der Fachbereich Angewandte Sprach- und Kulturwissenschaft (FASK) in Germersheim nur eine Nebenstelle der Universität Mainz. Aber dahinter verbirgt sich die wichtigste wissenschaftliche Ausbildungsinstitution für Übersetzer und Dolmetscher der Welt.

Mehr als 20 Sprachen werden den 2400 Studierenden hier angeboten, von Arabisch und Finnisch über Chinesisch bis zu Deutsch als Fremdsprache. Knapp die Hälfte der Studenten stammt aus dem Ausland, rund 90 Nationalitäten sind am FASK vertreten. Deutsche und Ausländer bestreiten einen Großteil ihrer Studien in gemeinsamen Veranstaltungen, was nicht nur die Sprachkenntnisse, sondern auch das Verständnis für eigene und fremde Kulturmuster im täglichen Miteinander fördert.

Das gilt übrigens auch außerhalb des Campus: Das Verhältnis zwischen den rund 20000 Germersheimern und ihren ausländischen Gästen ist bestens. Das bestätigt auch FASK-Dekan Karl-Heinz Stoll, der schon seit 1970 an der Hochschule lehrt: "Uns sind hier noch nie fremdenfeindliche Äußerungen oder gar Übergriffe zu Ohren gekommen."

... in der Südpfalz der größte Römerschatz nördlich der Alpen gefunden wurde?

4 - An einem Sommertag im Jahr 1980 wird Ludwig Kuhn, Geschäftsführer der Kieswerke Gebrüder Kuhn GmbH in Neupotz, von einem Baggerfahrer angerufen: "Du musst schnell kommen, wir haben etwas Unglaubliches gefunden." Kuhn eilt zur Kiesgrube und kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus: Was die Greifer des Schwimmbaggers da aus sieben Meter Tiefe zutage gefördert haben, ist ein riesiger Bottich, in dem sich 28 weitere Gefäße verbergen, darunter eine nahezu unversehrte Schmuck-Henkelkanne.

Der Unternehmer informiert das Landesamt für Denkmalpflege in Speyer, der Bottich bleibt nicht der letzte Fund. Im Laufe des folgenden Jahres holen sie Tafelgeschirr, Küchengerät, Werkzeug, Waffen und Münzen aus Eisen, Bronze, Messing, Holz und Silber aus dem Wasser ­ rund 1000 Gegenstände, der größte römerzeitliche Hort, der jemals nördlich der Alpen entdeckt wurde.

Er ist Teil der Beute, die vermutlich ein Germanenstamm im dritten Jahrhundert nach Christus bei einem Überfall auf das Römische Reich geraubt hat. Auf dem Rückweg in die Heimat wurden die Räuber bei der Rheinüberquerung von einer römischen Grenzpatrouille überrascht, das Fährboot mit dem Diebesgut versank in den Fluten. Heute ist der Schatz in einer Wanderausstellung zu bewundern. Der Finder hat ihn als Dauerleihgabe dem Historischen Museum der Pfalz überlassen. Im Herbst 2007 ist der "Barbarenschatz", so der Titel der eigens konzipierten Schau, in Luxemburg zu sehen.

... in der Südpfalz seit mehr als 50 Jahren Erdöl gefördert wird?

5 - Wer vom "flüssigen Gold" der Südpfalz spricht, meint meistens den Wein, den die Römer vor gut 2000 Jahren mitbrachten. Dabei gibt es in der Region noch eine viel ältere wertvolle Natur-Ressource, die in Fässer abgefüllt wird: Erdöl.

Der Rohstoff wurde 1955 bei Probebohrungen in der Nähe von Dammheim entdeckt ­ die kommerzielle Ausbeutung des Landauer Ölfeldes begann. Heute stehen die meisten der Pumpen, die das Öl aus einer Tiefe von bis zu 1500 Metern zutage fördern, zwischen Landau und Walsheim sowie bei Nußdorf. 2006 sprudelten dort aus 74 Bohrlöchern 24360 Tonnen Rohöl. Die Bohrung im rund 15 Kilometer entfernten Rülzheim hat es auf immerhin 714 Tonnen gebracht. Betreiber der Anlagen ist die Wintershall Holding AG, der größte deutsche Erdöl- und Erdgasproduzent, der in der Südpfalz noch 19 Menschen beschäftigt.

Seit den fünfziger Jahren hat das Erdölfeld Landau mehr als 4,3 Millionen Tonnen geliefert. Damals wie heute wird es aus den verschiedenen Bohrplätzen über ein Rohrsystem zum zentralen Betriebsplatz im Norden der Stadt gepumpt, bearbeitet und in Tankwagen zur Miro-Raffinerie nach Karlsruhe gefahren.

... in der Südpfalz der erfolgreichste Koi-Karpfen-Züchter Europas lebt?

6 - Matthias Schmitt aus Billigheim-Ingenheim führt einen Kabelmontage-Betrieb ­ und ist daneben einer der erfolgreichsten Händler und Züchter von Koi-Karpfen mit Kunden aus aller Welt. Seine Zierfische, für die Liebhaber bis zu 40000 Euro pro Exemplar bezahlen, haben 2006 bei der Interkoi, der wichtigsten europäischen Leistungsschau, gleich reihenweise Pokale eingeheimst und Schmitt den ersten Platz unter den Ausstellern beschert.

Seinen ersten Koi hat der 44-Jährige 1994 aus reiner Neugierde in einem Baumarkt gekauft und in den heimischen Gartenteich gesetzt. Damals vertieft er sich in Fachliteratur, tauscht sich mit Experten über Fütterung, Pflege, Haltung und Teichbau aus, seine Fische entwickeln sich immer besser, und irgendwann beginnt Schmitt, mit ihnen zu handeln. Erst reist er nach Japan, ins Mutterland der Koi-Zucht, um von Händlern und Züchtern zu lernen. Heute fliegt der Südpfälzer zweimal jährlich nach Asien, um sich mit Ware zu versorgen, die per Luftfracht nach Deutschland kommt.

Auch umgekehrt wird gereist: Mittlerweile kommen die etablierten Japaner nach Ingenheim, um Schmitts Methoden kennenzulernen. Das Wasser für seine Koi stammt aus einem eigens gebohrten Tiefbrunnen, seine Futtermischung hat er in jahrelangen Experimenten selbst kreiert, als Leckerbissen füttert er Wasserläufer und Mückenlarven, die er in einer Tonne mit Wasser und Küchenabfällen züchtet.

... die Kunden eines Edeka-Marktes in der Südpfalz die ersten weltweit sind, die mit einem Fingerabdruck bezahlen?

7 - Kein Bargeld dabei, keine EC- oder Kreditkarte und trotzdem einkaufen? In Rülzheim geht das. Seit November 2004 können die Kunden des dortigen Supermarktes einfach mit dem Abdruck ihres Zeigefingers bezahlen. Möglich macht's das biometrische Bezahlsystem Digiproof, das in Rülzheim Weltpremiere gefeiert hat.

Um daran teilnehmen zu können, müssen die Kunden sich in der Edeka-Filiale registrieren lassen. Ein Scanner liest die charakteristischen Linien, Wirbel, Vertiefungen oder Erhabenheiten des Zeigefingers ein, um sie zu speichern. Der Einkauf funktioniert dann ganz einfach: Ware aufs Band, Finger auf den Scanner, der ihn mit den vorliegenden Daten vergleicht, die Filiale zieht den Warenbetrag bei der Bank ein ­ fertig.

Mehr als 450 Kunden nutzen den Service bereits, berichtet Geschäftsinhaber Roland Fitterer. Meist sind es ältere Menschen, die es schätzen, dass sie sich keine Geheimzahl merken oder zum Bezahlen nicht erst umständlich Kleingeld und eine Brille hervorkramen müssen. Vielleicht geben sie deshalb mehr Geld aus: Die durchschnittliche Summe pro Einkauf ist beim Fingerprint-Verfahren zehn Prozent höher als bei konventionellen Zahlungsmethoden. Inzwischen machen die Einkäufe per Fingerabdruck 18 Prozent des Marktumsatzes aus, mittlerweile können auch die Kunden der sechs Filialen, die Fitterer in der Umgebung von Baden-Baden betreibt, an einer Biometrie-Kasse bezahlen.

... ein Auswanderer aus Edenkoben als Vorbild für die weltberühmten "Lederstrumpf"-Romane diente?

8 - Am 10. November 1764 läuft ein Schiff aus Europa im Hafen von Boston ein ­ an Bord Auswanderer, die in der neuen Welt ein neues Leben beginnen wollen. Einer von ihnen heißt Johann Adam Hartmann, er stammt aus Edenkoben.

Er schlägt sich durch als Kundschafter und Waldläufer, hilft anderen Siedlern beim Start in der Fremde und kämpft im Krieg der amerikanischen Kolonien gegen England aufseiten der Unabhängigkeitstruppen. 1836 wird er auf dem Friedhof des kleinen Städtchens Herkimer im Bundesstaat New York beerdigt.

Er wird unsterblich: Der amerikanische Schriftsteller James Fenimore Cooper hat Hartmann zu Lebzeiten kennengelernt und nimmt sein Schicksal zum Vorbild für seine fünf Romane, die den Lebensweg des Waldläufers Natty Bumppo nachzeichnen, besser bekannt als Lederstrumpf. Sie finden weltweit Millionen von Lesern.

In Edenkoben erinnert eine Gedenktafel am Rathaus an Johann Adam Hartmann, seit 1990 steht mitten im Ort ein Lederstrumpf-Brunnen. Sogar Lederstrumpf-Erlebnis-Touren finden regelmäßig vor Ort statt ­ ein Waldläufer-Darsteller mimt den berühmten Sohn der südpfälzischen Stadt.