Dr. Karl-Heinz Wiesemann, ehemaliger Weihbischof in Paderborn

Wenn man wie ich in der Widukindstadt Enger aufgewachsen ist und unweit der alten Pfalz Karls des Großen im Schatten unseres wunderschönen Paderborner Domes wohnte, dann steht einem bei dem Stichwort OWL zunächst die Verwurzelung in der Geschichte und die lange christliche Tradition unserer Region vor Augen. Als drittes Kind der Ehe einer Rheinländerin mit einem kurkölnischen Sauerländer bedeutete Ostwestfalen für mich zunächst einmal eine weite Entfernung zu allen Verwandten, aber auch eine Heimat, in der ich bodenständige, liebenswürdige Freunde gefunden habe, Menschen mit echter Ortsverbundenheit und zukunftsoffener Kreativität.


Ganz besonders ist mir schon früh die kleine katholische Diasporagemeinde in Enger zu einem Mittelpunkt geworden, in der ich meine Talente vor allem in der Jugendarbeit und im musikalischen Bereich einsetzen konnte. Erst später merkt man, wie sehr die Herkunft, die Begegnung mit den Menschen am Ort und die Herausforderung durch die Einbindung in soziale und religiöse Kontexte das ganze spätere Leben prägen. Ich bin dem knorrigen und verwurzelten Menschentypus (und ich habe eine Reihe ganz konkreter Ausformungen desselben lebendig vor Augen) in Ostwestfalen jedenfalls sehr dankbar: eine liebenswürdige Region, weil sie in ihrer ererbten Grundsubstanz zutiefst ehrlich ist.