Wussten Sie, dass...?

1...Konrad Duden aus Wesel stammt?


Der Vater der deutschen Rechtschreibung wurde am 3. Januar 1829 nahe der heutigen Kreisstadt auf Gut Bossigt geboren. Mit seinem "Vollständigen orthographischen Wörterbuch der deutschen Sprache" legte der Gymnasiallehrer 1880 den Grundstein für eine einheitliche Schreibweise. Auch in der 24. Auflage ist der Rechtschreib-Duden ein Bestseller und gilt als höchste Orthografie-Instanz im Land. Der Name hat sich zur erfolgreichen Marke für eine große Produktfamilie entwickelt, die sich nicht mehr nur auf das Medium Buch beschränkt, sondern auch das Internet nutzt. Der aktuelle Duden verzeichnet 130000 Stichwörter mit mehr als 500000 Beispielen, Be-deutungserklärungen und Angaben zu Worttrennung, Aussprache, Grammatik, Stilebenen und Etymologie.

2

...aus der revolutionären Idee eines Klever Unternehmers der größte Kinderschuhhersteller Europas wurde?

Im Jahr 1896 gründete Gus-tav Hoffmann mit seinem Schwager in Kleve die Kinderschuh-Fabrik Pannier & Hoffmann. Vier Jahre später führte er ein damals völlig neues Konzept ein: unterschiedliche Leisten für rechte und linke Schuhe. Bis dahin mussten Kinder ihre Füße in Einheitstreter zwängen. 1908 trennten sich die Kompagnons, Hoffmann eröffnete eine eigene Firma für Kinderschuhe, an deren Schnürsenkeln als Erkennungszeichen bald ein kleiner roter Elefant baumelte. 1928 ließ der Unternehmer die Marke beim Patentamt eintragen ­ die Geburtsstunde der Elefanten-Schuhe.

Nach Hoffmanns Tod 1935 übernahm die badische Gerberei Freudenberg den Betrieb. Anfang der fünfziger Jahre lief bereits jedes dritte Kind in Deutschland auf Dickhäuter-Sohlen aus Kleve, in den Sechzigern fertigten mehr als 4500 Beschäftigte zehn Millionen Elefanten-Schuhe jährlich, der Export boomte ­ die Firma war europaweit der führende Hersteller von Kinderschuhen.

Mitte der Siebziger trieben Pillenknick, Managementfehler und die Verlagerung der teuren Produktion in Billiglohnländer Elefanten in die Krise. 2001 übernahm der britische Produzent Clarks den Betrieb, um ihn nur drei Jahre später ganz zu schließen. Doch mittlerweile stehen wieder brandneue Elefanten-Schuhe in den Läden: Die Deichmann Gruppe hat die Markenrechte erworben und 2006 eine neue Kollektion vorgestellt ­ im Elefantenhaus des Kölner Zoos.

3

...die Castor-Container für radioaktives Material in Krefeld gebaut werden?

Jeder kennt sie aus den Nachrichten: die Castor-Behälter, in denen Brennelemente und radioaktiver Abfall aus Atomanlagen verladen und gelagert werden. Bei jedem Transport begleitet von Anti-Atomkraft-Demonstranten und einem großen Polizeiaufgebot. Doch kaum jemand weiß, dass die Atommülleimer vom Niederrhein stammen: Die Siempelkamp Gruppe, ein familiengeführtes Unternehmen aus Krefeld, das 2007 mit 2391 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 493 Millionen Euro erzielt hat, fertigt die Container im Auftrag der Gesellschaft für Nuklear-Service.

Mehr als 400 Castoren verschiedener Typen hat Siempelkamp bisher gebaut. Die gängigsten Modelle bestehen aus einer Gusseisen-Kugelgrafit-Mischung, sind sechs Meter lang, haben einen Durchmesser von 2,50 Meter und wiegen rund 100 Tonnen. Um vom Bundesamt für Strahlenschutz zugelassen zu werden, müssen die Behälter einiges aushalten können, ohne zu lecken: etwa einen Sturz aus neun Metern Höhe auf Beton, 30 Minuten lang 800 Grad Hitze sowie eine Stunde lang den Druck, der in 200 Metern Meerestiefe herrscht. Zudem simuliert Siempelkamp Unfallszenarien wie den Aufprall eines Zuges bei 130 Stundenkilometern.

4

...die kleine Stadt Grefrath als Mekka des Kunstrasens gilt?

In Fußballstadien rund um den Globus, von Peru über Thailand und Kanada bis nach Europa, kicken Fußballer auf Kunststoffgras der Polytex GmbH aus Grefrath im Kreis Viersen. 3,5 Quadratkilometer des grünen Teppichs verlegt die Muttergesellschaft Polytan Sportstättenbau GmbH pro Jahr, das entspricht der Größe von zirka 500 Fußballfeldern. Damit gehört Polytan mit seinen 600 Mitarbeitern zu den weltweit größten Kunstrasen-Anbietern.

Ein Quadratmeter Polytex-Gras besteht aus 120000 Halmen, hergestellt aus einer geheimen Polyethylen-Rezeptur. Eine zusätzliche Elastikschicht unter der Fläche sorgt für bessere Haltbarkeit und Dämpfung. Gut eine halbe Million Euro müssen Stadionbetreiber für so einen künstlichen Rasen ausgeben, Einbau inklusive. Und auf Wunsch auch mit echtem Grasduft. Der Deutsche Fußball-Bund hat vor Kurzem bei Polytan den Belag für tausend kleinere Bolzplätze geordert, die in ganz Deutschland für Vereine und Schulen entstehen sollen. Mit einem Volumen von 25 Millionen Euro ist das der bisher größte Auftrag in der Geschichte des Kunstrasens.

5

...ein Weseler Bürger an der Gründung von New York beteiligt war?

Peter Minuit wurde um 1585 in Wesel geboren, die damals als Stadt des Protestantismus galt. Seine Eltern waren wahrscheinlich calvinistische Glaubensflüchtlinge aus dem belgischen Raum. Minuit arbeitete für die Niederländische Westindien-Kompanie, die das Monopol für den Handel in Westafrika und Amerika besaß. In deren Auftrag segelte er 1626 an die amerikanische Ostküste zur Kolonie Nieuw Amsterdam und wurde dort Gouverneur.

Fest steht, dass sich das schäbige Häuflein Holzhütten von Nieuw Amsterdam unter Minuit in eine blühende Siedlung verwandelte, die später von den Engländern kassiert und in New York umbenannt wurde. Dass der Weseler den Ureinwohnern das heutige Manhattan für lächerliche 60 Gulden abkaufte, ist dagegen wohl nur ein Märchen. Dennoch: Die New Yorker feiern Peter Minuit als eine der wichtigsten Persönlichkeiten ihrer Stadtgeschichte. Ihm ist der Peter Minuit Plaza gewidmet, ein kleiner Park in Manhattan. Die Stadt Wesel erinnert mit einem Denkmal an den mutmaßlichen Stadtgründer.

Lange hielt es Minuit allerdings nicht in der niederländischen Kolonie, er bereiste lieber die Weltmeere. Die Karibik wurde ihm 1638 schließlich zum Schicksal. Während eines Orkans ging sein Schiff unter, Peter Minuit ertrank.

6

...die älteste Eisenbahnbrücke Mitteleuropas in Griethausen steht?

Die 1865 fertiggestellte eiserne Brücke von Kleve-Griethausen ist anscheinend unzerstörbar: Selbst die rund 45 Bombentreffer während des Zweiten Weltkriegs konnten ihr nichts anhaben. So blieb die 104 Meter lange und mehr als 500 Tonnen schwere Konstruktion bis 1987 eine wichtige Verkehrsachse zwischen dem linksrheinischen Kleve und dem rechtsrheinischen Emmerich-Elten. Hoch über dem Altrhein donnerten Güterzüge aus Rotterdam über die Brücke hinweg und schafften Kohle und Erze zur Gutehoffnungshütte nach Oberhausen.

Heute steht die Brücke unter Denkmalschutz und wird für den Bahnverkehr nicht mehr genutzt. Bei Hochwasser allerdings, wenn in Griethausen die Schleusentore schließen, dürfen Fußgänger sie passieren. Die alte Brücke ist dann die einzige Verbindung für die Mitarbeiter der Ölwerke in Spyck, um vom Rheinufer ins Trockene zu gelangen.

7

...Krefeld jedes Jahr die größte Straßenmodenschau der Welt veranstaltet?

Die Zeiten, als Krefeld wegen seiner erfolgreichen Textilunternehmen die Samt- und Seidenstadt genannt wurde, sind zwar vorbei. Doch seit 1992 ziehen Kleider jedes Jahr im September für zwei Tage bis zu 500000 Besucher in die Stadt. Auf sieben Bühnen und Laufstegen führen mehr als 100 Models die Kollektionen regionaler und internationaler Marken vor, dazu gibt es Shows ansässiger Kaufhäuser sowie Unterhaltungsprogramme. Von dem Spektakel profitiert vor allem der örtliche Handel: Am Samstag und am verkaufsoffenen Sonntag wird jeweils mehr Umsatz gemacht als an starken Adventwochenenden.

8

...die Xantener Museen jährlich mehr als eine Million Menschen in die 20000-Einwohner-Stadt locken?

Anderswo mögen Museen ein defizitäres Geschäft sein ­ in Xanten wird damit richtig Geld verdient. Beispiel Archäologischer Park: Seit 1977 wird auf dem Gelände der einstigen römischen Stadt Colonia Ulpia Traiana die fast 2000 Jahre alte Vergangenheit ans Licht geholt ­ aufbereitet als archäologisches Freilichtmuseum, mit jährlich bis zu 400000 Besuchern das größte in Deutschland. Und: Für jeden in die Ausgrabungsstätte investierten Euro fließen sechs in die Stadt zurück.

Gleich neben dem Park hat im Sommer 2008 das RömerMuseum eröffnet. Der Neubau lädt zum interaktiven Spaziergang durch die 400-jährige römische Geschichte der Stadt ein. Auch hier geht das Konzept auf: Allein in den ersten beiden Monaten nach der Einweihung kamen 60000 Besucher.

Dank der Touristen ist Xantens Arbeitslosigkeit deutlich zurückgegangen, die Kaufkraft der 20000 Bewohner gestiegen. Insgesamt verzeichnet die Stadt pro Jahr mehr als eine Million Gäste.

Ab Mitte 2009 wird der "Nibelungen(h)ort" die Museumslandschaft erweitern. Dort will man Wahrheit und Mythos des Nibelungenliedes thematisieren. Der Sage nach wurde Nibelungenheld Siegfried in Xanten geboren ­ Beweise dafür aber fehlen. Ein weiterer Touristenmagnet soll das Stiftsmuseum werden, wo ab Herbst 2009 die Stiftsbibliothek sowie kostbare Exponate aus dem Domschatz eine neue Heimat finden.

9

...die duale Ingenieur-Ausbildung an der Hochschule Niederrhein erfunden wurde?

Heinrich Broermann, Professor für Verfahrenstechnik an der Hochschule Niederrhein in Krefeld, rief das sogenannte "Krefelder Modell" 1982 ins Leben. Das Prinzip: Studenten absolvieren zusätzlich zur akademischen Ausbildung eine Facharbeiterlehre in einem Unternehmen. So verbessern sie ihre Jobaussichten ­ und die Firmen, die sie anstellen, bekommen Nachwuchs mit Berufserfahrung. Zunächst bot nur der Bereich Maschinenbau und Verfahrenstechnik die duale Ausbildung an, später wurde sie auch in Chemie, Mechatronik, Textil- und Bekleidungstechnik sowie Elektrotechnik ins Studienangebot aufgenommen ­ mittlerweile ist das Konzept europaweit etabliert.

Ein Drittel aller Ingenieursstudenten der Studiengänge Maschinenbau, Verfahrenstechnik und Chemie an der Hochschule Niederrhein entscheidet sich inzwischen für die Verzahnung aus Theorie und Praxis ­ obwohl die kooperative Ausbildung im Schnitt ein Jahr mehr in Anspruch nimmt als das reguläre Fachhochschulstudium. 34 Unternehmen unterstützen am Niederrhein die duale Hochschulausbildung ­ aus gutem Grund: Der deutschen Industrie fehlen derzeit rund 100000 Ingenieure.