Wussten Sie, dass...?

...das zentrale Emblem des Bayerischen Staatswappens aus Niederbayern stammt?


Das weiß-blaue, schräg gerautete Hoheitszeichen der niederbayerischen Grafen von Bogen wurde 1247 von den Wittelsbachern als Stammwappen übernommen. Zwischen 1806 und 1918 war es zugleich Bayerns amtliches Staats-Emblem.

Das heute gültige, aus verschiedenen Abzeichen zusammengesetzte große Bayerische Staatswappen wurde am 5. Juni 1950 mit dem "Gesetz über das Wappen des Freistaates Bayern" eingeführt. Der niederbayerische "Herzschild" dient, mit der sogenannten Volkskrone versehen, weiter als offizielles kleines Bayerisches Staatswappen. Die längst zum Wahrzeichen des Landes gewordenen weiß-blauen Rauten finden sich auch auf einer der beiden bayerischen Staatsflaggen.

...die Biersorte Pils aus Vilshofen nach Böhmen gelangte?

Zwar gilt die Stadt Pilsen als Wiege des weltweit geschätzten herben Bieres. Doch es war der Braumeister Josef Groll aus Vilshofen in Niederbayern, der 1842 das Rezept für den speziellen Gerstensaft nach Böhmen brachte. Im Auftrag des Bürgerlichen Brauhauses in Pilsen, das damit auf Beschwerden von Wirtshausgästen reagierte, die das in der Stadt ausgeschenkte obergärige Bier ungenießbar fanden.

Bayerische Brauer galten damals als Meister ihres Faches, und so kam Josef Groll zu seinem Posten. Am 11. November 1842, dem Martinstag, floss sein Bier erstmals durch die Kehlen Pilsener Gasthausbesucher. Es schmeckte offensichtlich nicht nur den Böhmen: Die neue Sorte trat von Pilsen aus einen einzigartigen Siegeszug an.

Groll kehrte 1845 aus Böhmen zurück ins heimische Vilshofen und übernahm die Brauerei seines Vaters, die später durch Fusion zur Wolferstetter Brauerei wird. Dort braut man noch heute ein "Josef Groll Pils" nach altem Rezept.

...Passau das wohl älteste Nichtrauchergesetz Deutschlands hat?

Schon im Juni 1811 ließen die Verantwortlichen der Stadt verlautbaren, dass "...alles Tobackrauchen in den Strassen der Stadt, des Neumarkts, des Angers, der Ilz- und Innstadt, dann in den Holzgarten sowohl mit geschlossen, als ungeschlossenen Pfeiffen oder Cigaro ohne Ausnahme bey Tag und Nacht verbothen sey".

Die polizeiliche Anordnung wurde vermutlich wegen der damals hohen Brandgefahr erlassen. Offiziell ist die strenge Regelung bis heute nicht aufgehoben worden ­ im Passauer Stadtarchiv jedenfalls sind darüber keine Akten zu finden.

...der Erfinder des Tonfilms in Niederbayern zu Hause war?

Hans Vogt, der 1979 in Erlau bei Passau starb, entwickelte das sogenannte Lichttonverfahren allerdings in Berlin. Am 17. September 1922 wurde es dort im Filmtheater Alhambra am Kurfürstendamm zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgeführt. Die Zuschauer schienen nicht sonderlich beeindruckt von den quasselnden Bildern. Der Amerikaner William Fox war weitsichtiger: Er sicherte sich die Patente und drängte mit der Erfindung bald erfolgreich den Stummfilm aus den Kinos.

Hans Vogt indessen ersann unter anderem eine Hochfrequenzspule mit mag-netischem Kern, die, eingebaut in Radios, die Empfangstechnik entscheidend voranbrachte. Außerdem war der Ingenieur maßgeblich an der Entwicklung des statischen Lautsprechers und später des Umluft-Elektroherdes beteiligt. Die von ihm 1934 gegründete Firma "Hans-Vogt-Laboratorium für Hochfrequenz" in Obernzell ist heute ein erfolgreiches Unternehmen für elektronische Bauelemente und Baugruppen.

...Lederhosen und Dirndl in der Region verpönt sind?

Angezogen wird die Kluft, wenn überhaupt, den Touristen zuliebe. Dennoch hat mit Spieth & Wensky einer der führenden Lederhosen- und Trachtenhersteller seinen Sitz im niederbayerischen Obernzell. Ursprünglich stammt die Firma aus Baden-Württemberg. Erst 1973 machte das Unternehmen seine Obernzeller Tochtergesellschaft zum Stammsitz.

Übrigens: Die überall auf der Welt mit typisch bayerischer Lebensart in Verbindung gebrachte kurze Lederne hat im gesamten Bundesland keine Tradition. Ein gestandenes Mannsbild trägt in Bayern Beinkleider bis zum Knöchel, zumindest über die Knie müssen sie reichen. Spieth & Wensky kleidet als offizieller Trachtenausstatter auch die Mannschaft des FC Bayern München ein ­ vornehmlich in schamhafte Lederkniebundhosen.

...die Stadt Deggendorf Feinde mit einem Knödel in die Flucht schlug?

Im Jahr 1266 hatte die Frau des Bürgermeisters von Deggendorf ­ so die Legende ­ den Einfall, das Lebensmittel zur effektiven Waffe umzufunktionieren. Und hielt auf diese Weise böhmische Truppen, die zuvor schon die Oberpfalz und weite Teile Niederbayerns verwüstet hatten, vom Angriff auf die Stadt ab.

Die Frau bereitete gerade das Mittagessen zu, als sie einen Späher des Feindes auf der Stadtmauer bemerkte. Mit einem gezielten Wurf pfefferte sie ihm den Teigklops ins Gesicht, sodass der Eindringling rücklings von der Leiter in den Stadtgraben fiel. Pudelnass kehrte der böhmische Spion zu seiner Truppe zurück und berichtete: "Die Deggendorfer haben noch so viel zu essen, dass sie mit Knödeln schießen können." Daraufhin zogen die Belagerer schnell ab.

...der Passauer Stephansdom die größte Domorgel der Welt sein eigen nennt?

Die mit 17974 Pfeifen und 233 Registern weltweit größte katholische Kirchenorgel besteht aus fünf räumlich voneinander getrennten Einzel-Instrumenten: Die Haupt-, die Epistel- und die Evangelienorgel auf den Westemporen der Kirche, die Chororgel am Eingang zum Altarraum und die Fernorgel auf dem Dachboden im sogenannten Langhaus des Doms. Von einem Hauptspieltisch kann der Domorganist sie gleichzeitig zum Klingen bringen.

Die größte Orgelpfeife ist mehr als elf Meter lang und wiegt 306 Kilo, die kleinste Pfeife misst gerade sechs Millimeter. Entstanden ist das Rieseninstrument von 1924 bis 1928 durch die ständigen Erweiterungen der Hauptorgel, deren barockes Gehäuse aus dem Jahr 1731 stammt. 1978 begann man mit der Neugestaltung der Orgel, die sich bis 1981 hinzog.

...die Torte zum 80. Geburtstag von Papst Benedikt XVI. in Eggenfelden entstand?

Gebacken wurde sie in der kleinen Stadt im Landkreis Rottal-Inn von den Brüdern Christian und Lorenz Bachmeier, die dem Heiligen Vater ihr Teig-Kunstwerk persönlich in Rom überreichen durften. Insgesamt zwei Wochen nahm das Backen der Torte in Anspruch. Unter anderem verarbeiteten die Konditoren 100 Kilo Marzipan, 20 Kilo Butter, 15 Kilo Mehl, 400 Eier und zehn Kilo Vanillepudding. Den süßen Gruß zum Wiegenfest bugsierten die Brüder mit einem Kühlfahrzeug in 14 Stunden zum Vatikan. Papst Benedikt beschränkte sich auf den Augenschmaus. Danach wurde die Torte der Caritas übergeben, die sie unter Bedürftigen verteilte.

Hätten Sie außerdem vermutet, dass...

...der 130,6 Meter hohe Glockenturm der Martinskirche in Landshut der höchste aus Backsteinen gebaute Turm der Welt ist?

...Deutschlands älteste mit Gussdatum versehene Glocke in der Pfarrkirche von Iggensbach im Landkreis Deggendorf hängt? Sie stammt aus dem Jahr 1144.

...in Schildthurn der höchste Dorfkirchturm Deutschlands steht? Er ragt stolze 78 Meter in den Himmel.

...die höchste Kristallglas-Pyramide der Erde bei der Zwiesel Kristallglas AG im Kreis Regen zu bewundern ist? Mehr als acht Meter misst das aus rund 93000 Gläsern bestehende Kunstwerk.

...das Unternehmen Joska Kristall in Bodenmais, der Weltmarktführer für Glaspokale, gleich mehrere Superlative aufgestellt hat?

Produziert wurden dort:

- das weltgrößte mundgeblasene

Weißbierglas (knapp 65 Liter Inhalt),

- die größte mundgeblasene

Christbaumkugel,

- das größte gläserne Osterei und

- die größte Glasmurmel der Welt.