Die goldene Mitte

Die Fachhochschule Deggendorf ist erst 14 Jahre alt und hat sich doch schon längst einen festen Spitzenplatz in der deutschen Bildungslandschaft gesichert. Der Aufschwung der "Hochschule für angewandte Wissenschaften", die auf kurze Wege, Internationalität, Praxisbezug und Technologietransfer setzt, verlief parallel zum Wachstum der Region. Grund genug, den Präsidenten nach dem Geheimnis des bemerkenswerten Strukturwandels zu fragen. Professor Reinhard Höpfl: Wie schiebt man sich vom Zonenrandgebiet ins wirtschaftliche Zentrum Europas?




Herr Professor Höpfl, man sagt, die Globalisierung habe die Welt kleiner und die Sorgen größer gemacht. Wie sieht das aus der Perspektive einer Hochschule in Niederbayern aus, vom Rande Deutschlands?

Als Hochschule sind wir heute bestens in der Welt eingebettet. Jedes Semester kommen 100 internationale Studierende zu uns. Umgekehrt schicken wir unsere Studenten an Partnerhochschulen in alle Welt. Vor 40 Jahren lag Deggendorf ja noch in der Provinz. Der europäische Einigungsprozess und die Globalisierung hat Niederbayern aber vom Rand in die Mitte gerückt.

Zentral liegen auch andere Regionen. Die haben Sie aber hinter sich gelassen.

Dazu muss man anmerken, dass der niederbayerische Strukturwandel bereits 1960 angeschoben wurde. Selbst als wir noch echtes Grenzland waren, gab es schon eine "Grenzlandförderung", die Betriebe in die Region brachte und Exis- tenzgründer förderte. Das Geld dafür kam von der Bayerischen Staatsregierung oder von München, wie wir einfach sagen. Der große Fortschritt aber kam erst, als BMW vor 40 Jahren entschied, ein Werk in Dingolfing anzusiedeln. Davor hatte die Firma Glas dort das berühmte Goggomobil produziert...

...und stand kurz vor der Pleite.

Richtig. Und so musste man einen größeren Autobauer finden, der einsprang. Eigentlich schielte man damals auf Volks- wagen, Opel und Ford, aber die zierten sich. Dann schaltete sich München ein und brachte die Bayerischen Motoren Werke ins Gespräch.

Was wäre wohl passiert, wenn Ford oder Opel das Werk übernommen hätten?

Die Frage beantwortet sich heute von allein. Letzten Endes hat sich BMW als der aufstrebende Fahrzeugbauer erwiesen. Opel und Ford erlebten als amerikanisch kontrollierte Konzerne ja einige Turbulenzen. Da fuhr Niederbayern mit BMW natürlich x-mal besser. Der Rest ist Geschichte. BMW machte die Bauern der Region zu Autobauern, fuhr sie mit Bussen aus immer weiter entfernt liegenden Dörfern in die Werke und setzte so einen Entwicklungsschub bis in die ländlichen Gebiete in Gang.

Der Wohlstandsradius erstreckt sich heute bis an die tschechische Grenze.

Er geht darüber hinaus! Viele Branchen, die hier stagnieren ­ die Bauindustrie zum Beispiel ­ sind im Osten, also in Bulgarien, Rumänien, Tschechien und Polen aktiv. In den neuen Beitrittsstaaten werden viele Brücken, Straßen und andere infrastrukturelle Maßnahmen umgesetzt ­ gefördert durch die EU.

Wie macht sich die Osterweiterung noch bemerkbar?

Mit Blick auf die gesamte Wirtschaft positiv. Die Osterweiterung brachte im Wesentlichen mehr Chancen als Risiken. Vor zehn Jahren, ach, noch vor fünf Jahren war die Angst groß, dass durch den Beitritt Tschechiens und der Slowakei Arbeitsplätze verloren gehen würden. Das ist aber so nicht der Fall.

Schon vor 20 Jahren haben clevere Unternehmer von hier aus Märkte in Tschechien aufgebaut, und nach dem Zerfall des Ostblocks haben sie sich an Firmen beteiligt. Lohnmäßig befindet sich Tschechien noch drei- bis viermal unter dem Niveau von Niederbayern. Aber der Einmarsch billiger Arbeiter in unsere Region hat nicht stattgefunden. Das ist ja schließlich auch gesetzlich geregelt und hat funktioniert. Der Austausch ist also weniger einer von Arbeitern als von Unternehmen.

Niederbayern wird stark von München aus beeinflusst. Wo liegen die Reibungspunkte?

Ganz ehrlich, es gibt relativ wenig Reibung. Unabhängig von der jeweiligen politischen Ausrichtung hat man es in München schon immer verstanden, gute Konzepte für das ganze Land zu entwickeln. Die Wegbereiter des modernen Bayern waren Alfons Goppel...

...der Vater von Wissenschaftsminister Thomas Goppel und Bayerns längster amtierender Ministerpräsident...

...und sein damaliger Wirtschaftsminis- ter Dr. Otto Schedl. Die beiden leiteten die moderne Industrialisierung ein. Sie ließen Öl-Pipelines von Triest, Genua und Marseille nach Bayern bauen und haben damit Petrochemie-Konzerne um Ingolstadt und Burghausen angesiedelt. Heute liegt Burghausen in einem bedeutenden Chemiedreieck. Dort wird Silizium produziert, das anderorts ­ von vielen kleinen Firmen etwa in Landshut, Straubing, Passau oder Deggendorf ­ zu Chips und elektronischen Bauteilen weiterverarbeitet wird, die letztlich in Elektronik von Siemens und Autos von BMW eingebaut werden.

Diese vorausschauende Politik haben Strauß und nachfolgende Ministerpräsidenten fortgeführt. Bayern hat sich nie nur auf München konzentriert.

Aber man wirft München eine Ballung der Forschungseinrichtungen vor.

Sicher. München, Erlangen-Nürnberg und Würzburg sind historisch gewachsene Forschungszentren. Allein wenn Sie Garching nehmen, mit der TUM, den Max-Planck- und den Helmholtz-Instituten! Aber man muss fairerweise auch sagen, dass die Universitäten in Regensburg und Passau früh genug, nämlich in den sechziger und siebziger Jahren gegründet wurden. Auch Landshut und Deggendorf wurden rechtzeitig eingerichtet.

Andererseits muss in der Forschung geklotzt werden. Sie können nicht einfach ein paar Einrichtungen übers Land verteilen. Das Wichtigste ist es, aus der starken Grundlagenforschung über die angewandte Forschung Produkte und Märkte zu generieren. Damit haben wir in Deutschland generell ein Problem. Und genau diese Defizite können wir in der Provinz gut ausgleichen.

Wieso? Weil die Wege kürzer sind?

Und weil wir günstiger sind. Die Vernetzung von Hochschulen mit Gründerzentren und Technologieparks bis hin zur Gründung von Unternehmen: Das alles lässt sich in der Provinz viel einfacher realisieren.

Zieht es die erfolgreichen Gründer nicht irgendwann wieder in die Metropolen?

Nein, im Gegenteil. Es kommen sogar viele nach Niederbayern zurück, die in München studierten, dort Firmen gründeten und nie den Bezug zur Heimat verloren haben. In München wird es immer schwieriger, Personal zu gewinnen, die Mieten und sonstigen Kosten sind enorm. Also kommen die Unternehmen in unsere Region.

Passau entwickelt sich zu einer Hochburg für Software-Herstellung. München ist zu teuer, Indien und Bulgarien sind unsicher. Statt offshore nach Indien zu gehen, orientiert man sich besser nach Niederbayern. Dafür haben wir den Begriff nearshoring geprägt. Neue volkswirtschaftliche Studien zeigen: Ländliche Regionen können auch gegenüber Metropolen Sieger sein.

Zumal die Region nicht weit von der Landeshauptstadt entfernt ist.

Und an den Flughafen ist sie sogar besser angebunden als München selbst. Richtung München stehen Sie vom Flughafen aus im Stau. Nach Niederbayern, Richtung Nordosten, kommen Sie ohne Probleme durch. Von Deggendorf bis zum Airport ist es nicht mal eine Stunde. Auch die Bahnverbindung ist phänomenal. Die Züge fahren die Strecke Frankfurt­Nürnberg über Regensburg, Plattling, Passau bis nach Wien und Budapest, und das stündlich. Ab nächstem Jahr kommen sogar Neigezüge zum Einsatz. All das ist natürlich für internationale Konzerne extrem interessant.

Die Lage allein ist aber noch kein Garant für einen Strukturwandel. In Niederbayern muss mehr dahinterstecken.

Es ist BMW mit der Zulieferindustrie in den Zweigen Metall, Kunststoff, Elektronik. Autos sind heute fahrende Computer. Da steckt von der Elektronik bis zur Informatik so viel Know-how drin, dass sich mit dieser Entwicklung eine ganze Region industrialisieren konnte. Aber die Leute sind eben auch heimatverbunden. Wer einen Bauernhof hat, der wechselt nicht mal eben nach Stuttgart, um dort mehr zu verdienen.

Franz Josef Strauß hat immer gesagt, konservativ zu sein, heiße auch, an der Spitze des Fortschritts zu stehen. In Niederbayern hat man beides, Tradition und Fortschritt, ganz gut unter einen Hut bekommen.

Dennoch bleibt der gängige Makel der Provinz. Wie holen Sie Top-Manager und Top-Wissenschaftler hierher?

Wenn Sie attraktiv sind, kommen die Leute auch. Sie müssen natürlich die entsprechenden Positionen bieten können. Das tun unsere Top-Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen bereits.

Außerdem kämpfen wir gerade dafür, dass zwischen Regensburg und Passau ein Max-Planck- und weitere Fraunhofer-Institute angesiedelt werden. Die bayerische Staatsregierung will in den nächsten Jahren noch vier bis sechs dieser Institute einrichten. Die angewandte Forschung und die Übersetzung in die Wirtschaft müssen gestärkt werden. Dies ist Aufgabe der Hochschulen für angewandte Wissenschaften, der Fachhochschulen. Aber das gilt für Bayern wie für Deutschland.

Hat die Randlage auch Vorteile?

Die Metropolen beklagen Verkehrs- und Umweltprobleme, hohe Kosten für Gebäude und Beschäftigte, zudem eine geringe Mitarbeiterloyalität. Aber die Trennlinien lösen sich in ganz Europa auf, es entstehen neue regionale Einheiten, auch über Landesgrenzen hinweg, etwa im Bodenseeraum zwischen Bayern, Baden-Württemberg, der Schweiz, Frankreich und Österreich. Im Norden Deutschlands orientiert man sich nach Dänemark und Skandinavien. Wir im Südosten kooperieren mit Oberösterreich und Südböhmen.

Mit den tschechischen Nachbarn gibt es aber doch sicher Sprachprobleme.

In Wissenschaft und Wirtschaft ist die Sprache Englisch, da hat man kein Problem. In den Schulen und Grundschulen lernen die Kinder teilweise Tschechisch. Die Tschechen wiederum lernen Englisch und Deutsch.

Viele mittelbayerische Unternehmer haben verstanden, dass sie, wenn sie drüben Geschäfte machen wollen, Leute brauchen, die den Menschen in ihrer Kultur begegnen. Und so entsteht langsam eine neue Welt. Allein an unserer Hochschule sind etliche Studenten aus Tschechien eingeschrieben, die alle Anfang 20 sind. Was meinen Sie, was für ein Heiratsmarkt das ist!

Eine Regionalpolitik der Herzen.

Global funktioniert das auch. In unserer Hochschule sind fast 60 Nationen präsent. Im Prinzip betreiben wir da schon Bevölkerungspolitik.

Die Liste der Universitäten, mit denen Ihre Hochschule kooperiert, ist überdurchschnittlich lang.

Stimmt. Wir haben fast 90 Partner, 50 in Europa, 40 im Rest der Welt, von Aus- tralien über China bis Brasilien. Laufend bekommen wir Besuch oder sind unterwegs. Fast jede Woche ist eine Partnerhochschule zu Gast.

Wie erklärt sich diese Weltoffenheit?

Einerseits müssen Sie eine Hochschule heute einfach als internationales Thema sehen. Allein die vielen Doppeldiplom-Abkommen, die wir haben: Wir stimmen Lehrpläne ab, damit Studenten keine Zeit verlieren, wenn sie nach fünf Semestern zur Partnerhochschule nach Polen, Finnland oder Brasilien gehen. Andererseits geht jeder Student für ein Semester ins Praktikum ­ auch die ausländischen Studierenden.

Natürlich ziehen da in der Region und im Umkreis die großen Namen wie BMW, Siemens, Infineon, Harman/Bek- ker, Wacker Chemie, Rodenstock und ZF. Aber auch die kleinen Zulieferer sind gefragt, sowohl bei den Studierenden als auch bei ausländischen Hochschulmanagern. Für die ist sogar das System der deutschen dualen Lehrlingsausbildung spannend.

Was gefällt Ihren ausländischen Gästen an Niederbayern?

Die Landschaft, die schönen Städte, die Geschichte. Wenn ich mit Besuchern in Passau oben auf der Burganlage stehe und auf die Stadt hinunterschaue, wo die drei Flüsse Donau, Inn und Ilz zusammenfließen, da bekommt die Randlage etwas Magisches.

Gleich drüben, wo es leicht ansteigt, liegt Österreich. Dann fahren sie in einen österreichischen Biergarten oder am Wochenende nach Prag oder die Donau entlang nach Regensburg, in eine 2000 Jahre alte Stadt, oder natürlich nach München. Wer länger Zeit hat oder wen die Städte nicht interessieren, der fährt in den Bayerischen Wald oder ins Golf-Thermenland nach Bad Griesbach, Bad Füssing oder Bad Birnbach und genießt dort die Kur- und Wellness-Angebote.

Das klingt alles paradiesisch. Wieso ist die Region dann eigentlich nicht selbstbewusster? Viele Einheimische artikulieren bis heute die Sorge, für einen Hinterwäldler gehalten zu werden.

Niederbayern und der Bayerische Wald waren für Jahrhunderte wirtschaftlich am untersten Rand. Das steckt vielen noch in den Knochen. Aber die Bescheidenheit ist auch von sehr großem Vorteil. Wer gut ist und sich zu schnell und laut vermarktet, bekommt auch schnell Konkurrenz. Manchmal ist es gar nicht so schlecht, bescheiden zu sein ­ und unterschätzt zu werden.

Was können randständige Regionen von Niederbayern lernen?

Dass man das Blatt wenden kann. Das geht aber nicht über Nacht, auch wir haben letzten Endes 30 Jahre gebraucht. Allerdings gibt es heute keine Großprojekte mehr. Keiner baut neue Automobil- oder Halbleiterwerke.

Aber wie soll ein Strukturwandel ohne Großansiedlungen und Leuchttürme funktionieren?

Aus den Hochschulen heraus. In Deggendorf, Passau, Straubing, Landshut und weiteren Städten sind in Gründer- und Technologiezentren innerhalb von zehn Jahren Firmen entstanden. Die haben dort mit zwei, drei Mann anfangen und sind relativ schnell auf 50 und mehr angewachsen. Natürlich hängen an diesen Tausenden Arbeitsplätzen zahlreiche andere im Dienstleistungsbereich. Für diesen wirtschaftlichen Wandel brauchen Sie Anreize und unternehmerische Vorbilder, damit andere nachziehen. Das dauert ein paar Jahre.

In Deggendorf haben Sie sich außerdem eine sehr besondere Konstruktion ausgedacht ­ und Teile der Wirtschaftsförderung der Stadt und des Landkreises mit den Förderinstituten der Hochschule zusammengelegt.

Richtig, das ist eine unglaublich erfolgreiche Konstellation, die ja im Übrigen mit meinem Argument einhergeht.

Die Idee muss man erst mal haben!

Ach, da kann man in Bayern einfach zugreifen. Bayern hat vor fünf Jahren den Cluster-Gedanken forciert, hat landesweit 19 unterschiedliche Cluster definiert, in denen sich Firmen und Forschungseinrichtungen kennenlernen, annähern und neue Wertschöpfungsketten bilden.

Auf regionaler Ebene führte man die Idee des "Regionalmanagements" ein. Die Institutionen um Deggendorf haben als Erste zugegriffen. Als Landkreis, Stadt und Hochschule haben wir zwar vorher schon gut zusammengearbeitet ­ wir wollten die Kooperation aber noch verstärken.

Auch Regionalmanagement betreiben viele. Was bedeutet es hier konkret?

Der Landkreis Deggendorf, seine drei großen Städte und wir als Hochschule bündeln unsere Planungs- und Förderaktivitäten. Von der Hochschule aus versuchen wir, genau jene Technologietransfers und Hochschul-Wirtschafts-Kooperationen zu fördern, die Wachstum bringen. Und wir holen Forschungsförderung rein, gerade aus den gut gefüllten Töpfen der EU. Deutschland zahlt immer noch zu viel ein und holt zu wenig raus. Gerade haben wir einen Antrag auf eine Million Euro zur Förderung eines "Embedded-Systems-Projektes" nach Brüssel geschickt.

Verändert die europäische Ausrichtung, dieser Wettbewerb nicht auch das typische "Mia san mia"? Ein Bayern, eine Partei, eine Regierung ­ die klassische bayerische Monokultur scheint ein Auslaufmodell zu sein.

Jeder Wandel hinterlässt seine Spuren.

Nach den Kommunalwahlen im Frühjahr, die der CSU herbe Verluste bescherten, schrieb die Süddeutsche Zeitung: "Die CSU hat aus dem Agrarland ein Hightech-Land geformt, nun schwappt die Moderne in die Provinz ­ und das Land beginnt, der CSU über den Kopf zu wachsen."

Das stimmt nicht ganz. In der Provinz Niederbayern kommt die CSU immer noch auf gut zwei Drittel der Stimmen. Das sind doch gute Ergebnisse. Sie zeigen, dass man mit der positiven Entwicklung Niederbayerns einverstanden ist.

Na ja, Bodenmais im Bayerischen Wald hat nun einen 23-jährigen offen schwulen SPD-Bürgermeister.

Bürgermeister- und Landratswahlen sind Persönlichkeitswahlen. Parteien spielen dabei keine entscheidende Rolle. Wenn Sie vorher einen Bürgermeister hatten, dessen Versäumnisse offenkundig waren, dann reagieren die Wähler natürlich. Bürgermeister, die 12 oder 18 Jahre regieren, fallen oft durch königliches Gehabe auf. Dann werden sie auch abgewählt. So ist die Demokratie.

Dennoch emanzipiert sich die Provinz. Niederbayern ist dafür das beste Beispiel: vom Hinterwäldler zum Technologie-Standort. Von der erzkatholischen Region zum weltoffenen Wirtschaftsraum mit angeschlossenem Naherholungsgebiet.

Wegen der Kirche wählt heute keiner mehr die CSU, das muss man sagen. In meiner Jugend hat der Pfarrer vor der Wahl noch für die CSU gepredigt. Diese Zeiten sind aber vorbei.

Was ist heute noch anders?

Der Wähler ist heute ein kritisches und untreues Wesen. Wer keine gute Politik macht und vermitteln kann, der wird nicht mehr gewählt. Dieses Wählerverhalten ist eine neue Herausforderung für die Politiker.

Es ist durchaus eine Gefahr für längerfristige politische Konzepte, wie sie von Goppel, Strauß, Streibl und Stoiber eingeleitet wurden. Wie gesagt, die Grundlagen des modernen Bayern wurden in den sechziger Jahren gelegt. Solche großen Weichenstellungen werden heute immer schwieriger.

Es wird nicht mehr von oben herab verkündet. Auch nicht von den Kirchtürmen. Heute gibt es Cluster. Und die sind flach und vernetzt.

Die neuen Technologien und die Globalisierung verändern Deutschland, Bayern und die Regionen ständig. Darauf muss man reagieren. Aus diesem Grund werden heutzutage Netzwerke gebildet: in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung. Diese Strukturen kann man Cluster nennen. Ich nenne sie lieber moderne Leuchttürme.

In Niederbayern sind solche Leuchttürme in der Automobil- und optischen Industrie zu finden, in der Sensorik, in der Informatik, im neuen Feld der Nachwachsenden Rohstoffe, aber auch im kulturellen und gesellschaftlichen Bereich. Leuchttürme sind für uns aber nicht nur Symbole: Um erfolgreich leben und arbeiten zu können, gilt es, Tradition und Fortschritt in Einklang bringen. Laptop und Lederhose. Das ist uns in Niederbayern wie auch in Bayern bisher ganz gut gelungen.