Was wurde aus One Laptop per Child?

In dem Artikel “Netzanschluss gegen Armut” (03/2010) berichtete brand eins Autor Steffan Heuer über die kühnen Visionen des MIT, mit digitaler Technik der dritten Welt zu helfen. Ein Ansatz ist das Projekt One Laptop per Child, welches allen armen Schülern auf der Welt einen 100-Dollar-Laptop zur Verfügung stellen will - und damit Zugang zu Wissen und Bildung. Nach drei Jahren gibt es nun erstmals Zwischenergebnisse. Und die sind ernüchternd.

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Als der Informatiker Nicholas Negroponte 1985 das Media Lab am  Massachusetts Institute of Technology (MIT) gründete, wollte er neue Medien erfinden, “die das menschliche Wohl ohne Rücksicht auf Beschränkungen der  Gegenwart befördern.” Eine der interessantesten Ideen war der 100-Dollar-Laptop, mit dem er armen Schülern aus Entwicklungsländern einen Zugang zu Wissen und Bildung verschaffen wollte.

Daraus entstand das Projekt One Laptop per Child (OLPC). Jedes Kind sollte einen preiswerten, robusten  und stromsparenden Rechner bekommen. Diese Rechner sollten sich untereinander verknüpfen können und so selbst in entlegensten Winkel der Erde ein Bildungsnetzwerk schaffen.

Doch Probleme gab es von Anfang an. Erst musste ein solcher Laptop entwickelt werden, dann brauchte es Mobilfunknetze in Ländern, die nicht mal eine gesicherte Stromversorgung haben, geschweige denn eine Breitbandverbindung.

Im November 2006 wurden die ersten Laptops von einer Firma in Shanghai produziert. Ein Jahr später begann die Massenproduktion. Seitdem wurden etwa 1,6 Millionen Laptops ausgeliefert. Die meisten Computer gingen nach Uruguay (400.000), Peru (280.000), Ruanda (110.000) sowie Haiti und die Mongolei (je 15.000). Damit liegt das OLPC-Projekt weit hinter seinen Erwartungen zurück, wonach mindestens 1 Milliarde Kinder einen Computer bekommen sollten.

“Das größte Hindernis”, sagte Matt Keller von der OLPC Foundation jetzt der New York Times, “sind die Kosten.” Denn rund 90 Prozent der Anschaffungskosten sollen die Länder selbst übernehmen. Und die haben bekanntlich kein Geld.

Damit wenigsten so viele Kinder wie möglich an einem Computer arbeiten können, entwickelte die Firma Microsoft jetzt die Software MultiPoint, mit der auf einem Bildschirm mehrere Cursor angezeigt werden können. So ist es möglich, dass mehrere Kinder gleichzeitig an einem Computer arbeiten. “One Mouse per Child” nennt das der Entwicklungsleiter Kentaro Toyama scherzhaft. Mit dem ursprünglichen Ziel hat das nicht mehr viel zu tun.

http://laptopfoundation.org/

Lesen Sie den Artikel aus der Ausgabe 03/2010:

Laptops ersetzen Schulen, 3-D-Drucker Fabriken - mit kühnen Visionen wollen die Forscher des MIT die Dritte Welt ins digitale Zeitalter katapultieren. Mit gemischten Resultaten.

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