Lipotype

Lipotype, das Unternehmen des ehemaligen Max-Planck-Direktors Kai Simons, spürt Fette in unserem Blut auf.





Sein ganzes Forscherleben hat sich Kai Simons mit Zellen und ihren Membranen beschäftigt. Er war schon Mitte 70, als er, einst Direktor des Dresdner Max-Planck-Instituts für Molekulare Zellbiologie und Genetik, sein Know-how in eine Firma münden ließ: Lipotype. Das Dresdner Unternehmen ging 2014 an den Start, beschäftigt heute elf Mitarbeiter und ist gut im Geschäft.

Lipotype bietet Analysen von Lipiden im Blut und anderen biologischen Proben. Eigentlich kein Wunderwerk. Doch die Dresdner können Fette aus Tausenden von Proben fünf- bis zehnmal schneller, umfassender und genauer bestimmen als herkömmliche Verfahren. „Unsere Technologie ist weltweit führend“, sagt Prokurist Oliver Uecke. Eine durchschnittliche Analyse dauere nur noch fünf statt sonst 30 Minuten. Bei langwierigen Forschungsprojekten könne die Zeitersparnis für Kunden mehrere Monate betragen. Der 35-jährige Uecke weiß, wovon er redet: Vor seiner Zeit bei Lipotype hat er über Entrepreneurship in der Biotechnologie promoviert und an der TU Dresden Start-ups begleitet. Dort lernte er auch Kai Simons kennen.

Gebraucht werden Lipotypes Messtechnik und die hauseigene Software zur Analyse von Daten in der Lebensmittelindustrie, in der Medizin, Pharmazie und Biotechnologie, auch die Kosmetikbranche zeigt sich interessiert. Schon jetzt hat das Unternehmen mehr als 50 Kunden. Dazu gehören Universitäten wie die renommierte Yale University in New Haven (Connecticut), klinische Forschungseinrichtungen wie die Berliner Charité sowie große Unternehmen, etwa der Lebensmittel-Technikkonzern Evolva. Auch mit dem Nestlé Institute of Health Sciences gibt es inzwischen eine Kooperation.

Entstanden ist die Firmenidee 2011. Als ein Forscher aus der Lebensmittelindustrie Simons in seinem Institut besucht, spricht man unvermittelt über Chancen zur Entwicklung gesünderer Nahrungsmittel. Simons reagiert schnell: Von 2012 an baut er die Firma als Spin-off des Max-Planck-Instituts auf, beschafft Probenroboter und Massenspektrometrie-Geräte. Die stehen heute in den Laborräumen der Firma im Dresdner BioInnovationsZentrum. Dort bietet Lipotype seine Dienste und Lizenzen für die Technologie an und entwickelt neue Verfahren weiter. Auch eine zweite Firma ist geplant. Sie soll gesundheitsbewussten Menschen ermöglichen, private Proben einzuschicken, um mehr über die Fette in ihrem Blutbild zu erfahren.

Simons Spezialgebiet war schon immer die Zellmembran: Jene Hülle, welche die menschlichen Zellen umschließt und aus Fettmolekülen besteht – den Lipiden. Deren Formen erinnern den Finnen an Flöße aus Baumstämmen, die übers Wasser treiben. Kai Simons nannte sie deshalb Lipid Rafts: Fett-Flöße. Es gehört zu seiner Art von Humor, dass sich Lipotype auf Messen und Kongressen bildhaft präsentiert: mit einem aufblasbaren Kanu.


Dieser Text stammt aus unserer Redaktion Corporate Publishing.