Vita 34

Vita 34 ist unter dem reiselustigen Chef André Gerth zur größten privaten Nabelschnurblutbank in Deutschland gewachsen.




Eigentlich wollte André Gerth als junger Mann in der DDR Journalist werden – um reisen zu können. Das redete ihm der Vater aus. Gerth sieht heute dennoch viel von der Welt – als Vorstandsvorsitzender der Leipziger Nabelschnurblutbank Vita 34. Das börsennotierte Unternehmen hat Tochterfirmen und Partner in mehr als 20 Ländern in Europa und weltweit. Es bietet Eltern die Chance, Blut und Gewebe der Nabelschnur ihrer Neugeborenen bei minus 190 Grad in einer Kältestarre einzulagern. Mit diesen Depots lassen sich später medizinische Präparate herstellen, die bei bestimmten schweren Krankheiten helfen können. Aus Stammzellen lassen sich neue Blutzellen und Organgewebe entwickeln. Bei 30 Behandlungen von Blut- und Krebserkrankungen, kindlichen Hirnschäden und Diabetes Typ 1 kamen schon Vita-34-Depots zum Einsatz.

Das Unternehmen ist mittlerweile die größte private Nabelschnurblutbank für die medizinische Versorgung mit Stammzellen im deutschsprachigen Raum. Mehr als 2000 Geburtskliniken in Europa sind an das System angeschlossen. Entsprechend geschult, können sie nach einer Entbindung die Präparate direkt nach Leipzig liefern. In den mit Stickstoff gekühlten Edelstahltanks in der Konzernzentrale lagern heute Blut und Gewebe von 145 000 Babys. Etwa 5000 Stammzellen-Depots sind nicht nur für das jeweils eigene Kind angelegt, sondern – sofern medizinisch geeignet – von den Familien für Spenden freigegeben. Öffentliche, kostenlose Nabelschnurblutbanken bieten nur einen Bruchteil dieses Angebots.

Hinter André Gerth liegt ein weiter Weg: Um sein Fernweh auch ohne Journalismus stillen zu können, studiert und promoviert er am Institut für Tropische Landwirtschaft in Leipzig. 1991 startet der damals 28-jährige Agraringenieur zunächst sein Unternehmen Bioplanta und baut eine pflanzliche Stammzell-Datenbank auf. Bioplanta konserviert Gewebe – besonders von Arzneipflanzen – mittels Kälteschlaf und stellt Wirkstoffe für die Forschung und die pharmazeutische Industrie bereit. Gerths Bioreaktor-Technologie zur Produktion von Pflanzenstammzellen ist preisgekrönt.

Zur selben Zeit gründet 1997 der Immunologe Eberhard Lampeter Vita 34. Beide Unternehmen ziehen 2003 als erste Mieter in die Bio City, 2012 werden sie zusammengelegt. Lampeter scheidet aus, Gerth wird Vorstandschef und wechselt mit Vita 34 in den benachbarten Bio Cube. Heute beschäftigt das Unternehmen rund 150 Mitarbeiter in Europa, davon 100 in Leipzig, und entwickelt sich ständig weiter. So sucht Vita 34 nach zusätzlichen Quellen zur Gewinnung von Stammzellen, etwa aus Zähnen, Haaren oder Fettgewebe. Außerdem will man neue therapeutische Anwendungen erschlieІen – etwa 1,5 Millionen Euro fließen jährlich in die Forschung. „Zehn Mitarbeiter sind nur damit beschäftigt“, sagt André Gerth nicht ohne Stolz. Erst kürzlich wurde Vita 34 als Top-Innovator des Mittelstands ausgezeichnet.


Dieser Text stammt aus unserer Redaktion Corporate Publishing.