Restart als Prinzip

Zufall oder System? Alle sieben Jahre hat Elke Geising in ihrem Berufsleben den Kurs gewechselt und jedes Mal einen Neustart vom Nullpunkt hingelegt. Kürzlich war es wieder so weit. Sie ließ Europa und die USA hinter sich und landete in Kapstadt. Dort hat die 55-jährige Unternehmerin die Stiftung Nala gegründet, die vielleicht größere Folgen haben wird als ihre sämtlichen Jobs zuvor.
Sie organisiert Kapital und Know-how für schwarze Start-ups.




Rudi Carrell, man sieht es gleich, genießt die Ruhe hier draußen. Er sitzt auf der sonnigen Terrasse des Kapstädter „Table Bay Hotel“, raucht eine Zigarette und schaut auf den nahen Tafelberg, dessen allmächtiger Präsenz therapeutische Wirkung nachgesagt wird.

Was aber sucht Elke Geising hier? Statt die Beine hochzulegen, rauscht sie nervös durch die Hotel-Lobby, mustert die Umstehenden kurz und eilt schließlich lächelnd auf den Mann mit dem Notizblock zu. „Ich habe kurze blonde Haare und sehe auch sonst ziemlich deutsch aus“, hatte sie am Telefon gesagt. Die Selbstbeschreibung hilft bei der ersten Identifizierung, verliert sich aber völlig im Laufe des Gesprächs. Elke Geising verfällt beim Erzählen nur selten ins Deutsche.

Nicht zum Urlauben, sondern zum Geschäftemachen sei sie hier, sagt sie. Ausgerechnet am Kap der Guten Hoffnung? Die allein stehende Businessfrau mit glänzender Karriere und ausgezeichneten Kontakten – könnte sie nicht genauso gut in New York ein Meeting leiten oder in Kölner Kunstgalerien herumstöbern? „Sie sind also auch so einer, der meint, dass man in Afrika nur ausgeraubt, vergewaltigt oder übers Ohr gehauen wird“, kommt es statt einer Antwort zurück.

Dabei möchte man doch nur herausfinden, weshalb eine 55-jährige Unternehmerin ihre erfolgreiche Start-up-Beratungsfirma („Pendulum“) in London aufgibt, sich zu Erkundungsreisen rund um den Globus aufmacht und dann nicht etwa in São Paulo oder Hongkong hängen bleibt, sondern auf dem Kummerkontinent. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, sagt die Frau, die auch sonst gern ihrem „Feeling“ vertraut, dem „Bauch“, sogar bei millionenschweren Projekten. Südafrika war Neuland, in jeder Hinsicht.

Wer wie Elke Geising für Angelegenheiten der Seele aufgeschlossen ist – sie hat einst Psychologie studiert –, weiß, dass wichtige Entscheidungen wie die für den Umzug nach Kapstadt nicht nur einen Grund, ein Motiv haben. Da wäre zunächst mal jener unwiderstehliche Drang, der sie etwa alle sieben Jahre zum kompletten Tapetenwechsel, zum Neustart vom Nullpunkt aus verführt.

Das war bereits nach dem Studium und einem kurzen akademischen Intermezzo in Zürich so, als sie den Geschäftsleuten in der Bahnhofstraße, die „jeden Morgen in weißer Schürze ihre Messingschildchen polierten“, fluchtartig den Rücken kehrte und sich ausgerechnet in der New Yorker Lower Eastside ansiedelte. Nach sieben Jahren psychologischer Beratungsarbeit in den Schwarzen-Ghettos in Harlem und in der Bronx war sie allerdings „erschöpft“ und davon überzeugt, „dass ich mit dieser Arbeit kaum Veränderung herbeiführe“. Aufs Verändern aber kommt es ihr wie auf nichts anderes an: Sie sehe sich als „agent of change“, als „Transformationsexpertin“. Eine Verwandlungskünstlerin, die entweder sich selbst oder die Außenwelt, am liebsten aber beides regelmäßig umkrempelt.

Bei Tempo 250 spürt man den Rhythmus Südafrikas nicht

Gewiss machten sich da die großväterlichen Gene bemerkbar – der Opa hatte in Niedersachsen ein Lebensmittelgeschäft, einen Molkereibetrieb und einen Getreidehandel aufgebaut. Jedenfalls zog es die neugierige 30-Jährige vom New Yorker Ghetto in die Branche mit dem schnellsten Tempo: in die Telekommunikationsindustrie. Als „noch kaum jemand einen Computer zu Hause hatte“, war die inzwischen im Silicon Valley wohnende Marketingfrau die folgenden sieben Jahre damit beschäftigt, ein Homebanking-System für die Citibank zu entwerfen und Weltkonzerne wie den Pharmariesen Hoffmann-La Roche international mit Datennetzwerken zu verknüpfen, den Vorläufern des Internets.

Die nächsten Sieben-Jahres-Etappen durchsauste Elke Geising im Take-off-Modus. Irgendwann gründete sie ihre eigene Beraterfirma, schuftete 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, pendelte zwischen ihrer Jugendstilvilla in Köln, dem Büro auf New Yorks Fifth Avenue und Hotelzimmern in London und Paris, entwickelte „Internationalisierungsstrategien“ für Unternehmen wie die Deutsche Telekom, die Swiss Banking Corporation und den US-Konzern Cable & Wireless und war dabei so erfolgreich, dass sie „heute zum Glück niemandem mehr etwas beweisen“ muss. Als sie nach Ablauf der Sieben-Jahres-Frist ihr Unternehmen an einen US-Konzern verkaufte, bekam sie dafür genug Geld, um den Betrag heute lieber nicht nennen zu wollen. So viel immerhin: „Arbeiten müsste ich eigentlich nicht mehr.“

Womit wir bei Motiv Nummer zwei der Kapstadt-Entscheidung wären, der Lebensqualität. Hier könne sie ihr Tempo wenigstens „von 250 auf 120 reduzieren“, was noch immer dem Doppelten des landesüblichen Durchschnittstempos entspreche, findet Elke Geising: „Der südafrikanische Rhythmus spricht mich einfach an.“

Rhythmus ist der Geschäftsfrau mindestens so wichtig wie gutes Feeling. Alles im Leben habe seinen Takt, Individuen ebenso wie Systeme, und „um erfolgreich zu sein, muss man den richtigen Rhythmus finden“.

In den USA sei die Ökonomie aus dem Takt geraten, davon ist Elke Geising überzeugt. Der überdrehte New-Technology-Markt, die hyperprofitgierige Venture-Capital-Ideologie, die zur Befriedigung der Shareholder-Gier frisierten Unternehmensdaten, schließlich Überhitzung, Kolbenfresser, Exitus.

Wer schwarz ist, hat weniger Chancen

Vorbei. Afrika ist ein Neuanfang. Elke Geising schaut sich um in einem kleinen, schummrigen Backsteinschuppen in Nyanga, einer Schwarzensiedlung 30 Kilometer vor Kapstadt. Der kleine Lebensmittelladen gehört dem 33-jährigen Simon Nthsangase, der vor 16 Jahren mit seinem ersten Unternehmen angefangen hat, einem Kiosk in einem alten Wohnwagen, wo er Erdnusschips, Softdrinks und Kaugummis verkaufte. Sein Warenbestand hatte einen Wert von 20 Euro. Langsam hangelte sich Nthsangase mit pünktlich abbezahlten Kleinkrediten hoch. In seinem jetzigen Laden machte er zuletzt mehr als 150.000 Rand (rund 17.000 Euro) Umsatz im Monat.

Das war einmal. Denn für Simon Nthsangase hat das neue Südafrika, das Ende der Apartheid und der weißen Minderheitsherrschaft, auch eine Schattenseite. Mit dem in die schwarzen Townships endlich einkehrenden Frieden drangen auch Lebensmittelketten wie Spar oder Pick’n Pay vor. „Früher“, sagt Nthsangase, „hätte keine dieser Filialen auch nur eine Nacht hier überlebt.“

Natürlich kann Spar den Sack Maismehl billiger anbieten als Nthsangase. Nur wenn er einen eigenen Großhandel aufzöge, gemeinsam mit den anderen Einzelhändlern der Siedlung, könnte er die Spar-Preise schlagen, meint der Kaufmann.

Dafür aber braucht er Geld, rund 40.000 Euro, und solch einen Kredit gibt ihm keine Bank, weil Nthsangase außer einem Lieferwagen und einer alten Registrierkasse keine Sicherheit bieten kann.

Die von Elke Geising im vorigen Jahr in Kapstadt gegründete Firma Nala Partners for Entrepreneurship wird Simon Nthsangase vielleicht helfen können. Nala, was auf Zulu so viel wie Wohlstand heißt, ist eine gemeinnützige, aber nach unternehmerischen Grundsätzen geführte Stiftung, die jungen Unternehmern Starthilfe bieten soll. Etwa in Form von Krediten, die unter marktüblichen Zinssätzen ausgegeben werden und von Banken ihres hohen Risikos wegen nie genehmigt würden. Aber auch Hilfe zur Selbsthilfe, durch Training und Beratung, damit Anfänger eine faire Chance als Selbstständige bekommen. „Südafrika sprüht förmlich vor ,New Frontier‘-Energie“, meint Elke Geising. „Es gibt eine ungeheure Hartnäckigkeit, Risikobereitschaft und Arbeitsmoral, wie wir sie aus Europa und den USA gar nicht mehr gewohnt sind.“

Womit wir bei der Nummer drei der Gründe für den Umzug nach Kapstadt angelangt wären, wohl dem entscheidenden für einen Unternehmergeist wie Elke Geising. Wo sonst in der Welt gibt es zurzeit aufregendere unternehmerische Herausforderungen als hier? Auch zwölf Jahre nach den Regimewechsel ist Südafrika „die Welt in einem Land“, wie ein Tourismus-Slogan einst verkündete.

Hier der Erste-Welt-Sektor, von weißen Geschäftsleuten dominiert, in dessen Fabriken Ableger deutscher Automobilkonzerne Limousinen für den Export herstellen, wo ein Hightech-Unternehmen Laser-Zielsysteme für die US Army produziert oder eine Zulieferfirma Bestandteile für Rolls-Royce-Flugzeugmotoren montiert. Wenige Kilometer weiter, im Dritte-Welt-Segment Südafrikas, müht sich ein Landarbeiter, seine Familie mit weniger als 60 Euro Monatslohn durchzubringen, wartet ein Mann, der zu den mehr als 30 Prozent Arbeitslosen gehört, am Straßenrand auf einen Gelegenheitsjob oder versucht eine Mutter, mit dem Verkauf von Bananen etwas Geld für ihre sechsköpfige Familie hereinzuholen.

Diese vor allem nach der Hautfarbe ihrer Bewohner sortierten Welten zusammenzubringen ist die größte Herausforderung der Transformation Südafrikas, die der Regierung bislang nur andeutungsweise geglückt ist. Mit dem Programm zum Black Empowerment will Präsident Thabo Mbeki zwar schwarzen Unternehmern auf die Beine helfen, indem er etwa von Firmen, die mit der Regierung ins Geschäft kommen wollen, sichtbare Bemühungen zur Förderung „bisher vernachlässigter Bevölkerungsgruppen“ verlangt. Was jedoch über Jahrhunderte rigoros blockiert wurde, lässt sich nicht einfach über Nacht durch ein Dekret herbeizaubern. Schwarzen Kandidaten fehlt es auch heute noch an unternehmerischem Know-how, Kontakten, Kapitalressourcen – an allem also, was Elke Geising zu bieten hat.

Ehrgeiziges Ziel: in einem Jahr einen Mercedes fahren

Szenenwechsel. Das Hilton-Hotel im schicken Johannesburger Viertel Sandton. Hier fühlt sich die Geschäftsfrau Elke Geising sichtlich mehr zu Hause als im Township. Angeregt plaudert sie in der Hotelbar mit zwei jungen schwarzen Damen, Portia Kobue und ihrer Schwester Leseko, die ihre Hoffnungen auf die Start-up-Expertin aus Europa setzen. Portia und Leseko haben gute Jobs – Portia als Nachrichtenredakteurin bei einem Radiosender, Leseko als Managerin bei der staatlichen Aufsichtsbehörde für Glücksspiele. Viel lieber würden sie sich selbstständig machen, denn die beiden haben es satt, „für andere zu arbeiten“, und wollen „auch ein Stück vom Kuchen“ haben. Schließlich sei in Südafrika „eine Menge Geld zu machen“.

„I love it!“, freut sich Elke Geising spontan über den unverblümten Geschäftssinn ihrer beiden Klientinnen. Als ihr eine Interessentin kürzlich als eines ihrer Ziele unterbreitete, „in einem Jahr einen Mercedes zu fahren“, da habe sie gewusst, dass sie an der richtigen Adresse war. „Ich bin keine Betroffenheitsfanatikerin, die im Township- Elend aufblüht“, sagt Elke Geising. „Mein Herz schlägt, wenn ich ein Unternehmen aufbauen kann.“

Bei Portias und Lesekos Geschäftsidee schlägt Elke Geisings Herz schnell. Die beiden wollen in Sandton eine Villa mieten, in der sich Geschäftsleute, Manager und Politiker aus Übersee „bei hervorragendem Essen und in exklusiver afrikanischer Atmosphäre“ zu formellen Meetings wie zum „spontanen interkulturellen Austausch“ treffen können.

Der deutschen Veränderungsagentin kommt die Idee gerade recht: „Dorthin kann ich dann auch die hochkarätigen Gäste ausführen, die ich mit Südafrika in Kontakt bringen will.“ Auf die ist Elke Geising nämlich dringend angewiesen. Sie beziehungsweise deren Unternehmen sind es, die gebraucht werden für die Anschubfinanzierung, damit Nala den Start-up-Talenten auf die Beine helfen kann. Warum sie darauf setzt? „Weil sich Unternehmen heute sozial engagieren müssen“, sagt die Nala-Gründerin. Spätestens seit dem Enron-Skandal komme kein Großunternehmen mehr an Richtlinien zur „verantwortungsvollen Unternehmensführung“ vorbei. Und die müssten heute auf mindestens drei Pfeilern stehen: Neben sauber ermittelten Bilanzen gehe es ebenso um umweltverträgliches Wirtschaften sowie um die gesellschaftliche Verantwortung einer Firma.

Für global agierende Konzerne sei der Sozialaspekt inzwischen überlebenswichtig, davon ist Elke Geising überzeugt. Wenn ein Unternehmen sich heute irgendwo um einen Großauftrag bewerbe, werde automatisch nachgefragt: ,Und wofür engagiert ihr euch?‘ Falls das Management dann nichts vorweisen könne, stünden die Chancen im Wettbewerb schlecht. „Südafrika ist in dieser Hinsicht ungeheuer strikt.“

Mit guten Geschäftsideen allein ist es nicht getan. In Südafrika wird auch nach sozialem Engagement gefragt

Dass Elke Geising keinen Träumereien nachjagt, zeigen erste Erfolge, nur wenige Monate nach der Stiftungsgründung. Ein deutscher Lebensmittelkonzern will Nala 500.000 Euro zur Verfügung stellen – als zinsfreien Kredit, der nach zehn Jahren zurückzuzahlen ist. Mit ihren Finanzberatern hat die Businessfrau ein Modell entwickelt, wie von dem Kredit 175.000 Euro abzuzweigen sind, die durch das Anlegen der verbleibenden 325.000 Euro in den kommenden zehn Jahren wieder hereingeholt werden. Von den 175.000 Euro sollen dann sowohl die ersten Start-up-Kredite finanziert, als auch Nalas Aufwendungen beglichen werden. Für andere potenzielle Kapitalgeber – darunter eine Großbank – ließen sich auf Wunsch auch Finanzierungsmodelle mit höherem Risiko entwickeln, sagt die Nala-Chefin. Auch sei nicht ausgeschlossen, dass künftig die Stiftung oder sie selbst auch als Anteilseigner von Start-up-Unternehmen in Frage kämen. „Solche Beteiligungen mag ich“, sagt Elke Geising. „Da identifiziert man sich viel mehr mit dem Projekt.“

Inhaltlich würden die Sponsoren auf ihre Stiftungsarbeit keinen Einfluss nehmen. „Für die ist das Wichtigste, dass sie irgendwann mal einen Scheck in die Höhe halten können.“ Verlangt werde allerdings, dass die Projekte „politically correct“ seien, also den Interessen der Bevölkerungsmehrheit in Südafrika gerecht werde. Für Elke Geising ist das keine Pflichtübung, sondern selbstverständlich: „Seit meiner Jugend habe ich mich für andere Gesellschaften und Kulturen interessiert.“

Nalas Horizont reicht von der Förderung der Township-Unternehmer über den Plan einer schwarzen Krankenschwester, eine Firma zur medizinischen Versorgung aufzubauen, bis zur Absicht eines gemischtrassigen Ehepaars aus Johannesburg, die 1,5-Millionen-Township Soweto mit Frischgemüse zu versorgen. Daneben will Elke Geising eine private Pflegeversorgung in ihrer neuen Heimat Fishhoek beim Aufbau unterstützen und sponsort außerdem eine Tanzwerkstatt in Kapstadt. Bei aller Verschiedenheit hätten ihre Klienten eines gemeinsam, sagt die Nala-Gründerin: Sie seien alle „transformation leaders“, Vorbilder bei der Suche nach neuen Ufern. Für Elke Geising schlummert am Kap der Guten Hoffnung ein Potenzial wie nirgends sonst in der Welt. „Die südafrikanische Gesellschaft hat ihre Träume noch nicht erfüllt“, sei aber auch „ein Modell für eine bessere Welt“. Nirgendwo sei die Bereitschaft der Bevölkerung größer, völlig verschiedene Kulturen zusammenzubringen. Auch die USA, wo Apartheid noch „mindestens so ausgeprägt“ wie in Südafrika sei, könnten sich hier ein Beispiel nehmen. Möglicherweise werde die afrikanische Tradition sogar einen heilsamen Einfluss auf die „absolute Glorifizierung des Individuums in der westlich geprägten Geschäftswelt“ ausüben, hofft die ehemalige Psychologin: „Dem lauten Ich-Ich-Ich! der Amerikaner stellen die Afrikaner nämlich das Wir entgegen.“

Elke Geising schaltet von 120 noch einen weiteren Gang zurück und lässt sich in der Mittagshitze in einem Restaurant mit therapeutischem Ausblick auf den Tafelberg nieder. Ihr gegenüber haben die dunkelhäutige Leigh-Ann Naidoo sowie die deutschstämmige Julia Willand Platz genommen, Geisings Lieblingsteam. Die beiden sind Südafrikas Landesmeisterinnen im Beach-Volleyball und haben gute Chancen, in dieser Disziplin an den Olympischen Spielen in Athen teilzunehmen.

Das glänzend eingespielte Doppel soll Nala bei Gelegenheit mit öffentlichen Auftritten zur Werbung und als „Transformationsvorbild“ dienen. Im Gegenzug werden die beiden Sportlerinnen gesponsert und sollen bei ihren Reisen um die Welt auch mal das Nala-Banner wehen lassen. Das aber ist in diesem Fall nicht einmal das Wichtigste. „Ich hoffe, dass wir noch eine Menge Spaß zusammen haben werden“, sagt Elke Geising, hebt ihr Sektglas und fügt fast trotzig hinzu: „I need a little fun as well.“ Womit wir beim letzten der Gründe für ihre Südafrika-Entscheidung angekommen wären – wenn es nicht in Wahrheit der erste war.

Business am Kap der Guten Hoffnung

Südafrikas Präsident Thabo Mbeki will den Umbau des Landes beschleunigen.
In einer Regierungserklärung kündigte er eine „Global Transformation Charta“ und Gesetzesinitiativen an, die Schwarzen einen besseren Zugang zur Wirtschaft verschaffen sollen. Damit räumte Mbeki zugleich ein, dass die Bemühungen der Regierung in dieser Sache bisher erfolglos waren. Zwölf Jahre nach dem Ende der Apartheid werden noch immer kaum zwei Prozent der an der Johannesburger Börse gehandelten Unternehmen (Gesamtwert: 148 Milliarden Dollar) von Schwarzen kontrolliert. Rund 83 Prozent der Manager in Südafrika sind weiß – dabei stellen die Weißen gerade mal zehn Prozent der Gesamtbevölkerung.

Kritiker werfen der Regierung vor, ihr bisheriges Black-Empowerment-Programm konzentriere sich viel zu sehr auf die Frage der Besitzbeteiligung Schwarzer an schon existierenden „weißen“ Unternehmen wie etwa den Minenkonzernen. Statt auf diese Weise ein zwar wohlhabendes, aber zahlenmäßig kleines schwarzes Bürgertum zu schaffen, solle lieber in die Ausbildung schwarzer Jungunternehmer, die Erschließung neuer Märkte für die schwarze Bevölkerung sowie die Förderung kleiner und mittlerer Betriebe mit schwarzem Management investiert werden, heißt es. Diese Aufgabe sollten eigentlich die Small Business Development Corporations erfüllen, die die Regierung gemeinsam mit der Privatwirtschaft ins Leben gerufen hat. Sie seien jedoch in puncto Risikobereitschaft und Kreditvergabe viel zu konservativ, urteilen Wirtschaftsexperten. Schwarze Start-ups könnten deshalb von ihnen kaum Hilfe erwarten.


Dieser Text stammt aus unserer Redaktion Corporate Publishing.