Biohof Hausmann

Daniel Hausmann aus Rochlitz ist Sachsens einziger Bauer, der nicht nur biologisch, sondern auch streng vegan wirtschaftet. Einfach ist das nicht. Aber er zeigt, dass es geht.



Bio-veganer Anbau bedeutet geringe Erträge, harte körperliche Arbeit und eine aufwendige Vermarktung. Doch Daniel Hausmann bereut seine Entscheidung nicht.


Das mit den Mairübchen war so nicht geplant. Die Pflanzen, die eigentlich als zartes Gemüse geerntet werden sollten, wuchsen wie verrückt, entwickelten lange Pfahlwurzeln und waren kaum noch aus der Erde zu bekommen. Nun dürfen sie mit dem Klee, der sie langsam überwuchert, um Nährstoffe und Platz kämpfen. Auch sonst herrscht in Daniel Hausmanns Gemüsebeeten ein Tohuwabohu: schmale Reihen, ungeeignet für Maschinen. Und reichlich Grünzeug und Getier, das gemeinhin als Unkraut und Ungeziefer gilt.

„Für mich ist das einfach Natur“, sagt Hausmann, 25 Jahre alt und Sachsens erster und bisher einziger Landwirt, der nicht nur biologisch, sondern auch vegan wirtschaftet. Über massenweise Nacktschnecken im Gemüsebeet kann sich natürlich auch Hausmann nicht freuen. Doch er setzt lieber auf natürliche Feinde statt auf Chemie und auf abwechslungsreiche Fruchtfolgen, die dem ­Boden nicht einseitig Nährstoffe entziehen. Auch das scheinbare Durcheinander im Beet hat seinen Sinn, denn manche Pflanzenarten halten sich gegenseitig die Fressfeinde vom Stängel. Hausmanns Schlüsselerlebnis war ein Gang über ein konventionell bestelltes Gerstenfeld, das zur Landwirtschaft seiner Eltern gehörte. „Das einzige Getier dort waren zwei kränklich wirkende Nacktschnecken. In unserem Kartoffel- und Gemüsegarten dagegen gab es ein buntes Gewimmel von Spinnen, Käfern, Fliegen und anderen Insekten. Von da an wusste ich, welchen Weg ich einschlagen würde.“

Als Hausmann 2012 den elterlichen 20-Hektar-Hof übernahm, weil sein Vater schwer erkrankt war und schließlich starb, stellte er sukzessive auf Bio um. Er schloss sich dem ökologischen Landbauverband Gäa an, setzte mit dem Bekenntnis zur veganen Ackerwirtschaft noch eins drauf: Er verzichtet nicht nur auf Gentechnik, Kunstdünger und Pestizide, sondern auch auf jedwede Haltung von Nutztieren und den Einsatz ihrer Hinterlassenschaften. Keine geringe Herausforderung, denn mit jeder geernteten Pflanze verschwinden auch Nährstoffe vom Acker.

Im herkömmlichen Ökolandbau sorgen Mist aus dem Viehstall, aber auch Hornmehl und -späne sowie Federn und Borsten von Schlachttieren dafür, dass die Depots wieder aufgefüllt werden. Beim veganen Anbau müssen die Pflanzen selbst für Nachschub sorgen: entweder weil sie nicht geerntet, sondern in den Boden eingearbeitet werden – oder weil sie selbst Dünger produzieren. Hülsenfrüchtler etwa können mittels eines komplizierten Verfahrens Stickstoff aus der Luft im Boden binden. Auf dem Hausmann-Hof übernimmt Kleegras, frisch oder kompostiert, diese Aufgabe.

Daniel Hausmann ist Idealist, aber kein Träumer. Er hat Ökolandbau und Vermarktung an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde studiert und sich in seiner Bachelor-Arbeit mit unterschiedlichen Nutzungsverfahren von Pflanzen als Stickstofflieferanten beschäftigt. Als er auf dem Hof die Verantwortung übernahm, standen noch Kühe und Schweine in den Ställen, grasten Schafe auf der Wiese, scharrten Hühner auf dem Hof. Mit dem Wissen um die geplante Bioproduktion im Betrieb wuchsen jedoch auch Hausmanns Bedenken gegen das Töten und Essen von Tieren, gegen tierische Produkte insgesamt. Der Bauer wurde erst zum Vegetarier, dann zum Veganer. „Und mit meinem Betrieb wollte und will ich nur noch erzeugen, was ich selber esse.“

Das sagt sich leicht, ist in der Praxis aber kompliziert. Ein funktionierendes Netzwerk an Gleichgesinnten in der Umgebung gibt es noch nicht, zertifiziertes Saatgut und Jungpflanzen sind schwer zu bekommen, der Aufbau eines Kundenstamms ist mühsam. Inzwischen baut Hausmann Getreide wie Dinkel, Hafer und Weizen an, auf einer Streuobstwiese wachsen Äpfel, Birnen, Pflaumen, Süß- und Sauerkirschen. Ein halber Hektar wird für Gemüse genutzt. Das ist nicht viel, macht aber viel Arbeit – von Hand. Obst und Gemüse vermarktet der junge Bauer deshalb ausschließlich direkt, teils im eigenen Hofladen, teils durch Lieferungen nach Leipzig und Chemnitz. Etwa 20 bis 25 bio-vegane Gemüsekisten in unterschiedlichen Größen bringt er jede Woche auf Online-Vorbestellung in Privathaushalte, auch ein Restaurant gehört mittlerweile zu seinen Kunden. Große Sprünge sind noch nicht drin, aber inzwischen kann der Jungbauer von seinem Hof leben.

Kürzlich war Daniel Hausmann in Berlin. Dort hat er mit ande­ren Landwirten einen bio-veganen Anbauverband gegründet.


Dieser Text stammt aus unserer Redaktion Corporate Publishing.