Umgang mit Depressionen

Früher hatte man Tinitus, heute hat man Burn-Out. 
Tatsächlich steht hinter beidem oft eine Volkskrankheit: Depression. Der Umgang damit ist schwierig. Abern man kann ihn lernen.




In der sechsten Lebensdekade macht der Körper in der Regel noch keine großen Probleme – doch die Seele kann schmerzen. Vor allem unter den 55- bis 59-Jährigen treten oft psychische Erkrankungen auf, besonders Depres­sionen. Oft werden dafür Probleme am Arbeitsplatz verantwortlich gemacht, doch Ulrich Hegerl, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Uniklinikum Leipzig, glaubt das nicht. Im Gegenteil: Der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Deutsche Depressionshilfe sowie des Deutschen Bündnisses gegen Depression sieht am Arbeitsplatz durchaus Potenziale, um depressive Krankheiten zu lindern und Rückfälle zu vermeiden. Wichtig sei dafür, in den Unternehmen ein Basiswissen zum Thema zu installieren und auf die Kranken flexibel einzugehen.

Herr Professor Hegerl, die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage wegen Depressionen ist in den vergangenen Jahren dramatisch gestiegen. Geht es den Menschen immer schlechter?

Sie haben recht: In den Statistiken der Krankenkassen nehmen die Arbeits­unfähigkeitstage (AU-Tage) wegen psychischer Erkrankungen zu, vor allem wegen Depressionen. Parallel dazu verzeichnen die Rentenversicherungsträger eine dramatische Zunahme der Früh­berentungen wegen psychischer Erkrankungen: Vor 30 Jahren waren etwa 8 Prozent der frühzeitigen Wechsel in den Ruhestand psychisch begründet, heute sind wir bei 42 Prozent. Aber das ist eine durchaus erfreuliche Entwicklung.

Wie bitte?

Ja, weil das heißt, dass sich mehr Menschen mit Depressionen Hilfe holen. Und dass die Erkrankung häufiger erkannt und benannt wird. Insgesamt haben die AU-Tage und Frühberentungen nämlich nicht zugenommen – nur die Diagnose hat sich verschoben. Dieselben Menschen wären früher eher wegen chronischer Rückenschmerzen oder Tinnitus in Behandlung gewesen – die dahintersteckende Depression wurde nicht erkannt oder nicht benannt.
Es handelt sich also um eine scheinbare Zunahme depressiver Erkrankungen. Wie gut die Entwicklung verläuft, zeigt sich auch in der Abnahme der Suizide in den vergangenen 30 Jahren: Die Zahl ist von rund 18.000 pro Jahr auf zirka 10.000 gesunken.

Das Tabu Depression bröckelt also?

Ich verwende die Begriffe Tabu oder Stigma nicht gern, weil sie das jeweilige Phänomen verstärken oder sogar erzeugen können. Mir geht es um sachliche Aufklärung, darum, die Menschen zu ermutigen, sich Hilfe zu holen. Und es hilft, wenn man weiß, dass eine Depression eine normale Krankheit ist, kein persönliches Versagen. Genau wie es hilft zu wissen, dass man Depressionen gut behandeln kann.

Wie wichtig ist für die psychische Gesundheit der Arbeitsplatz?

Dass Arbeit überwiegend protektiv, also schützend wirkt, ist nahezu unbestritten. Verglichen mit Arbeitstätigen leiden Arbeitslose und vor allem ältere Langzeitarbeitslose deutlich häufiger an psychischen Erkrankungen, insbesondere an Depressionen. Was im Umkehrschluss aber nicht heißt, dass Langzeitarbeitslosigkeit häufig Depressionen erzeugt. Es ist eher so, dass Menschen, die immer wieder in lange depressive Krankheitsphasen mit Antriebsstörungen und Erschöpfungsgefühlen rutschen, leicht ihre Arbeit verlieren und arbeitslos bleiben.

Arbeit selbst ist nach meiner klinischen Erfahrung fast nie der wesentliche Grund dafür, dass jemand depressiv wird. Schleicht sich die Depression ein, wird allerdings jede Arbeit zunehmend als Überlastung erlebt, auch wenn sie objektiv vielleicht sogar wenig belastend ist. Das ganze Leben wird zur Last.

Also scheidet der Arbeitsplatz als Ursache für Depressionen aus?

Sicher kann eine Überforderung Unzufriedenheit und Frust erhöhen, zu Erschöpfung führen – aber das ist noch keine Depression. Dass die Überforderung am Arbeitsplatz häufig die Hauptursache für das Auftreten einer depressiven Erkrankung ist, halte ich für nicht gut belegt – und das entspricht auch nicht meiner Erfahrung. Bei Menschen mit einer Veranlagung zu Depressionen können jedoch Probleme am Arbeitsplatz Auslöser für eine depressive Episode sein, auch wenn dieser Zusammenhang meist eher überschätzt wird.

Was sind denn die gängigen Auslöser?

Während einer depressiven Krankheitsphase werden die üblichen Lebens­probleme als unüberwindlich wahrgenommen: In der Studentenzeit ist das vielleicht Prüfungsstress, später können es berufliche oder gesundheitliche Probleme sein, auch Partnerschaftskonflikte.

Solche Probleme sind aber eher ein Auslöser als der Hauptgrund einer Depression. Oft gehen der Depression sogar vermeintlich positive Ereignisse voraus, etwa eine Beförderung, eine ­bestandene Prüfung oder ein Urlaubsantritt. Manchmal findet man auch gar keinen Auslöser. Entscheidend ist, ob man die Veranlagung hat oder nicht.

Um die Begriffe zu klären: Stress am Arbeitsplatz wäre eher ein Auslöser für Burn-out?

Burn-out ist ein schwammiger Begriff, keine klar definierte Diagnose. Jeder versteht etwas anderes darunter. Im ­Übrigen ist das ein rein deutsches Phänomen – der Rest der Welt kennt die Burn-out-Diskussion gar nicht. Wenn Sie den Begriff bei Google-Trends eingeben, sehen Sie einen blauen Fleck auf der Weltkarte: Deutschland, Österreich und die Schweiz. Die meisten Menschen, die eine Auszeit wegen Burn-out nehmen, erfüllen tatsächlich die Diagnosekriterien einer Depression. Für manche klingt Burn-out nur besser.

Woher kommt diese Neigung zum irreführenden Begriff?

Flapsig könnte man sagen, solche Begriffe kommen bei uns immer wieder hoch. Vor ein paar Jahrzehnten war die Managerkrankheit ein großes Thema. Und Ende des 19. Jahrhunderts war die Neurasthenie in Mode, ein Krankheitsbild mit Kopfschmerzen, Schlafstörungen und Unlust zu geistiger Tätigkeit. Als Ursache wurden Errungenschaften der modernen Zivilisation wie Dampfkraft, der Telegraf oder regelmäßig erscheinende Zeitungen angeführt. Ähnlich übertrieben wird uns vielleicht irgendwann auch die Burn-out-Diskussion vorkommen.

Falsche Begriffe können zu falschen Diagnosen – und falschen Therapien führen. Ist das nicht auch gefährlich?

Der große Vorteil des Modeworts Burn-out ist, dass es einige Menschen mit schweren Depressionen ermutigt, sich zu überwinden und Hilfe zu holen. Der Nachteil ist eben, dass es meistens um Depressionen geht und man durch den falschen Begriff auf falsche Gedanken kommt. Zum Beispiel könnte man als Laie meinen, bei einem Burn-out sei Ausschlafen eine gute Idee. Bei Depressionen ist das aber in der Regel kontraproduktiv – gerade der Schlafentzug ist antidepressiv wirksam.

Oder man hat die Idee, Urlaub zu machen, sich zu entspannen. Nur: Eine Depression reist immer mit, und den Betroffenen geht es in der fremden Umgebung schlechter. Urlaub und Depression – das geht immer schief! Man kommt also leicht auf völlig falsche Behandlungsansätze, wenn man die irrige Vorstellung hat, ein Zustand sei vor ­allem durch Überarbeitung verursacht.

Und doch ist diese Vorstellung verbreitet. Und das wird sich auch kaum ändern, solange über Depressionen nicht gesprochen wird. Was können die Unternehmen denn selbst tun? Wie wichtig ist die innerbetriebliche Gesundheitsvorsorge?

Sehr wichtig – auch wenn ich hinter den Anspruch, damit ließe sich Depressionen vorbeugen, ein großes Fragezeichen setzen würde. Allerdings kann man durch die Schulung von Personalverantwortlichen durchaus erreichen, dass erkrankte Mitarbeiter rascher professionelle Hilfe erhalten und Rückfälle oder Missverständnisse vermieden werden.
Zu einer solchen Schulung gehört auch der Umgang mit den Betroffenen: wie man ein Gespräch mit jemandem führt, bei dem man das Gefühl hat, dass es ihm nicht gut geht, weil er zum Beispiel nicht mehr mit seinen Kollegen in die Kantine geht. Was rät man so jemandem? Wie zeigt man ihm den Weg in eine professionelle Behandlung?

Finden derartige Schulungen in ausreichendem Maße statt?

Leider nicht. Deshalb herrscht oft große Unsicherheit. Kann ich das Thema überhaupt ansprechen? Und wie mache ich das? Die meisten wissen viel zu wenig, um Betroffene wirklich beraten zu können – sie kennen kaum den Unterschied zwischen einem Psychologen und einem Psychiater. Oft können sie auch keine Atmosphäre schaffen, in der man mit einer gewissen Offenheit psychische Erkrankungen ansprechen kann.

Was, wenn die Diagnose steht – wie können Arbeitgeber mit depressiven Mitarbeitern umgehen?

Viele große Firmen versuchen, im Rahmen betriebsinterner Maßnahmen allgemein etwas gegen „psychische Krankheiten“ auszurichten. Doch hinter dem Begriff verbergen sich, genau wie hinter dem der „körperlichen Erkrankungen“, völlig unterschiedliche Krankheiten mit unterschiedlichen Ursachen, Präventions­möglichkeiten und Behandlungen. So bleibt vieles vage und gut gemeint.
Je nach psychischer Erkrankung können unterschiedliche Maßnahmen sinnvoll sein. Bezogen auf Depression: Es gibt inzwischen einzelne Unter­nehmen, die so flexibel sind, dass sie depressiv erkrankten Mitarbeitern auf Wunsch ermöglichen, im Arbeitsrhythmus zu bleiben. Nach dem Motto: Krankschreiben ist für Sie nicht gut, dann grübeln Sie nur zu Hause im Bett, also sind wir auch mit einem deutlich reduzierten Arbeitspensum einverstanden, und Ihre Kollegen tragen das mit. Manche Patienten nehmen das dankbar an. Das geht natürlich nur in einzelnen Betrieben und je nach Tätigkeit.

Können Firmen gezielt helfen, psychischen Krankheiten vorzubeugen?

Die Unternehmen müssen sich überlegen: Wollen wir allgemein etwas tun, etwa im Sinne von Stressreduktion? Solche Programme gibt es vielerorts, sie können durchaus sinnvoll sein und werden von den Mitarbeitern auch als Wertschätzung wahrgenommen.
Aber man darf sich nichts vor­machen. Das hat nichts mit der Verhinderung von Depressionen in größerem Umfang zu tun. Die Studien, die das suggerieren, sind tautologisch. Sie fragen: Werden gestresste, unzufriedene Mit­arbeiter, die sich überfordert fühlen, leichter depressiv? Ja, klar! Menschen mit einer subdiagnostischen, also unterschwelligen Depression sind gestresst und erschöpft und rutschen dann häufig in eine voll ausgeprägte Depression. Aber daraus kann man eben nicht schließen, dass Stress zu Depressionen führt.

Dann kann der Arbeitgeber also nichts tun, um die Erkrankung in seiner Belegschaft zu verhindern?

Die Arbeitgeber können viel tun. Es ist zwar sehr fraglich, ob sie das Erstauf­treten einer Depression verhindern können, denn entscheidend bleibt die Veranlagung. Danach aber haben sie durchaus Möglichkeiten. Sie können etwa an der Rückfallverhütung mitwirken. Also einer Person, die eine Depression überwunden hat, dabei helfen, deren Wiederauftreten unwahrscheinlicher zu machen. Einen Mitarbeiter mit einer depressiven Veranlagung sollte man zum Beispiel vor Selbstüberforderung schützen. Zur Rückfallverhütung gehören aber auch Medikamente und Psychotherapie – und da hilft es schon, wenn darüber im Betrieb das Basiswissen existiert.

Worin sollte das bestehen?

Ein Beispiel: Wenn jemand eine manisch-depressive Erkrankung hat, schadet ihm alles, was den Schlaf-Wach-Rhythmus stört – weniger Schlaf führt zur Manie, mehr Schlaf unter Umständen zur Depression. Schichtdienst ist für solche Menschen komplett ungeeignet. Auch mit einer rezidivierenden Depression sollte man auf einen regelmäßigen Schlaf-Wach-Rhythmus achten.

Woran erkennt man, dass jemand depressiv ist?

Es gibt viele Anzeichen: Die Erkrankten sprechen oft mit leiser Stimme, häufig kommt die Antwort auch etwas verzögert, wodurch im Gespräch ein Gefühl der Schwere entstehen kann. Manchmal steht eine ängstliche Agitiertheit im Vordergrund, eine panikartige Unruhe. Oder körperliche Beschwerden und Sorgen, die um diese Beschwerden kreisen; katastrophierende Fantasien, in denen man sich einredet, dass die Krankheiten immer schlimmer werden.
Am schwersten ist die sogenannte wahnhafte Depression, in der die Menschen stark übertriebene negative Überzeugungen haben, die man ihnen nicht ausreden kann: dass sie schwere Schuld auf sich geladen haben, die durch nichts gutzumachen sei; dass sie in Armut und Elend enden werden, weil man ihnen kündigen wird. Oder hypochondrischer Wahn: dass die Rückenschmerzen immer schlimmer werden und man bald im Rollstuhl sitze. Menschen mit wahnhaften Depressionen sind suizidgefährdet und müssen rasch in ärztliche Behandlung.

Äußern sich Depressionen bei Männern anders als bei Frauen?

Nein. Das wird immer wieder behauptet, aber ich kann das aus meiner Erfahrung nicht bestätigen. Männer gehen zwar nicht so kompetent mit ihren Krankheiten um wie Frauen, sie brauchen länger, bis sie den Weg in die Behandlung finden, und vielleicht erleben sie auch das vermeintliche Stigma als größere Barriere. Aber wenn sie in der Depression sind, haben sie die gleichen Krankheitszeichen. Sie reagieren darauf allerdings häufiger als Frauen mit dem Konsum von Alkohol.

Wie werden Depressionen behandelt?

In der öffentlichen Wahrnehmung besteht zwar der Eindruck, die wichtigste Maßnahme sei Psychotherapie, tatsächlich aber wird die überwiegende Mehrheit der Menschen mit Depressionen mit Antidepressiva therapiert.
Von 100 Patienten werden 75 mit Antidepressiva behandelt, meist durch den Hausarzt. Von den verbleibenden 25 gehen die meisten zum Nervenarzt oder zum Psychiater – und in der Regel bekommen auch sie primär Antidepressiva. Nur ein kleiner Rest, weniger als zehn Prozent, macht ausschließlich eine Psychotherapie.

Werden auf diesem Weg dann nur leichte Depressionen behandelt?

Psychotherapeuten behandeln auch Pa­tienten mit schwereren Depressionen, aber viele schwer depressiv Erkrankte werden beim Psychiater oder stationär behandelt, weil sie nicht Monate auf einen Psychotherapieplatz warten können.

Generell müsste es viel mehr gruppentherapeutische Angebote geben. Zurzeit fließt allerdings ein Großteil der Ressourcen für die ambulante Versorgung in die Einzel-Psychotherapie – die nur einem kleinen Prozentsatz der Erkrankten zugute kommt.

Ist eine Psychotherapie in der akuten Situation immer empfehlenswert?

Oft ist das so. Wir bieten nahezu allen unseren Patienten in der Klinik eine Kombination aus Psycho- und Pharmatherapie an. Problematisch ist die Psychotherapie bei sehr schweren und bei wahnhaften Depressionen. Zur Psychotherapie sollte man außerdem wissen, dass die Nebenwirkungen kaum untersucht sind. Es wird stets so getan, als könne sie nur nutzen, aber das ist keinesfalls so.

Ein plakatives Schlaglicht ist das Beispiel Sigmund Freud, der 1898 etwa 50 Patienten in Behandlung hatte – von denen sich vier das Leben genommen haben, zwei unmittelbar nach dem Verlassen seiner Praxis. Ein Medikament mit solch einer Suizidrate würde sofort vom Markt ­genommen werden. Und diese Fälle ­haben nicht einmal dazu geführt, dass dieses Thema intensiv untersucht worden wäre. Mir ist jedenfalls keine systematische Studie zu ihrem Suizidrisiko bekannt.

Diagnose

Für die Diagnose einer Depression gibt es festgelegte Kriterien: Zu den Kern- symptomen zählen die Unfähigkeit, Freude zu empfinden, eine depressive Stimmung und eine generelle Antriebshemmung. Weitere Symptome sind Schlaf- und Appetitstörungen, Gewichtsverlust, Schuld- und Insuffizienzgefühle, Hoffnungslosigkeit, Suizidgedanken. Wenn vier dieser ­Symptome mindestens 14 Tage lang anhalten, kann das für das Vorliegen zumindest einer leichten Depression sprechen. 

Ursache

Die Ursachen einer Depression sind äußerst komplex. Die Hoffnung, ein dafür verantwortliches Gen zu finden, hat sich zerschlagen. Stattdessen wurden eine Reihe genetischer Konstellationen gefunden, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, an einer Depression zu erkranken. Umweltfaktoren spielen aber wohl auch eine Rolle: Bei eineiigen Zwillingen erkrankt trotz identischer genetischer Ausstattung in 58 bis 65 Prozent der Fälle nur einer der beiden an einer unipolaren Depression. Auch frühe Traumatisierungen wie Missbrauchserlebnisse oder der Verlust einer wichtigen Person in der Kindheit erhöhen das Risiko, später an Depressionen zu erkranken.

Patienten und Therapie

Depressionen gehören zu den häufigsten und zugleich am meisten unterschätzten Krankheiten. Allein in Deutschland leiden etwa vier Millionen Menschen an einer behandlungsbedürftigen Depression. Jeder fünfte Bundesbürger erkrankt einmal im Leben daran. Betroffen sind Menschen aller Altersgruppen und sozialer Schichten, bei Frauen wird die Diagnose allerdings doppelt so häufig gestellt wie bei Männern. Ist ein Elternteil an Depression erkrankt, erhöht sich für die Kinder das Risiko, ebenfalls zu erkranken, um das Zwei- bis Dreifache. Im Schnitt dauert eine Depression mehrere Monate, in seltenen Fällen kann sie Jahre anhalten.

Mit Pharmakotherapie und Psychotherapie stehen inzwischen wirksame Behandlungsverfahren zur Verfügung. Trotzdem gehören die Deutschen mit Blick auf die Bereitschaft, Antidepressiva zu nehmen, zu den Schlusslichtern in Europa. Sie befürchten Abhängigkeiten oder schwere Nebenwirkungen; zu Unrecht, heißt es bei der Stiftung Deutsche Depressionshilfe.

Tatsächlich gibt es heute ungefähr 120 Wirkstoffe zur Behandlung psychischer Erkrankungen. Sie werden meist nach ihrem klinischen Anwendungsbereich eingeteilt – in sieben Gruppen:
Antidepressiva – wirken stimmungsaufhellend
Neuroleptika – haben antipsychotische Wirkung
Tranquillanzien – haben angstlösende Wirkung
Hyptnotika – wirken schlafauslösend
Antidementiva – gegen altersbedingten geistigen Abbau
Phasenprophylaktika – gegen das erneute Auftreten von Krankheitsphasen bei affektiven/schizoaffektiven Psychosen
Sonstige Psychopharmaka – etwa begleitend beim Alkoholentzug.

Rat und Tat

Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe will durch Schulungen, Aufklärung und Forschung die Versorgung von Depressionskranken verbessern und Suiziden vorbeugen. Sie unterstützt regionale Bündnisse gegen Depression, hat das fachlich moderierte Diskussionsforum Depression aufgebaut und organisiert alle zwei Jahre einen großen Patientenkongress im Gewandhaus in Leipzig, moderiert vom Schirmherrn der Stiftung, Harald Schmidt (nächster Termin: 12. September 2015). Die Stiftung bietet außerdem Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen für Führungskräfte, Mitarbeiter und Betriebsärzte an. Seit 2014 wird sie von der Deutschen Bahn Stiftung unterstützt, die ein neues Forschungs­zentrum Depression in Leipzig finanziert.

Kontakt:

www.deutsche-depressionshilfe.deInfo-Telefon: 0800-33 44 533

www.diskussionsforum-depression.de
Onlineforum zum Erfahrungsaustausch für Betroffene und Angehörige

Dieser Text stammt aus unserer Redaktion Corporate Publishing.