Die Verbandsvertreterin

Birgit Fischer, Hauptgeschäftsführerin des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (vfa)




„Wir Arzneimittelhersteller sind ein integraler Bestandteil des Gesundheitssystems, weil wir medizinische Versorgung sichern, mit neuen Medikamenten, aber auch durch die Zusammenführung von Arzneien und Technologien. Wir geben Impulse für den gesamten medizinischen Fortschritt.

Das Bild von hohen Preisen, Scheininnovationen und aggressivem Marketing, das von Teilen der Öffentlichkeit so gerne gezeichnet wird, ist eher von Vorurteilen als von der Realität geprägt. Natürlich haben einzelne Unternehmen in der Vergangenheit Fehler gemacht, aber damit
eine ganze Branche zu assoziieren ist nicht
gerechtfertigt.

Die Kritik ist wohl dem traditionel
len Kästchendenken auf dem Pharma
markt geschuldet. Jeder Teilnehmer hat
lange nur an seine eigenen Interessen ge
dacht und die anderen damit konfrontiert.
Da nehme ich uns nicht aus. Ein komplexer Markt erfordert jedoch ein faires Miteinander. Deshalb wollen wir raus aus der Konfrontation und hin zur Kooperation.

Wir haben gar keine andere Wahl, denn die Probleme auf dem Markt sind nicht mehr mit Silodenken zu lösen. Die Verteilungskonflikte sind mittlerweile zu groß für Alleingänge, genau wie die Kernfrage, die nur gemeinsam zu beantworten ist: Wie wollen wir künftig mit Medikamenten eine gute Versorgung sicherstellen?

Dafür müssen die verschiedenen Akteure auf dem Verhandlungsweg Lösungen finden. Man muss nicht alles gesetzlich regeln – wir müssen miteinander reden, und das tun wir inzwischen auch. Die Verhältnisse untereinander haben sich längst verändert. Bei Rabattverhandlungen kommen Unternehmen und Kassen in direkten Kontakt, auch das AMNOG zwingt uns zum gemeinsamen Handeln. Das erfordert ein neues Rollenverständnis und Transparenz auf allen Seiten: Man legt gemeinsame Ziele fest und überlegt, wer welchen Beitrag wozu leisten kann.

Unser Beitrag ist traditionell die Forschung. Wir wollen aber auch den Zugang der Patienten zu Medikamenten sichern, also die Finanzierbarkeit des Gesundheitssystems gewährleisten. Ja, es stimmt, diese Perspektive haben wir lange vernachlässigt. Heute sehen wir darin eine besondere Verpflichtung. Finanzierbarkeit heißt jedoch nicht, dass die Preise für innovative Medikamente gesenkt werden. Natürlich ist es legitim, niedrigere Kosten zu fordern, beispielsweise bei bestimmten Analogpräparaten. Aber Forschung hat ihren Preis, und das gilt auch für Forschungslinien, die nicht zum Erfolg führen. Flops sind unausweichlich, ohne sie kann es keine Innovationen geben. Wir brauchen eine Refinanzierung der Forschung. Uns pauschal zweistellige Umsatzrenditen vorzuwerfen ist ein Totschlagargument.

Vor allem aber löst ein Drehen an der Preisschraube nicht die Probleme bei der Versorgung. Die Lösung liegt eher in der Steigerung der Effizienz im Gesundheitssystem. Dabei geht es um neue Versorgungsformen und Kooperationen, etwa zwischen Ärzten in Praxen, Krankenhäusern und Rehabilitationseinrichtungen. Bei solchen patientenbezogenen Versorgungsfragen wollen wir in Zukunft unseren Beitrag leisten, unsere Forschungsarbeit entsprechend erweitern und Lösungen vorschlagen.


Das ist ein ganzheitlicher Ansatz, und ich würde mir wünschen, dass auch die forschenden Arzneimittelhersteller ein wenig differenzierter betrachtet würden. Bislang werden Arzneimittel vor allem als Kosten wahrgenommen, aber nicht als Innovationen, die einen individuellen, aber auch volkswirtschaftlichen Nutzen erzeugen können, beispielsweise in einer alternden Gesellschaft. Dass die Arzneimittelausgaben steigen werden, ist allen klar. Aber nicht jeder sieht, dass Menschen auch dank guter Medikamente gesünder alt werden können, was andernorts Gesundheitskosten sparen kann, etwa bei der Pflege. Es wäre also nicht klug, an Innovationen zu sparen. Und es gibt noch viele Probleme zu lösen. Krebs, Demenz, Parkinson, Hepatitis – das sind schwere oder tödliche Krankheiten. Daran arbeiten wir, und das tun wir für die betroffenen Menschen und die Gesellschaft.“


Dieser Text stammt aus unserer Redaktion Corporate Publishing.