Der Krieg und die Computer

Es ist wahr, dass der PC und das Internet die Verfügbarkeit von Information und Wissen in einem Maße demokratisiert haben wie keine Technologie zuvor. Es ist aber auch wahr, dass das alles nicht so geplant war. Die Geschichte des Computers ist auch die Geschichte des Hightech-Militärs. Im Auftrag von britischen und amerikanischen Militärs entstanden in den dreißiger Jahren die ersten Konzepte für digitale Rechner. Der Engländer Alan Turing forschte in den dreißiger Jahren im Heeresauftrag: Der britische Röhrenrechner-Prototyp Colossus entstand mit Rückenwind der Royal Air Force 1942 bis 1943, der deutsche Z3 Konrad Zuses zeitgleich unter den Fittichen des Reichsluftfahrtministeriums. Das erste funktionstüchtige Elektronengehirn Eniac lief 1945 unter der Regie des Pentagon und zur Berechnung des Atombomben-Unternehmens "Manhattan Project" an. Zu diesem Zeitpunkt war Hewlett-Packard, Pionier der Silicon-Valley-Start-ups, bereits zum wichtigsten Lieferanten militärischer Messtechnik geworden. Edward Teller, einer der führenden Köpfe bei der Entwicklung der ersten Atombombe und Vater der Wasserstoffbombe, ist bis heute in Stanford, dem akademischen Herzstück des Silicon Valley, geblieben. Die frühen Computermacher von Rand und IBM bauten vorwiegend für Militärs. Die amerikanischen Raumfahrtprogramme Mercury und Apollo der sechziger Jahre brachten enormen Schwung in die junge Halbleiterindustrie des Valley und gaben lausenden Ingenieuren Arbeit. Die neuen Herren des Valley, Konzerne wie Intel, die den Mikroprozessor und damit die Miniaturisierung von Rechnern Anfang der siebziger Jahre serienreif machten, ermöglichten damit die " smarten" Waffensysteme der vergangenen Generationen. Als der Computerhersteller Apple in den achtziger Jahren betonte, seine Produkte würden nicht für die Rüstung hergestellt, war das ein guter Marketinggag und eine echte Ausnahme. Denn währenddessen wuchs unaufhaltsam das vom Pentagon ins Leben gerufene Arpanet der sechziger Jahre zum Internet heran - militärische Sicherheitstechnologie, die nach kurzer Nutzung durch das Verteidungsministerium für die Massen geöffnet wurde. Das Arpanet-Spielzeug wurde dank Mikroelektronik rasch langweilig: Dafür brachte in den achtziger Jahren Ronald Reagan das Star-Wars-Konzept ins Spiel, das Weltraum-Abwehrsystem, das jetzt die Bush-Administration neu beleben will. Das alte Star-Wars-Konzept erfreut übrigens längst die Betreiber von kommerziellen Kommunikationssatelliten.


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