Stephan A. Jansen über Intuition
Kopflos oder bauchfrei?
Fragen an Stephan A. Jansen
Dieser Artikel erschien in der Ausgabe 11/2016.
Ist Intuition unwissenschaftlich?
Im Gegenteil: Es gibt in zahlreichen Disziplinen Theorien der Intuition. Und es gibt in der Wissenschaft auch ein Gefühl dafür, dass wir nicht viel wissen über diese unbewusste Intelligenz, die der bewussten – und erst recht der künstlichen – oft so überlegen ist: Warum ist beispielsweise die Intuition so rasend schnell? Warum wissen wir immer noch nicht, warum wir oft mehr zu wissen scheinen, als wir eigentlich wissen können?
Gibt es auch Antworten?
Der für mich hellste Strang der Intuitionsforschung liegt in der Kognitionsforschung der Entscheidung. Dank des Nobelpreisträgers und Sozialwissenschaftlers Herbert Simon und des Kybernetikers Heinz von Foerster wissen wir: Wirkliche Entscheidungen – also solche in Unsicherheit – sind nur insofern Ent-Scheidungen, als sie gerade nicht entscheidbar sind. Die Alternativen, so wir sie überhaupt kennen, lassen uns gleichgültig. Dann haben wir es mit einem gordischen Knoten zu tun, unauflösbar, lediglich zerschlagbar – und dies eben gerade nicht mit den sonst üblichen Mitteln der Analyse, also der logischen Zerlegung.