Es war einmal in Hannover

Kinder, wie die Zeit vergeht. Vor gut zehn Jahren endete das größte Event, das Deutschland je erlebt hat, die erste Weltausstellung - die Expo Hannover: fünf Monate Laufzeit, 18,1 Millionen Besucher. Doch kaum waren die meisten Pavillons abgerissen oder demontiert, wurde abgerechnet und wie: 2,1 Milliarden D-Mark Defizit, "unfähige Geschäftsführung", befand der Bundesrechnungshof. "Holland verrottet, Litauen steht leer, die Türkei auch. In Polen sieht es nach einem Brand übel aus, tote Tauben, alte Sofas", notierte "Die Welt". Ein Aufbruch sollte es werden für "die Stadt mit dem gewissen Nichts", wie selbst Einheimische spotten. Nun roch es nach Pleite. Was ist in den zehn Jahren seither passiert? Wenig. Riesige Freiflächen: unbebaut. Die meisten Pavillons: immer noch leer. Wem sie gehören: keine Namen. Warum keiner mit ihnen etwas anfangen mag? Achselzucken. Fast 100 000 Quadratmeter auf der jüngsten Objektliste: Käufer gesucht. Die städtische Union-Boden GmbH, für die Verwertung des Expo-Parks zuständig, ist nicht zu beneiden. Denn die fixe Idee der Expo-Väter, draußen am Stadtrand mithilfe der deutschen "Kreativwirtschaft" ein blühendes Quartier zu entwickeln, hat sich erledigt. Nur im Rathaus haben sie es noch nicht gemerkt. Kreative, die 2500 Quadratmeter und mehr bespielen (und bezahlen) können, sind selten. Und dass Hannover - betrachtet aus London, Paris, Stockholm und Zürich - etwa in der Mitte liegt, ist kein Umzugsargument, ganz besonders für Unternehmungslustige nicht. Zwischenbilanz: Zuerst haben sie sich keine Gedanken gemacht, dann nur Illusionen. Sie haben einen Gewerbepark, zehn Nummern zu groß, der mehr kostet, als er verdient. Erbe, das sichtbar vergammelt, und abschreckendes Beispiel. Schwamm drüber. Immerhin hat Hannover dank der Expo-Milliarden einen öffentlichen Nahverkehr wie keine andere Großstadt. Das ist nicht gerade sexy, aber vorzeigbar auch noch in zehn Jahren.




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