Wärmepumpen in den USA

Wärmepumpen gelten als unverzichtbar für die Energiewende. Doch in Deutschland will sie spätestens seit dem Debakel um das Heizungsgesetz kaum noch einer haben. Im US-Bundesstaat Maine dagegen haben in zwei Jahren rund 100.000 Haushalte solche Geräte installiert. Und die Nachfrage bleibt groß. Warum?





• Marianna Casagranda ist Künstlerin und lebt in einem Fertighaus in Freeport, vor den Toren Portlands, im Süden von Maine. Die 64-Jährige trocknet ihre Wäsche im Garten und überlegt, sich ein Elektroauto zuzulegen. Außerdem würde sie gern Solarzellen auf dem Dach ihres Fertighauses installieren, doch das geht aufgrund städtebaulicher Bestimmungen nicht. „Ich suche ständig nach Wegen, wie ich noch etwas mehr Ressourcen sparen kann“, sagt sie. Damit meint sie Energie und Geld.

Inzwischen ist bei vielen im Land angekommen, dass beim Klimaschutz Handlungsbedarf besteht. Die Regierung unter Präsident Joe Biden hat ambitionierte Klimaschutzziele formuliert und fördert grüne Technik mit zahlreichen Projekten. Das Weiße Haus gibt dabei den Rahmen vor, die Gesetzgebung in Energie- und Umweltfragen liegt aber weitgehend bei den Bundesstaaten. Neben Kalifornien, in Umweltfragen traditionell Vorreiter, hat sich ein Staat an der Ostküste besonders hervorgetan: Maine. In kaum einer anderen Region der USA spürt man die Folgen der Erderwärmung so stark wie hier, auf Höhe von Montreal und Québec.

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts sind die durchschnittlichen Temperaturen in Maine um knapp zwei Grad Celsius gestiegen, bis zum Ende des 21. Jahrhunderts könnten es bis zu 5,5 Grad Celsius sein. Wenn sich die bisherige Entwicklung fortsetzt, gäbe es dort in 25 Jahren im Sommer schon doppelt so viele Tage mit Temperaturen von mehr als 35 Grad als heute. Da Maine am Atlantik liegt, versinkt der Bundesstaat zudem immer weiter im Wasser. Der Meeresspiegel könnte laut Prognosen bis 2050 um 45 Zentimeter steigen, bis 2100 um 1,20 Meter. Weite Teile der 5.600 kilometerlangen Küste und ganze Ortschaften würden dann komplett verschwinden.

Deshalb hat die Gouverneurin Janet Mills unter dem Motto „Maine Won’t Wait“ im Jahr 2019 einen ambitionierten Klimaplan für den Bundesstaat verabschiedet: Die Treibhausgase sollen bis 2030 um 45 Prozent sinken und der Strom bis dahin zu 80 Prozent aus erneuerbaren Quellen kommen. Eine zentrale Rolle soll dabei die Wärmepumpe beim Heizen und Kühlen von privaten und öffentlichen Gebäuden spielen. Bis 2025 sollten nach dem Willen der Regierung 100.000 Wärmepumpen installiert sein; weil dieses Ziel schon im Sommer 2023 erreicht war, erhöhte sie es um weitere 175.000 Geräte bis 2027. Dann wird es in Maine mehr als 320.000 Wärmepumpen geben, der Großteil davon in den knapp 600.000 privaten Haushalten.

Und in Deutschland? Da wurden im Jahr 2022 zwar schon 53 Prozent mehr Wärmepumpen verkauft als im Vorjahr, doch mit 236.000 Stück hinkt die Bundesrepublik gemessen an ihrer Größe deutlich hinter Maine zurück, wo nur 1,4 Millionen Menschen leben.

Vor allem aber ist die Begeisterung für Wärmepumpen hierzulande seit der Diskussion um das Heizungsgesetz bei vielen verflogen. „Die mediale Berichterstattung drehte sich weniger um die Technologie als um die Emotionen, die mit einem neuen Heizsystem einhergehen“, sagt Marek Miara vom Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme. Er gilt als deutscher „Wärmepumpen-Papst“, der unter anderem zeigen konnte, dass die Technik sich auch zur Umrüstung bestehender Bauten eignet.


Erfahrungsberichte der neuen Wärmepumpen-Nutzer sollen Skeptiker überzeugen.

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