Das neue Öl

• Wer Chinas Dominanz bei den seltenen Erden begreifen möchte, muss einen Blick auf die Bayan-Obo-Mine werfen. In der Einöde im Norden des Landes, nur eine Autostunde von der Grenze zur Mongolei entfernt, liegt das weltweite Mekka für kritische Rohstoffe. Das riesige Areal, welches mit seinen dunklen Ockertönen aus einem dystopischen Science-Fiction-Film zu stammen scheint, ist essenziell für die globale Energiewende. Schließlich wird hier ein großer Teil des weltweiten Bedarfs an seltenen Erden für Solarmodule und Elektrobatterien gefördert. Schätzungen zufolge sind unter den 48 Quadratkilometern mehr als ein Drittel aller bekannten Reserven zu finden. Besucher sind hier unerwünscht: Wer sich als Journalist dem Gelände nähert, wird von Autokarawanen der Sicherheitspolizei verfolgt und spätestens auf den Zufahrtsstraßen an den Checkpoints gestoppt.

Wenn die EU-Kommission einräumt, bei seltenen Erden „hochgradig abhängig“ von China zu sein, ist das diplomatisch ausgedrückt. Noch 2020 hatte die Europäische Union die Rohstoffe zu 98 Prozent aus der Volksrepublik bezogen. Bei der Förderung von seltenen Erden beträgt Chinas globaler Marktanteil etwas mehr als zwei Drittel, bei deren Weiterverarbeitung und der Verfeinerung rund 90 Prozent. 34 Rohstoffe stuft die EU als kritisch ein, weil sie dringend benötigt werden, aber aus unsicheren Herkunftsländern stammen. Für 17 der Stoffe ist China wichtigster Lieferant.