Alles verwenden, nichts verschwenden
Die Küche – egal ob daheim oder in der Gastronomie – ist ein eigener Kosmos, der viel über uns, die Wirtschaft und die Gesellschaft verrät. Luka Lübke, Köchin und Autorin, über gute und schlechte Sparsamkeit.
• Bei uns zu Hause gab es Mineralwasser nur, wenn Gäste da gewesen waren und die Flasche nicht ausgetrunken hatten. Das Wasser in der Badewanne wurde nacheinander von uns allen benutzt – gut, dass wir nur drei sind. Die Hosen, die ich trug, hatten schon fünf Kinder aus dem Dorf vor mir getragen. Wir aßen das ältere Brot vor dem frischen auf, und vielleicht wurde sogar mal ein bisschen Schimmel vom Marmeladenglas-Rand gekratzt, darunter war ja noch gute Marmelade.
Hinter alldem steckt ein von Wertschätzung geprägter Ansatz, den ich bis heute vernünftig finde. Warum nicht einen Joghurtbecher zweimal benutzen, Gemüseschalen und Pilzstiele trocknen, statt Brühwürfel zu kaufen, das abgekühlte Wasserbad zum Blumengießen nehmen, mit Kaffeesatz und Eierschalen Beete oder Füße pflegen. Warum nicht den partnerlosen Damenstrumpf über dem Apfelessig-Fass einen Fliegenschutz sein lassen oder einen Brotknust in bestes Paniermehl verwandeln.
Vom Inhalt meines Tiefkühlfaches zehre ich viele Wochen, weil dort nicht fertige Filets und Pizzabaguettes, sondern Krabben- und Spargelschalen, Fischgräten und Hühnerhaut auf ihre Reinkarnation warten. Auch ein Kleidungsstück zu flicken, statt es wegzuwerfen, erachte ich für sinnvoll, denn „da ist das Gute ja noch nicht von ab“, wie die Großmütter mit dem Socken-Stopfei auf der Küchenbank sitzend sagten, denn die gute Stube wurde nur an Wochenenden geheizt.
Eine gute Stube habe ich nicht, aber eine gute Unterhose schon.