Herz ist gut fürs Herz
Die Küche – egal ob daheim oder in der Gastronomie – ist ein eigener Kosmos, der viel über uns, die Wirtschaft und die Gesellschaft verrät. Luka Lübke, Köchin und Autorin, erzählt diesmal, warum man nach Schlange eine gute Suppe braucht.
• „Laut, laut, laut“, steht in meinem Tagebuch von 2004. Das fasst meine Reise durch Vietnam zusammen, wo ich vor dem Antritt meiner ersten Stelle als Küchenchefin eine Esskultur kennenlernen wollte, die man nicht aus Büchern lernen kann.
Ich begann meine Reise in Ho-Chi-Minh-Stadt, ehemals Saigon. Ich kenne Hongkong und Bangkok und breite Straßen mit vielen, sich darauf bewegenden Menschen. Aber nicht breite Straßen, auf denen, von Ampeln oder Zebrastreifen unbeeinflusst, riesige, fast autofreie Schwärme von Mopeds, Fahrrädern und dreirädrigen Cyclos, beladen mit ganzen Familien, übermannshohen Bergen von Bananen oder Baumaterial, Möbeln, lebenden Tieren oder sogar Eisblöcken, hupend, klingelnd und völlig unberechenbar fahren. Ich brauchte drei Tage, bis ich die große Straße zum Ben Thanh Market zu überqueren wagte. Der Todesmut hatte sich gelohnt, denn ich bekam dort eine Ahnung von all den Dingen, die ich niemals essen wollte und am nächsten Tag doch aß.
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