Leichte Sprache

Kein Mensch auf der Welt versteht alle Texte.

Die Leichte Sprache nimmt den Inhalt ernst, aber nicht schwer. Das kann erhellend sein. Hier die Übersetzung von Auszügen der Einleitung des Duden-Ratgebers „Leichte Sprache“ in der Erstausgabe von März 2016.





Die vielfältigen Funktionen, die die schriftliche Kommunikation in literalen Gesellschaften erfüllen muss, führen zu immer komplexer werdenden Vertextungspraktiken (…). Je länger eine Diskurstradition besteht, desto verdichteter und damit undurchdringlicher werden die Konventionen, die sie stabilisieren und sichern. Das reicht bis hin zu Spezialdiskursen, die überhaupt nur noch von einer kleinen Gruppe von Experten rezipiert und verstanden werden können. Das Textuniversum literaler Gesellschaften ist damit notwendig und konstitutiv exkludierend: Kein Gesellschaftsmitglied verfügt über eine umfassende Literalitätskompetenz, wenn darunter die Fähigkeit verstanden wird, sämtliche Textkonventionen und -traditionen zu kennen und sie aktiv für die Produktion und für die Rezeption von Texten zu nutzen.

Wir lesen und schreiben jeden Tag.
Das wird immer wichtiger.
Es gibt immer mehr Texte auf der Welt.
Manche Texte sind kompliziert.
Man kann sie schwer verstehen.
Die Leute schreiben immer mehr komplizierte Texte.
Denn sie wollen viele komplizierte Sachen sagen.
Manche Texte sind ganz besonders kompliziert.
Dann verstehen nur noch Profis was drin·steht.
Die normalen Leute verstehen diese Texte nicht.
Kein Mensch auf der Welt versteht alle Texte.
Das ist normal: Denn die Welt ist kompliziert.
Aber es ist auch ein Problem.
Denn viele Leute können nicht mit·reden.

Um dennoch für umfassendere Partizipationsmöglichkeiten zu sorgen, unterhalten literale Gesellschaften eine reiche intralinguale Übersetzungspraxis (…).

Deswegen gibt es Übersetzungen für schwere Texte.
Dann kann man sie leichter verstehen.
Und dann können mehr Leute mit·reden.

In diese Tradition lässt sich auch die Leichte Sprache stellen. Im Gegensatz zu durchschnittlich sozialisierten Gesellschaftsmitgliedern ist bei den Zielleser(inne)n von Leichte-Sprache-Texten die Zugänglichkeit zu Texten jedoch maximal eingeschränkt; (…) insgesamt können sie kaum auf die konzeptionelle Schriftlichkeit als Wissensressource beim Lesen zurückgreifen; (…).

Es gibt zum Beispiel: die Leichte Sprache.
Manche Leute können sehr schlecht lesen.
Oder sie haben große Probleme beim Verstehen.
Diese Leute verstehen die meisten Texte nicht.
Das ist ein Problem für diese Leute.
Denn sie können dann nicht mit·reden.
Für diese Leute gibt es: die Leichte Sprache.

Leichte Sprache greift deshalb tiefer als alle anderen Formen der didaktischen Informationsaufbereitung in die Ausgangsstrukturen ein.

Wie funktioniert die Leichte Sprache?
Sie macht die Texte einfacher.
Dann kann man die Texte leichter lesen.