Kein Rabatt für niemand

Ob Online-Coupon, Neukundenbonus oder Supersale – ein Anlass fürs Preise-Reduzieren findet sich immer. Die Kundschaft steht drauf – aber ist es auch sinnvoll? Drei Gegenargumente.





• Wer billig kauft, kauft doppelt, spricht der Volksmund. Doch während er so spricht, stecken durchschnittlich viereinhalb Bonuskarten in seiner Brieftasche. Deutschland ist ein Land der Sparfüchse. Das war nicht immer so. In informierten Kreisen kursiert die Legende aus dem Jahre 1901 von der ersten Rabattmarke als List hannoverscher Krämer. Sie wollten damals der Anschreiberei entgegenwirken. Wer gleich zahlte, bekam ein Märkchen zur Belohnung. Skonto für Schnellzahler. Und so wurde – während anderswo Australien gegründet wurde – in Hannover die Rabattmarke aus der Wiege gehoben. Anschließend konzentrierte man sich hierzulande jedoch aufs Beginnen und Verlieren zweier Weltkriege, und so dauerte der Siegeszug des Rabattheftchens noch ein halbes Jahrhundert.

Kurz nach der Jahrtausendwende wurde dann das einst sauber in Winter- und Sommerschlussverkauf gegliederte Abverkaufsjahr in ein ewiges Rabattfest eingeschmolzen, von Cyber Monday bis Black Friday, vom Osterfrühbucherrabatt bis zur Winterreifenaktion. Seit das Rabattgesetz 2001 aufgehoben wurde, überbieten sich die Händler mit Nachlässen. In der Modebranche gilt „full price“ bereits als Seltenheit. Laut dem Wirtschaftsmagazin »Forbes« kaufen 94 Prozent der Kundinnen kaum noch Kleidung, die nicht heruntergesetzt ist; 89 Prozent beobachten ihren Wunschartikel so lange, bis er sich in ein Schnäppchen verwandelt hat. Rabatt ist die neue Norm, die unverbindliche Preisempfehlung nur eine ferne Drohung des Herstellers.

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