US-Immobilienkrise

Was wurde aus den Opfern der US-Immobilienkrise?

2010 und 2011 berichteten wir über die US-Immobilienkrise. Banken hatten ungesicherte Kredite vergeben, Zehntausende verloren ihre Häuser. Nun hat die US-Regierung mit sechs Banken einen Vergleich geschlossen. Danach müssen sie 25 Milliarden Dollar Entschädigung zahlen.





Die Menschen in den USA mieten keine Häuser – sie kaufen sie. Das gehört zum amerikanischen Traum: ein eigenes Haus auf eigenem Grund und Boden. Amerikanische Banken schienen ihn möglich zu machen: Sie setzten auf steigende Immobilienpreise und vergaben Kredite, die der normale Häuslebauer oft gar nicht bezahlen konnte.

Ab dem Jahr 2007 brach der Markt zusammen. Die Preise fielen und die Kreditraten schossen in die Höhe. Amerika rutschte in eine Wirtschaftskrise und der Wert vieler Häuser war plötzlich geringer als die ausstehende Kreditsumme. Rund 10,7 Millionen Haushalte oder jeder vierte Schuldner waren betroffen.

Viele konnten ihre Raten nicht mehr bezahlen. Statt zu helfen, pfändeten die Banken die Häuser, ließen sie zwangsräumen und versteigern.

Im Jahr 2008 mussten so mehr als 860 000 Schuldner ihre Häuser den Banken übergeben. 2009 waren es bereits rund eine Million. Im Jahr 2010 gab es gar 3,5 Millionen Vollstreckungsbescheide – alle neun Sekunden einer.

Es traf ganz normale Menschen mit einem geregelten Leben und einem Job, die nun ihr Haus verloren und obdachlos wurden.

Wie brand eins-Autor Roman Pletter berichtete, gab es im ganzen Land Hausbesetzungen und Demonstrationen. Eine Abgeordnete im Kongress sagte, es sei grotesk, wenn Bürger mit ihren Steuern Banken retten, die offenbar nichts Besseres zu tun hätten, als Käufer aus ihren Häusern zu werfen, diese danach versteigern zu lassen und ihren Managern dann Millionen-Boni auszahlen.

Dabei war gar nicht sicher, ob dieses Vorgehen den Banken hilft, oder ob die Räumungen und der Leerstand der Häuser am Ende nicht viel mehr kostet, wenn ganze Stadtviertel umfallen und der Wertverlust der Immobilien auch die solvente Nachbarschaft trifft.

brand eins Redakteur Oliver Link beschrieb einen fiktiven Schauprozess, in dem die Stadt Cleveland 21 Banken auf Schadenersatz verklagt, weil die Gemeinde Millionen Dollar für die Sicherheit und Pflege der verwaisten Wohngegenden ausgeben musste. Die Klage war real und wurde 2008 von der Stadt Cleveland eingereicht. Der Prozess aber fand nur in einem Dokumentarfilm statt. Im realen Leben wurde die Klage im März 2011 in letzter Instanz abgewiesen.

Nun jedoch einigte sich die US-Regierung mit sechs großen Banken auf einen außergerichtlichen Vergleich. Wie Spiegel Online berichtete, sollen JPMorgan, Wells Fargo, die Citigroup, Bank of America und Ally Financial insgesamt 25 Milliarden Dollar zur Verfügung stellen, um Hunderttausende amerikanischer Haushalte zu entlasten.

„Das ist der größte Vergleich, den die Regierung zusammen mit den Bundesstaaten jemals erreicht hat“, sagte der US-Justizminister Eric Holder.

Ein Großteil der Entschädigung soll Schuldnern zugute kommen, die kurz vor der Zahlungsunfähigkeit stehen oder deren Haus weniger wert ist als der Kredit, den sie abtragen müssen. Diesen Schuldnern sollen günstigere Konditionen angeboten werden. 1,5 Milliarden Dollar gehen an jene Familien, die ihr Haus aufgrund von Fehlern der Banken verloren haben. Und rund 3,5 Milliarden Dollar fließen an den Staat für weitere Hilfestellung der Betroffenen und für die Kosten, die die Gemeinden zu tragen haben.

Die Einigung wird übrigens auch von den Banken begrüßt. Sie erhalten so die Möglichkeit, ihr Image aufzupolieren.

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