Wirtschaftsbücher gelesen und empfohlen von Peter Felixberger

Phil Rosenzweig: Der Halo-Effekt - Wie Manager sich täuschen lassen.
Gabal Verlag, Offenbach 2008; 273 Seiten; 24,90 Euro

Auf einen Blick

Warum sind manche Unternehmen erfolgreicher als andere? Keine Ahnung, antwortet Management-Professor Phil Rosenzweig. Er zeigt auf, wie Berater, Analysten und Journalisten täglich mit Klischees und althergebrachten Patentrezepten im Nebel herumstochern - willkommen in der Welt des Halbwissens! Rosenzweig beschreibt aber nicht nur die Halo-Effekte, er zeigt auch, wie man sie vermeiden kann.

Warum lesen?

Um dem Aberglauben zu entkommen, Erfolg sei planbar. Aber auch, um zu verstehen, warum Bescheidenheit in guten Zeiten und Lernbereitschaft in schlechten Zeiten wichtig sind für das eigene Weiterkommen.

Für wen?

Für alle Wirtschaftslenker, die ahnen, dass Fleiß und Glück oft bedeutsamer sind als das gesamte Strategie-Latein der Managementfibeln. Für alle, die ein gesundes Misstrauen hegen gegenüber den Binsenweisheiten, die uns täglich aufgetischt werden. Und für alle, die wissen, dass dauerhafter Erfolg eine Illusion ist.

Kernaussage

"Die Antwort auf die Frage: Was funktioniert wirklich? ist: Nichts funktioniert wirklich, zumindest nicht für alle Zeiten. Die Welt der Wirtschaft tickt anders."

Béatrice Hecht-El Minshawi: Business Know-how
Golfstaaten Redline Wirtschaft, Heidelberg 2008; 180 Seiten; 14,90 Euro

Auf einen Blick

Die Golfstaaten gehören zu den Boom-Regionen der Weltwirtschaft. Sie haben eine junge Elite, die oft in den USA oder in Europa studiert hat und die Spielregeln der Globalisierung beherrscht. Auf sie treffen deutsche Unternehmer, die vom Wirtschaftswunder in der Wüste profitieren wollen. Doch das funktioniert nur, wenn man den feinen interkulturellen Dialog zu führen weiß.

Warum lesen?

Dieses Buch dient als Einführung für alle, denen die Golfregion noch fremd ist und die dort Geschäfte machen wollen. Mit viel Detailkenntnis wird der Geschäftsalltag in den Golfländern beschrieben und vor den kleinen Fallen (Nie Dokumente mit der linken Hand entgegennehmen! ) und großen Fettnäpfen (Nie zu schnell einen Geschäftsabschluss suchen! ) gewarnt.

Für wen?

Für Geschäftsreisende, die mit ihren arabischen Partnern langfristig zusammenarbeiten wollen. Die Autorin Béatrice Hecht-El Minshawi ist eine Meisterin der kompakten Übersicht.

Kernaussage

"Das beste Wissen ist das, was du kennst, wenn du es brauchst."
Saudisches Sprichwort

Joana Breidenbach, Pál Nyíri: Maxikulti. Der Kampf der Kulturen ist das Problem - zeigt die Wirtschaft uns die Lösung?


Campus Verlag, Frankfurt 2008; 192 Seiten; 19,90 Euro

Auf einen Blick

So zu leben, wie es einem gut und richtig erscheint, ist eine große Freiheit. Erst recht, wenn man sich auf dem Basar der Lebensstile, Jobwelten und Sinnstiftungen grenzenlos bedienen darf. Doch Vorsicht ist geboten: Die Wächter in Wirtschaft und Politik achten pingelig darauf, dass diese Wahlmöglichkeiten nicht zu konsequent genutzt werden. Leitkultur, Standardprodukte und Zielgruppendenken sollen die kulturelle Vielfalt einebnen.

Warum lesen?

Wer zwängt die Menschen in feste Rollen, wer bestimmt über ihre Bedürfnisse? Klar, Eltern, Lehrer und Politiker. Aber nicht nur sie. Auch die alten Marketing-Regime der Unternehmen standardisieren und normieren: "Ab in deinen Container, du dummes Kundenschaf! ', heißt es da. Es wurde höchste Zeit, dass jemand diesen Kulturdeterminismus einmal in die Tonne tritt, wie die beiden Anthropologen Breidenbach und Nyíri das tun. Ihr Credo: Der Einzelne ist mehr als Teil einer Zielgruppe, Nation oder Religion. Er ist vielmehr eine Mischung aus vielfältigen kulturellen Einflüssen.

Für wen?

Vom Produktentwickler bis zum Vertriebsprofi. Man liest mit großem Gewinn über einen zeitgemäßen Umgang mit Kunden, Kollegen und Mitmenschen - jenseits von Klischees und Stereotypen.

Kernaussage

"Eine größere kulturelle Vielfalt ermöglicht es uns, aus dem Korsett von vorgegebenen, an Geburt, Klasse, Kaste und Konvention gebundenen Lebensstilen auszubrechen, Alternativen kennenzulernen, Altes und Neues zu vermischen und uns für oder gegen bestimmte Lebensformen zu entscheiden."

Harro von Senger: Moulüe. Supraplanung - Unerkannte Denkhorizonte aus dem Reich der Mitte. Carl Hanser Verlag, München 2008; 286 Seiten; 19,90 Euro

Auf einen Blick

Anders als viele konfektionierte China-Bücher, die das Big Business in den Blickpunkt rücken, zeigt der Sinologe Harro von Senger, was die Chinesen wirklich antreibt: Sie denken langfristig, sind überzeugte Kommunisten und freuen sich diebisch, einen übers Ohr zu hauen. Übrigens nicht mit Täuschung, Lüge oder Betrug, sondern mit List. Der kluge Mensch denkt strategisch und geht Umwege, um ans Ziel zu gelangen. Das ist keine Frage der Moral, sondern der Effizienz.

Warum lesen?

Allem China-Hype zum Trotz: Geschäftsleute hierzulande haben noch immer wenig Ahnung, wie China tickt. Was kein Wunder ist, weil wir die Chinesen immer noch als pragmatische und fleißige Arbeitsbienen verniedlichen - schön überheblich, aber auch schrecklich daneben. Chinesen schätzen nichts mehr als ihre Strategeme (siehe brand eins 03/2003 "Professor Listig"), kleine Weisheiten, die ihnen im Alltag als Ratgeber dienen.

Für wen?

Im deutschen Mittelstand geht die Sorge um, nicht am Aufschwung in China teilhaben zu können. Bevor man aber Schrauben und Güterzüge ins Reich der Mitte exportiert oder dort Fabriken aufbaut, sollte man wenigstens etwas mehr über die Werte wissen, welche die Chinesen prägen. Dann gelingt es einem vielleicht mit der gleichen listigen Strategie vorzugehen, mit der man selbst behandelt wird. Das nennt man dann gegenseitige Wertschätzung.

Kernaussage

"Ob man die Alleinherrschaft der Kommunistischen Partei mag oder nicht, bei der Beurteilung der vergangenen 25 Jahre wird man nicht darum herumkommen, dass eines der größten Wirtschaftswunder der Weltgeschichte geschaffen worden ist."

Gunter Dueck: Abschied vom Homo oeconomicus - Warum wir eine neue ökonomische Vernunft brauchen. Eichborn, Frankfurt am Main 2008; 256 Seiten; 22,95 Euro

Auf einen Blick

Wirtschaft ist eine Fahrt auf der Achterbahn. Stabilität und richtigen Halt gibt es nie. Und das hat Folgen. In der Krise handeln die Beteiligten nur für sich selbst. Es wird betrogen und gelogen, veruntreut und geschmiert. Dazu sinkt die Qualität des Angebots, Billigjobs lassen die Löhne sinken. In Zeiten des Aufschwungs vermehrt sich der Wohlstand. Doch dann werfen Gier und Korruption die Menschen wieder in den Höllenschlund. Das extreme Auf und Ab vernichtet den Wohlstand immer wieder aufs Neue. Was tun? Ganz einfach. Eine andere Strategie anwenden: vorsorgen in fetten Jahren, maßhalten in mageren Zeiten.

Warum lesen?

Ein weitverbreitetes Vorurteil lautet, dass Wirtschaftsakteure immer rational handeln. Doch das ist Unsinn. Sie sind vielmehr Gefangene des jeweiligen Konjunkturzyklus. Deshalb fordert der IBM-Cheftechnologe Dueck einen neuen Umgang mit den Instabilitäten. Einen Mittelweg, um die Schwankungen der Wirtschaftssubjekte abzufedern. Weniger Kampf, weniger Gier nach Luxus, dafür mehr Gemeinschaft und mehr Kooperation.

Für wen?

Für alle Führungspersonen, die nur zählen, verwalten, kontrollieren, kommandieren und denen es an Fantasie fehlt. Damit sie endlich aus der Falle der Einsparungen, Massenentlassungen, Lohnsenkungen und aus der Gutsherrenmentalität herauskommen. Und lernen, wieder von guter Arbeit zu leben.

Kernaussage

"Das Unternehmen 2.0 bietet Geborgenheit, Freunde, Events, Freude, Sinn, Vision, Gemeinsamkeit. Es dirigiert behutsam unser Leben."

Gianna Possehl, Anke Meyer-Grashorn: Trust Yourself! Wie Sie Ihre Intuition für Entscheidungen nutzen. Rudolf Haufe Verlag, Freiburg 2008; 192 Seiten; 19,80 Euro

Auf einen Blick

Zündende Ideen und Entscheidungen aus dem Bauch gehören zum unerlässlichen Repertoire moderner Führungskräfte. Denn in einer immer komplexeren Welt kann man sich auf die exklusive Kraft des rationalen Abwägens nicht mehr verlassen. Nachdenken allein reicht offenbar nicht mehr, wenn man erfolgreich sein will. Die Intuition ist deshalb ein Lieblingsthema der Ratgeberliteratur geworden. Possehl und Meyer-Grashorn sind sogar überzeugt: Intuition kann man lernen! Und präsentieren in ihrem Buch ein kurzweiliges Programm, wie man sein Selbstbewusstsein aufpolieren kann. Ziel ist es, das Unbekannte zu erahnen, bevor die eigene intellektuelle Zensur das Kommando übernimmt.

Warum lesen?

In der modernen Gehirnforschung gibt es mehr Rätsel als gesicherte Erkenntnisse. Eines davon ist der Zusammenhang zwischen Kreativität und Intuition. Erst seit Kurzem ist klar: Kreativität lebt mehr von der Intuition als von Intelligenz. Viele kreative Lösungen werden also unbewusst vorbereitet. Wie dies im Gehirn geschieht, muss noch erforscht werden. Eines aber ist bereits sicher: Nur wer sich konzentriert und ausdauernd mit einem Thema beschäftigt, wird irgendwann vom Geistesblitz getroffen. Auf dem Sofa sitzen und auf den genialen Einfall warten, kann unter Umständen ziemlich lange dauern.

Für wen?

Für Produktentwickler, Marketingstrategen und Werber, die unter kreativen Minderwertigkeitskomplexen leiden. Kurzum: für alle Menschen, die Ideen haben wollen.

Kernaussage

"Intuition ist eine Fähigkeit, die uns sozusagen wie das Atmen von Haus aus zur Verfügung steht."

John Kao: Innovation - Wie sich die USA & Europa neu erfinden können.
Murmann Verlag, Hamburg 2008; 336 Seiten; 22,50 Euro

Auf einen Blick

Feiertagsredner aller Länder rufen gern nach Innovationen in Wirtschaft und Gesellschaft. Was sie damit meinen, verraten sie jedoch nur selten. Hier beschreibt ein in Deutschland weitgehend noch unbekannter Querdenker aus den USA, wie der Fortschritt aussehen könnte. John Kao fordert Europa und die USA dazu auf, endlich ihre Volkswirtschaften visionär auszurichten: keine alten Hüte mehr, sondern nur noch die gemeinsame Leitidee, die drängenden Probleme der Menschheit wie Umweltzerstörung, Energieversorgung, Armut und Klimawandel zu lösen. Sein neues Motto: Gutes tun und es sich dabei gut gehen lassen!

Warum lesen?

Um endlich aufzuwachen. Denn viele glauben immer noch, es reiche aus, einfach weiterzumachen wie bisher. Sie igeln sich ein in ihrer Welt der alten Industrieregime und warten in geduckter Haltung darauf, dass der Wohlstand keine Schrammen abbekommt. Doch währenddessen wandert die Produktion veralteter Produkte in die Billiglohnländer ab. Für Kao ein Glück. Denn dadurch wird Platz frei für die Innovationen von morgen. Mit neuen Geschäftsmodellen und einer Wohlstandsgarantie!

Für wen?

Für alle Entscheider, die wissen, auf welchen alten Gäulen sie durchs Wirtschaftsleben reiten. Für alle Politiker, die ahnen, dass Visionen mehr sind als der klapprige Reparaturbetrieb, an dem sie herumschrauben.

Kernaussage

"Innovation ist die Fähigkeit von Menschen, Unternehmen und von ganzen Ländern, ihre gewünschte Zukunft ständig neu zu erschaffen."

Jean-Louis Cianni: Denkpause - Wie mich Seneca aus der Krise holte.
Econ Verlag, Berlin 2008; 240 Seiten; 16 Euro

Auf einen Blick

Philosophieren heißt sterben lernen, schrieb der französische Philosoph Michel de Montaigne (1533-1592). An diese Worte erinnert sich Jean-Louis Cianni, PR-Chef einer regionalen Fluggesellschaft, als er plötzlich entlassen wird. Mit Ende 40 erlebt er den Sturz in die Einsamkeit und in die Bedeutungslosigkeit. Die Selbstzufriedenheit des vergangenen Erfolges ist binnen weniger Tage pulverisiert, er entfernt sich immer weiter von sich selbst. In den Stunden aufkeimenden Selbsthasses fängt Cianni im Keller seines Einfamilienhauses an zu lesen, während oben die Familie sitzt. Wie dachten die großen Philosophen der Weltgeschichte über den Tod, und was kann man von ihnen lernen? Er seziert die Gedanken der alten Griechen und Römer, staunt über Spinoza und Schopenhauer, belächelt Augustinus und findet schließlich über Epikur den Weg zurück zur Selbstachtung und Wertschätzung seiner selbst.

Warum lesen?

Viele Menschen in Führungspositionen haben den Kontakt zu sich selbst verloren. Als Zuchtmeister der Rationalität ziehen sie die großen Strippen und meißeln an ihrem Denkmal. Irgendwann aber stoßen sie auf ihr eigenes Ich. Und dann stellt sich ihnen die Frage: Wer will schon als Windei enden und sein Leben als hyperaktiver und extrem gestresster Abteilungsleiter irgendwo verbringen?

Für wen?

Für Menschen ohne Arbeit und solche, die es bald sein werden. Die Lektüre öffnet die Möglichkeit zu mehr Freiheit, jenseits der Dringlichkeit wirtschaftlichen Erfolges.

Kernaussage

"Ich irre wie ein Gespenst von einem Philosophen zum nächsten, von einem Toten zum anderen. In dieser Parallelwelt erhole ich mich, setze ich mich wieder zusammen."




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